Vinales

08.03.13

Heute hieß es früh aus den Federn, denn um 8 gabs Frühstück, um 9 den Wagen und um 10 die Schlüsselübergabe der Wohnung…theoretisch. Leider trifft einen dann noch die kubanische Praxis. Der Wagen kam erst um 11, weil der Hobel noch nicht zurück war. Aber sei‘s drum…ein chinesischer Geely, wie bestellt, weiß, 43tkm. Koffer rein, Navi an, raus aus Havanna. Nach ca. 5 km ging bereits kurz die ABS-Leuchte an. Ich habe das mit kubanischer Gelassenheit ignoriert. 2$ kostet der Eintritt nach Las Terazas und er ist es wert. Nachdem ich mir ein vorgelagertes Dorf angeschaut hatte, drehte ich den Zündschlüssel um…aber nix. Ruhig bleiben…passiert den Besten…nochmal…nix…nochmal…nix. Dann halt die Pannenhilfe anrufen…kein Netz: Willkommen in Kuba. Glücklicherweise besaß das Dorf ein Telefon. Nach einem kurzen Gespräch mit der Dame, wo ich denn hier eigentlich sei, hob ich den Hörer ab. Zwei Frauen führten dort ein munteres Gespräch. Ich bin mit meinem Anliegen eingestiegen und eröffnete die Telefonkonferenz. Mein Anliegen stieß auf wenig Gegenliebe bei den Damen, welche sich nicht beirren ließen. Dann nahm die Besitzerin des Telefons das Zepter in die Hand und die Leitung stand. Englisch wie fast immer nicht existent, jedoch konnte ich mein Anliegen klar machen. Nach einer Weile des Wartens wurde es mir zu bunt und ich untersuchte den Grund des lauten Gelächters aus dem nebenliegenden Gebäude. Jener Grund wurde schnell in Form einer fast leeren, billigen Flasche Rum sichtbar. Dort fand mein Problem mehr Gehör und einer der lustigen Truppe war zudem Mechaniker. Nach einer Mischung aus Rumgefummel, Rum, Lamentieren und Anschieben lief die Karre wieder. Ich habe dann zum Dank noch ein wenig Taxi gespielt und mir wurde dabei noch Las Terazas nebst Erläuterung präsentiert. Nach ca. 20 km Autobahn ging der Drehzahlmesser immer weiter hoch, bis er beim Maximum von 8000 verweilte. Da mein Gehör mich über die Falschheit der Aussage informierte, fuhr ich weiter. Gut so, denn als ich wenig später mit dem Chinesenhobel ausrollte und Garnichts mehr ging, rollte ich auf der Autopista an einem Polizeiposten aus. Die Polizei war sehr hilfreich und so wurde der Pannenservice in gutem Spanisch gerufen. Das resultierte darin, dass eine halbe Stunde später jemand kam, der jedenfalls der Meinung war, dass eine qualmende Batterie, welche extrem stinkt, so nicht im Handbuch steht. Jedoch hatte ich den Eindruck der Polizist hatte mehr Ahnung als der sogenannte Pannenhelfer. Jedoch war mir spätestens dort, als die Uhr sechs schlug, dass aus dem Treffen mit Inge nichts wird. Kurze Nachricht mit „Komme später…“, weit entfernt. Zurück zu drängenderen Problemen, kam der Senior dann nach einer Stunde mit einer „neuen“ Batterie zurück. Er rief noch einen Mechaniker an, welcher dann per Ferndiagnose/Glaskugel den Befehl „Alles klar!“ gab. Der Hobel sprang an, ich bedankte mich und der Pannenmensch gab mir noch seine Mobilnummer. Eine nicht gerade beruhigende wenn doch hilfreiche Geste. Nach einigen Kilometern wurde mir noch was anderes gewahr was mir bevor stand, vor dem alle Kubaner gewarnt hatten:“Fahr bloß nicht bei Nacht“. In Ermangelung guter Alternativen setzte ich die Fahrt in den malerischen Sonnenuntergang mit erheblich reduzierter Geschwindigkeit fort. Somit wurde vorsichtig die steile und kurvige Straße nach Vinales erklommen, immer in der Hoffnung, dass mich die Chinesen in Form des Autos nicht nochmals im Stich lassen. Äußerst froh, die Nacht nicht im Auto verbringen zu müssen, erreichte ich das beschaulich grüne Vinales. Nach etwas fragen war schnell ein Platz für mich und meinen asiatischen Freund gefunden. Margarita hat mich nett empfangen. Die Besitzer der Casa particulares sind hier wirklich hervorragend vernetzt. Mein Schlafzimmer hier besteht aus zwei Doppelbetten und einem ordentlichen Badezimmer. Es gibt eine Hinterhofterasse, wo sich wie beispielsweise jetzt gut Rum trinken sowie Zigarre rauchen lässt. Zum Abendessen gabs Hummer sowie eine Suppe, reichhaltige Beilagen und das lokale Bier „Bucanero fuerte“. Abends kam zudem noch ein Guide hier vorbei, der mir  ein weitaus verlässliches Transportmittel für eine Tour nach Valle de Vinales bot: el caballo/ Das Pferd. Ich sagte zu. Cohiba und Havanna Club schlossen den turbulenten Tag zufrieden ab.

