08.05.2017
In aller Herrgottsfrühe stehen wir mit der Sonne auf. Nur der Muezzin ist früher aus den Federn gehüpft, aber den schlägt hier auch keiner. Wir kommen an dem sehr übersichtlichen Flughafen an und checken ein. Dann geht es mit AirAsia nach Kuala Lumpur in Malaysia. Wir versuchen etwas bei Burger King zu essen, aber sie akzeptieren keine Kreditkarten. Bei einem solch riesigen Flughafen sehr verwunderlich. Ich suche noch nach einem neuen Paar Schuhe, aber bei meiner Größe winken die Verkäufer ab. Der eine Schuh ist sogar nur bis 36 vorrätig. Du grüne Neune.
Wir kommen in Yogyakarta an und nehmen ein Taxi Richtung Innenstadt. Wir haben eine Unterkunft in einer Seitenstraße von Malioboro, einer langen und sehr bekannten, geschäftigen Straße gebucht.
Wir erkunden am Abend noch etwas die Umgebung und gehen etwas Essen. Der Verkehr scheint hier für so eine große Stadt, mit in etwa so vielen Einwohnern wie Berlin, deutlich gemächlicher zu verlaufen. Es ist eine Studentenstadt, die Bevölkerung ist recht jung und aufgeschlossen. Der Koran und die Religion werden hier bei weitem nicht so streng ausgelegt und es herrscht mehr ein liberaler Charakter. Es gibt kleine schmale Gässchen, wo nichtmal Roller durchfahren, an welchen sich Restaurants, Geschäfte und Unterkünfte entlang ziehen. Auf der Straße Malioboro gibt es riesige Läden, die vor allem Kleidung anbieten. So viele T-Shirts und Flip Flops habe ich lange nicht gesehen. Auf der anderen Seite reihen sich die Essensstände aneinander. Ein gutes Abendessen für einen Euro auf die Hand oder sitzend auf dem Boden ist gar kein Problem. Die Luft ist bei weitem nicht so schwül wie erwartet und wir zotteln unbeschwert durch die Straßen. Langsam aber sicher.
09.05.2017
Der Morgen beginnt damit, dass das Telefon schellt. In unserem Hotelzimmer. Um viertel nach Acht. Zum Glück ist das Telefon auf Ruths Seite und sie nimmt ab. “Möchten Sie heute morgen frühstücken?” fragt die Stimme. Ähm, ja, aber nicht jetzt. Das Frühstück ist bis zehn Uhr. Eine merkwürdige Begebenheit.
Gegen halb zehn erscheinen wir dann zum Frühstück. Dieses ist wirklich reichhaltig und abwechslungsreich. Jedoch bräunt der Toaster nur von einer Seite, die Marmelade ist eine Art farbige Zuckerpaste und die Pfannkuchen sind weder aus Mehl, noch Milch.
Danach erkunden wir erstmal die Stadt und die nahe gelegene Straße Malioboro, welche selbst als eine der Attraktionen gelistet ist. Das Stadtbild ist ein etwas anderes als anders, als wir es bisher von Indonesien gewohnt sind. Vor allem auf dieser Straße. Viele Fahrradritschkas ziehen umher, auf der Suche nach Kunden. Einige Pferdekutschen stehen ebenfalls bereit. Auf der einen Seite der Straße werden Waren angeboten, auf der anderen Seite sehr günstiges Essen auf der Hand. Wir machen uns Richtung Süden auf gen Palast. Der Verkehr ist hier deutlich ruhiger, zumindest auf dieser Straße, sodass man meist in Ruhe queren kann. verzierte Straßenlaternen und ein Fußweg, letzteres eine absolute Seltenheit in diesem Land, begleiten die lange Straße.
Wir bringen unsere Wäsche selber in die Reinigung, weil das Hotel wie üblich einen Schweinepreis verlangt. Hier im Geschäft wird abgewogen und ja nach dem wann man die Wäsche braucht, dann verrechnet. Am nächsten Tag, für 6.000 das Kilo. Soviel hätte das Hotel für eine Hose berechnet.