 

     

09.03.13

Es sollte ein entspannter Tag werden, den ich nach dem gestrigen Fiasko mit Freude und einer heißen statt in Havanna lauwarmen Grüße begrüßt habe. Das Frühstück war reichhaltig mit einem Wurstomelett, Käsesandwich, allerlei Früchten, Baguettebrot, Honig, Saft, heiße Kakao und Tee. Wenn‘s doch nur immer so wär. Um halb zehn stand die Frau vor der Tür, die mich zur Exkursion ins Valle de Vinales bringen sollte. Ich sollte ihr und ihrem Fahrrad mit dem Auto folgen, welches beim zweiten Mal auch anspring. Hätte ich gewusst, dass es 2 Blocks weiter ist, wär ich die paar Meter auch gelaufen. Zumal Sie aufgrund einiger Esel und Ochsenkarren mit ihrem Drahtesel ohnehin schneller unterwegs war. Nachdem ich der Einzige war, wurde mir schnell mein Ross vorgestellt. Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken unserer Pferde. Und ab gings! Der Zosse schien jedoch größtenteils keine große Lust zu verspüren, den 1000sten verwöhnten Touri durch dieses Tal zu transportieren. Obwohl der Gaul laut Guide den Weg kannte, versuchte er doch des Öfteren abzukürzen. Dies ist vielleicht auch meiner eingerosteten und somit lachsen Zügelführung zuzuschreiben. Sei‘s drum. Der Guide erklärte mir wie immer exklusiv in Spanisch einiges über das Tal sowie Tabak und Früchte hier. Nicht umsonst UNESCO Weltkulturerbe. Er führte mich zunächst in eine der Höhlen hier. Naja….es war nicht mehr und nicht weniger. Dann ging es zu einer der zwei Haciendas. Dort wurde mir erst mal erklärt, warum das mit dem Pferd nicht so auf Anhieb geklappt hat. Nach drei Mojito steuert ein Pferd hier auf Halbautomatik. Ab 5 Mojitos schaltet es in den Autopilot. Da hier mit Rum aus gutem Grund nicht gegeizt wird, glaube ich ihm das gerne. Danach zeigte er mir dann noch wie man ordentlich Zigarren rollt. Einlage, Umblatt, Deckblatt, 2 Minuten, fertig. Am dritten und letzten Stop der Tour wurden nicht weniger als 38 verschiedenen Früchte und Gemüse angebaut. Dort trafen dann nach einer Weile und einem Fruchtcocktail wieder die anderen Turis von Stop Nr. 2 ein. Schweiz, Kanada, Irland und Frankreich. Kurz danach war Ende, der Guide zeigte mir dann noch die Richtung nach Vinales und wollte sich aus dem Staub machen. Ich insistierte und interessierte mich für den Standort meines Autos, welches aber nur eine Ecke weiter stand. Nach kurzer Pause wollte ich noch zu meiner Autovermietung nach einem anderen Wagen fragen, das war aber Samstagnachmittag nicht mehr drin. Hier hatte ich bereits das Gespür für Wochentage verloren. Dann hoffen wir mal, dass der Hobel morgen nach Cayo Jutias und wieder zurück fährt. Das Internet hatte nebenbei ebenfalls schon geschlossen. Somit entschied ich mich zum Campismo dos Hermanas zu fahren, ca. 4 KM außerhalb Vinales. Dort konnte man dort wie überall hier die schöne Landschaft, aber auch ein kleines archäologisches Museum bestaunen. Die prähistorischen Ruinen nebst 120m Abbild auf einem Fels habe ich mir geschenkt, da Zweiteres bereits von weitem sichtbar und fotografierbar ist und der Spaß zudem 3$ kostet. Ich bin einem Schild und somit einem Feldweg zum Mirador gefolgt, nun weiß ich auch, was ein kubanischer Feldweg ist. Neben Fußgängern nur für Pferd und Panzer sicher passierbar. Der Mirador entpuppte sich als Hütte auf einem Hügel, wo es wirklich einen lohnenswerten Augenblick für das Auge zu sehen gab. Zudem hatten sich dort auch 2 Deutsche und 2 Schweizer eingefunden. Eine Erfrischung für den Rückweg war ebenfalls im Angebot. Der Wagen zeigte keine Ausfallerscheinungen. Später habe ich dann beim Abendessen bei Suppe, Hühnchen und leckeren sowie reichhaltiger Beilage nach allen Regeln der Kunst zugelangt. Für den Verdauungsspaziergang gingen dann Kamera, Stativ und Timer mit auf die Reise. Man kann nun nicht behaupten, dass die Stadt eine großartige Lichtstimmung hätte, was aber im Wesentlichen daran liegt, dass sie einfach nicht viel Licht hat und doch recht beschaulich ist. Trotzdem sind ein paar atmosphärische Straßenbilder dabei herumgekommen. Dabei ist abermals aufgefallen, dass Vinales wesentlich besser in Schuss ist als Havanna. Die Häuser sind hier alle angenehm farbenfroh. Morgen geht es sowie es das Auto zulässt nach Puerto Esperanza und Cayo Jutias. Ich werde also das erste Mal nach einer Woche in der Karibik den Strand sehen.