Ein Mann auf der Straße, er ist wie alle anderen umtreibig am Geschafte erzielen interessiert, lotst uns zu seinem Freund der Touren anbietet. Tatsächlich wollen wir morgen den Tempel Borobudur besuchen und holen uns seinen Vorschlag ein. Für 100.000 sehen wir an einem Hügel den Sonnenaufgang und werden zum Tempel und zurück gefahren. Wir werden wieder auf ihn zurückkommen.
Auf dem Weg zum Palast, der Attraktion der Stadt, werden wir von verschiedensten Leuten angesprochen. Manche wollen nur ein Photo oder einen kurzen Plausch, ganz nebenbei. Ein anderer macht uns mit der lokalen Masche der Kunstgallerie vertraut. Diese hat die besten Öffnungszeiten überhaupt. Immer wenn man da ist, hat sie auf. Wenn man jedoch nicht da ist, hat sie gründsätzlich geschlossen. “Nur gestern und heute. Es ist der letzte Tag”, lässt uns der junge Mann eindringlich wissen. Wir nicken ihm beschwichtigend zu, wissend darum, dass einem dort dann aller möglicher Plunder angedreht wird.
Am Palst selber herrscht gerade MIttagspause. Da wird dann gebetet und gegessen und die Pforte bleibt geschlossen. Wir setzen uns auf dem Vorhof nieder, unter einem Schatten spendenden Baum und begucken uns das muntere Treiben. Ein Mann verkauft beispielweise eine Flöte. Von der einen Seite gibt sie einen relativ normalen, wenn auch unmusikalischen Ton von sich. Bläst man anders herum hinein, hört es sich an wie ein schreiendes Kind. Ich frage mich welche gedankenlose Person dafür wirklich Geld ausgibt.
Wir laufen wieter durch ein paar Nebengassen, über Brücken und durch unüberschaubare und verwinkelte Märkte. Das Auge kommt mit der Reizüberflutung kaum nach.
Später am Abend kommen wir noch auf das Angebot des Herrn Reiseveranstalters zurück und buchen einen Transport um viertel vor vier morgens, pünktlich zum Sonnenaufgang. Wir futtern noch eine Kleinigkeit in der Bar “oxenfree”, was zwar eine Touristenfalle ist, aber dafür in gutem Ambiente gekühltes Bier und sehr wohlschmeckende Speisen serviert. Und die Jungs von der Bedienung sind sehr auf Zack.
Auch auf dem Rückweg ist der Markt an der einen Straßenseite noch in vollem Gange. Er ist direkt auf den Bürgersteig gebaut, sodass kaum eine andere Möglichkeit bleibt, als hindurchzugehen. Es werden vor allem T-Shirts, aber auch Flip-Flops, Taschen, Bänder und allerlei sondern Kilmbim feilgeboten. Und beim feilschen sollte man auf Zack sein, denn oft ist das erste Angebot das doppelte vom normalen Preis.
Der Wecker wird auf viertel nach drei gestellt. Also praktisch mitten in der Nacht, welche also viel zu früh enden soll…
10.05.2017
Bevor die eigentlichen Hähne anfangen Terz zu machen, geht der neumodische Weckruf in Form des Handzweckers los. Ich habe noch ein paar Minuten Zeit und gehe Richtung Malioboro Straße mit der Kamera. Nachts bietet sich ein anderes Bild der Stadt. Alle Händler sind nach Hause gegangen und haben ihre Waren verpackt zurückgelassen. Ich kann mich locker mitten auf die Straße stellen und photographieren. Einige Männer schlafen in ihren Fahrrad-Ritschkas und nehmen keine Notiz von mir. Ein paar Essensstände sind geöffnet, aber das Geschäft läuft schleppend. Die Nacht verleiht der Umgebung ein anderes, angenehmes Gesicht, aber manche Sachen bleiben gleich. Auf dem Rückweg quatscht mich ein Typ von der Kunstausstellung an. “Nur heute Nacht noch geöffnet. Morgen ist geschlossen.”, wirft er mir unnachgiebig entgegen. Ich könne doch die Bilder photgraphieren, meint er. Doch dafür bin ich nicht mitten in der Nacht unterwegs, guter Mann. Ich versuche die Klette abzuschütteln, was nur durch stoische Ignoranz möglich ist, so sehr das auch meinem normalerweise freundlichen und höflichen Gemüt zuwider ist.