 

         

 

   

10.03.13

Nach dem abermals reichhaltigen und leckeren Frühstück habe ich zusammen mit Paquito die Reise nach Puerto Esparanza angertreten. Bein zweiten Starten stotterte mein Vehikel um die erste Kurve. Ein Glück fing es sich schnell und brachte danach mich sowie ca. 15 weitere Anhalter gut von A nach B. Puerto Esparanza ist ein beschauliches Fischerdorf und als der Guide schrieb, dass hier die Uhr 1951 stehen geblieben sei, hatte er sowas von Recht Ein paar Fotos sowie wundersame Blicke der einheimischen später war mein Ziel der vielfach angepriesene Strand Cayo Jutias. Ab hier habe ich dann auch angefangen, einige der zahlreichen Anhalter in meinem Auto zu platzieren. Ob jung, alt Mann, Frau… alles steht am Straßenrand an der nächsten Kreuzung oder auf dem Weg zur nächsten Stadt, was manchmal aufs Gleiche rauskommt. So braucht man sich auch nicht um die Navigation kümmern und man hat Unterhaltung im Auto. Das Navi zeigt zwar zuverlässig einen Weg zum Ziel, dass bestimmte Schlaglochansammlungen namens Landstraße besser zu meiden sind, entzieht sich der Logik eines Navigationssystems. Ohne ein paar Brocken Spanisch ist man jedoch auch hier aufgeschmissen. Generell scheinen jüngere Leute besser verständliches Spanisch zu sprechen…so zumindest mein heutiger Eindruck. Cayo Jutias ist ein reizender Strand mit einem angenehmen Mix aus Touris und Einheimischen. Trotz Sonnenmilch nehme ich ein Andenken vom Strand mit nach Hause. Auch auf dem Rückweg war wieder schnell der Wagen voll. Nach einer kühlen Dusche war ich auch das klebrige Salz los und ich konnte mich dem Abendmahl widmen. Dann wurde noch die morgige Route zum Westzipfel der Insel geplant. Diese scheint schwieriger als gedacht, denn nach 150km kommen noch 60km guter Feldweg, der zudem in einem abgezäunten Park ist. Ich werde sehen wie weit mich mein Auto und ein paar CUC bringen.

 

       

11.03.13

Heute Morgen ging‘s um halb sieben aus den Federn…gefühlte 4 Stunden zu früh. Von diesen Uhrzeiten muss ich mich zu Hause erst mal erholen. Aber das Land hat soviel zu bieten und meine Liste ist so lang. Mit mir musste auch die arme Margarita aufstehen, damit um 7 das Frühstück eingenommen werden konnte. Paquito hat in der Zeit gut hörbar einen halben Wald gefällt. Mit Sonnenaufgang ging‘s dann los mit Ziel „La Bajada“, einem kleinen Dorf kurz nach der Abzweigung nach „Cabo de San Antonio“. Dem westlichsten Punkt Kubas. Ich hatte leichte Zweifel ob der Machbarkeit, da die restlichen 60 km als „other road“ auf der Karte standen. Und das soll auf Kuba nichts Gutes heißen. Nach ca. 3 Stunden, wo die restlichen 30 km nicht das Wort Straße verdienten, war ich am Checkpoint zum „Peninsula Guanahacabies“ Park. Wie im „Lonely Planet“ angekündigt, war für mein Unternehmen eine 4-5 stündige Tour mit einem Guide Pflicht. Ich wollte den netten engagierten Guide Jose auch nicht vor den Kopf stoßen, dass ich eigentlich nur die restlichen 60km fahren wollte um ein Foto zu schießen, Gut so, denn vorausgesetzt man interessiert sich auch nur vage für Flora und Fauna ist der Park wirklich ein Erlebnis mit Krebsen, Geckos, extrem spitzen Steinen sowie dem angeblich kleinsten Vogel der Welt. Und der ist echt klein. Viele Arten sind endemisch. Obendrein gibt’s noch Höhlen (cuevas), Fledermäuse und Krokodile. Der Guide war sein Geld allemal wert, ein bisschen spanisches Rätselraten inklusive. Am Ende stand dann ein Foto nebst mir und Jose am Leuchtturm des Westzipfels Kubas…mission accomplished. Auf dem Rückweg habe ich dann noch die halbe Mannschaft des Parks ins nächste Dorf mitgenommen. Zudem auf dem restlichen Weg noch X andere Leute unterschiedlichster Couleur. Was ich in Deutschland wahrscheinlich nie machen würde ist hier am zweiten Tag zur Gewohnheit geworden. Denn neben dem Weg kennen die Leute auch die teils fiesen Schlaglöcher. Das Auto fuhr übrigens nach dem üblichen Murren am Anfang problemlos. Zum Thema tanken: Hier scheint es keinen Überlaufschutz zu geben und der Tankrüssel sollte bis zum Anschlag drin sein. Dann behutsam den Hebel betätigen. In Abwesenheit von Kreditkarten oder Wechselgeld sollte für runde Beträge getankt werden und nicht wie üblich einfach voll. Am Abend gab‘s dann den Fisch, den Paquito Sonntag frisch von Puerto Esperanza erstanden hatte…ein Gedicht. Zudem war meine Wäsche tiptop fertig. Morgen geht’s auf ins 427km entfernte Cienfuegos, wo von meinen herzlichen Gastgebern hier schon mal eine Unterkunft klar gemacht wurde. Hund Negra wartet gerade wie immer brav am Hauseingang auf die Reste des Familienessens. Generell werden hier Tiere eher als Tiere behandelt und nicht so verhätschelt wie in der Bundesrepublik. Zusammenfassend waren die 4 Nächte und drei Tage hier ein echtes Erlebnis, egal ob zu Fuß, hoch zu Ross oder motorisiert. Ein kleines Dorf, wo man nach einer halben Stunde weiß wo alles ist. Zudem hat mich hier niemand nach Zigarren, Rum oder Sonstigem angelabert. Eine erfrischende und willkommene Abwechslung zum emsigen Havanna.

 

           

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