Wir steigen an einem Hügel aus, welcher uns den Blick auf den Tempel Borobudur bei Sonnenaufgang verschaffen soll.
Einige Leute leuchten uns den Weg nach oben. Manche stehen einfach nur da und begrüßen und freundlich. Nachdem wir die 30.000 Rupiah Eintritt entrichtet haben, versucht uns noch eine Blitzbirne ein weiteres Ticket für sein erhöhtes Baumhaus zu verkaufen. Hier wird alles verkauft.
Wir blicken auf ein Tal, welches von grünem Dschungel ausgefüllt wird. Eingerahmt wird es von in den Himmel ragenden Bergkuppen an der linken und rechten Seite. Es liegt noch alles im Nebel und man kann nichtmal erahnen, in welcher Richtung wir den Tempel sehen werden. Und ob wir ihn überhaupt sehen werden.
Als die Sonne das Mysterium langsam lüftet sehen wir links Richtung Horizent eine spitze Silhouette, welche wohl den Tempel darstellt. Einen guten Blick auf den Tempel kann man es nun wirklich nicht nennen, aber das morgendliche Schauspiel in dem Tal an sich ist schon beeindruckend.
Dann holt uns unser Fahrer wieder von dem Hügel ab, sammelt direkt die Kohle für den Eintritt in den Tempel (325.000) ein und wir fahren wieder los. Nach unserem nicht üppigen aber solidem Frühstück, bringt er uns dann zum Tempel hinein und wird uns später wieder abholen. Die Anlage besteht aus einem sehr weitläufigen Park, welcher aus grün geschmückten Wegen besteht. Der Tempel selber ist ein brauner Steinriese, welcher viereckig nach oben hin zuläuft. Es gibt vier Auf- und Abgänge. Der Tempel ist geschmückt mit einer Vielzahl von Budda Statuen und Glocken. Die größte und mächtigste Glocke sitzt ganz oben auf der Spitze. Die Menschenmassen sind so früh am Morgen noch recht überschaubar, wenn auch bereits vorhanden. Die Leute sind bereits in vollem Selfie Modus. Von einer Seite raunt ein Polizeichef seine Truppe durch ein Megaphon an, welche auf einem Platz Spalier stehen. Bis auf diese die Besinnlichkeit trübende Tatsache ist der Tempel und vor allem auch die Lage wirklich einmalig. Es ist eh mein erster Tempel, aber dieser ist wirklich mächtig. Vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass er im neunten Jahrhundert errichtet wurde. In die Steinwände wurden Abbildungen von verschiedensten Ritualen und Zeremonien gehauen. Ob Feierlichkeiten, der Fischfang oder der Vollzug der Todesstrafe. Das Museum gibt uns ein paar Hintergrundinfos zu diesem Bau, welche ansonsten eher rar gesäht sind. Die größte Steintafel weist lediglich darauf hin, dass dies ein Unesco Weltkulturerbe ist.
Auf dem Rückweg fühle ich mich fast wie im Ikea. Nicht nur dass uns vor dem Ausgang eine Horde penetranter Verkäufer abfängt, sondern auch dass man dann durch einen geschätzten Kilometer Verkaufsstände gelotst wird, ehe man wieder in die Freiheit entlassen wird. Ramsch und Nippes soweit das Auge reicht. Doch gibt es hier eine echte Rarität: Postkarten. Ich schlage zu.
Den Rest des Tages verbringen wir aufgrund der Tatsache, dass wir bereits um viertel nach drei aufgestanden sind, in verschiedenen Betten. Erst bis zwölf in unserem Hotel, dann checken wir in die Packer Lodge ein. Dort waren wir bereits in Jakarta und es ist ein sauberes, gut geführtes Hostel in bester Lage und zu einem guten Preis. Vor allem da morgen ein Feiertag ist und viele Unterkünfte bereits ausgebucht sind.
11.05.2017
Heute haben wir dann genug von der Latscherei in der Hitze der Stadt und mieten uns wieder einen Roller. Das funktioniert soviel besser hier. Zu Fuß muss ich jeden Kilometer eine neue Flasche Wasser trinken, man ist naturgemäß deutlich langsamer unterwegs und wird zudem noch von den Leuten wegen der Kunstausstellung angequatscht. Würden diese nicht vehement versuchen, mich zu dieser Ausstellung reinzuziehen um irgendeinen Krams zu verticken, würde ich mir die Ausstellung wirklich gerne ansehen. Zumal die Stadt wirklich für Kunst und Kultur bekannt ist.
Wie dem auch sei fahren wir zunächst zu einem Reisebüro um unseren morgigen Flug nach Jakarta zu buchen. LionAir nimmt unsere Kreditkarte im Internet nicht an und im Reisebüro füllt jemand anderes die ganzen Formulare aus, während man sich entspannen kann. Mehr kostet es ebenfalls nicht.
Dann fahren wir weiter Richtung Nationalmuseum. Wir kreisen zweimal um den Block um einen Eingang zu finden. Schilder gibt es nicht. Wir fragen und erfahren, dass es gerade renoviert wird und erst am Neunzehnten wieder eröffnet. Wir schwingen uns wider auf den Roller und fahren weiter zum Postamt, um ein paar Briefmarken für die Ansichtskarten an die Daheimgebliebenen zu erwerben. Aber auch dieses hat geschlossen. Es macht wohl erst Montag wieder auf. Halb so wild. Wir machen uns auf zum Museum Vredeburg. Ich habe vorher einige Museen und Postämter auf der Karte markiert. Und siehe da, dieses hat tatsächlich geöffnet. Trotz des niederländischen Namen wird hier hauptsächlich die Zeit der japanischen Besatzung in einer Vielzahl von Dioramen dargestellt. Die Japaner versuchten, die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Natürlich gab es auch einige Gefechte. Nach dem Fall von Nippon wähnte man sich in Sicherheit, doch die Holländer witterten Morgenluft und versuchten, das Land abermals zu unterjochen, obwohl bereits die Unabhängigkeit ausgerufen wurde. Das Spielchen ging dann ein paar Jahre lang, bis 1950 Schluss war und die Holländer auf internationalen Druck von ihrem Vorhaben abgelassen haben. Die Indonesier waren auf dem Weg zur Freiheit.
Das Museum ist zu empfehlen. Viele Texte sind ins englische übersetzt und die Dioramen sind anschaulich.
Dann machen wir uns noch auf, einen Blick in die ehemalige Palaststadt zu werfen, welche durch hohe Mauern geschützt ist. Diese beherbergte nicht nur den Palast selber, sondern auch ein ganzes Dorf mit allem Drum und Dran. Viele ehemalige Gebäude sind noch recht gut erhalten. Es geht durch Katabomben, durch kleine Gassen und Befestigungsanlagen. Leider ist auch hier wieder jegliche Beschilderung abwesend. Es gibt nicht eine Hinweistafel, was wo zu finden ist oder warum es hier ist. Ein örtlicher Scharlatan gibt uns zwar ein paar interessante Informationen in gebrochenem Englisch preis, führt uns aber fünf Minuten später direkt in sein Kunstgeschäft und wittert die schnelle Mark. Das geht uns Beiden auf den Zwirn und so erkunden wir den Rest auf eigene Faust.
Am Abend gehen wir noch in eins der unzähligen Resturants hier. Es befinet sich in einem der kleinen Nebengänge. Dieser heißt einfach “Gang2”. Auf der Speisekarte ist alles von Ananas bis Zwiebelsuppe.
Ich widme mich meinen Postkarten, was mich auch den Rest des Abends beanspruchen soll. Ich finde es sehr schade, dass solche Traditionen verschwinden. In Zeiten von Internet und Smartphones wird es immer schwieriger Ansichtskarten zu kaufen. Ich habe grundsätzlich garnichts gegen Technologie einzuwenden, verdiene ich doch meine Brötchen damit. Aber über eine Karte in der Post freue ich mich immernoch deutlich mehr, als wenn das Handy piept. Das eine steht noch eine ganze Weile auf meiner Anrichte, das Andere ist bereits Sekunden später wieder in der Wolke verschwunden.