14.02.15
Heute schlafen wir aus. Nach dem frühen Aufstehen die ganze Woche über sind uns ein paar Stunden Schlaf extra gegönnt. Wir gehen gegen zwölf Uhr Richtung Brunch und man merkt direkt, welche Stunde geschlagen hat. Es ist Valentinstag und dementsprechend viele Leute versuchen alles Mögliche an den Mann zu bringen, was auch nur im Entferntesten als Geschenk herhalten könnte. Ein Mann kommt mit prachtvollen Blumen aus einem Geschäft heraus. Die Leute pfeifen und johlen ob des breiten Grinsen des Mannes. Der Spruch des Tages im Restaurant ist wahr aber wenig einfallsreich. Am Eingang ist aber noch ein Spruch, den ich jederzeit unterschreiben würde: „wenn du keine Angst vor deinen Träumen hast, sind diese vielleicht nicht groß genug“. Das kommt meiner derzeit sehr träumerischen Laune sehr entgegen. Zu essen bestelle ich eine Käseplatte zur Erinnerung an meinen Ausflug nach Frankreich. Sehr schmackhaft. Der Wein fehlt.
Dann machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel San Juan del Sur. Eigentlich wollten wir direkt zu playa maderas, da ist aber aufgrund des Valentinstags erst morgen wieder etwas frei. Ein freundlicher Mann am Hostel bietet uns an, uns für 70 Dollar mit seinem Auto nach San Juan zu fahren. Sicher und mit Klimaanlage. Da der Weg das Ziel ist und er nicht mit sich verhandeln lässt, nehmen wir für ein paar Dollar ein Taxi und zwei Busse zum Ziel. In Rivas müssen wir umsteigen und zwängen uns in den zweiten Bus. Eine alte Kutsche die früher Mal als Schulbus in den USA eingesetzt wurde. Wenigstens muss man sich nicht festhalten, da wie beim Vieh Transport kein Blatt Papier zwischen den nächsten Nachbarn passt. Die Straße ist eher mäßig aber der Fahrer tritt trotzdem auf die Tube.
In San Juan angekommen stellen wir fest, dass unsere vor ein paar Stunden abgeschickte Mail umsonst war, da das Hostel voll ist. Das Dorf scheint im Ausnahmezustand, denn auch die nächsten fünfzehn Hostel sind voll. Wahnsinn. Aber Hartnäckigkeit zahlt sich aus und so kommen wir ein paar Blocks weiter zu zwei Betten im Schlafraum. Diese nehmen wir für acht Dollar dankend an.
Zum Abendessen gibt es Fisch in jalapeño Sauce. Diese ist aber auch bestens im Krankenhaus servierbar, da sie mild wie junger Gouda ist. Ich vermisse meinen Chinesen und sambal olek. Das war es dann aber auch, da das Klima auch abends mal wieder herrlich warm ist. Es herrscht ein guter Wind, aber wir sind halt auch direkt am Pazifik, wo wir es uns in zwei Strand Stühlen mit zwei kühlen Blonden bequem machen. Den Wellen zuzusehen hat etwas Ähnlich Beruhigendes wie in die Flammen eines Feuers zu gucken. Die Elemente haben eine beruhigende Wirkung auf den Menschen.
15.02.14
Es trennt mich zwar nur ein dünner, flatternder Vorhang von der Straße, aber trotzdem werde ich nur langsam wach.
Der Fruchtsalat am Frühstückstisch ist mehr eine fruchtplatte für die ganze Familie und schmeckt frisch und knackig zugleich.
Nach dem packen fahren wir mit dem Taxi zu der “casa maderas ecolodge”. Wir checken ein, schmeißen unsere Sachen in den Schlafsaal und springen in den Pool. Etwas unwirklich, denn um uns herum ist nichts außer trockene, heiße Vegetation und Sandpisten. Das Taxi hatte seine liebe Mühe.
Die Anlage ist schön angelegt, grün und mit vielen Hängematten. Dies ist aber endgültig kein Gebiet mehr für Backpacker sondern mehr für Paare oder Familien. Außer Ausflügen und surfen ist hier nicht viel zu tun. Ganz recht für die leider letzte Woche meines Aufenthalts. Ein bisschen Erholung am Ende des Urlaubs hat schon vorher bestens befruchtet.
Das Abendessen wie auch das Frühstück findet in der Hotelanlage statt, da sonst nicht viel in der nahe ist. Zum Glück habe ich Ruth dabei. Sonst hätte ich wohl auch nie diese abgelegene Anlage gebucht.
16.02.15
Heute wird gut. Gar keine Frage, denn heute geht es endlich mit dem Surfbrett in den Pazifik. Vormittags nehmen wir mit dem Surfbrett das Shuttle zum Strand. Eine rumplige Schotterpiste. Wir könnten glatt besser zu Fuß gehen, denn es ist nicht weit. Mit einem Surfbrett unter dem Arm steigert man den coolness Faktor direkt dramatisch, da man mit dem surfen umgehend Jugend, Spaß, Strand Urlaub und gut gebräunte Körper verbindet. Der Strand bietet nicht viel, wenn man kein Surf Anfänger ist. Zum Schwimmen zu unruhig und kalt und für Fortgeschrittene zu anspruchslos. Aber für uns gerade richtig, die wir erstmal ein paar Trockenübungen am Strand absolvieren müssen. Das Wichtigste: möglichst fix vom Liegen ins stehen wechseln und wenn man den Flieger macht kurz unter Wasser bleiben und den Kopf schützen, denn das Surfbrett geht im Zweifelsfall als Geschoss durch. Ich habe das direkte Gefühl, dass das richtig spaßig wird. Ruth ist noch etwas unsicher, da sie auch keine begabte Schwimmerin ist. Aber nach ein paar weiteren Anläufen klappt der Sprung auf das Brett immer besser. Und dann geht es ab ins recht frische Wasser. Es ist also Bewegung angesagt. Der Lehrer übernimmt vieles, schaut nach Wellen und gibt den stoß, sagt dann “Dale!” und ich springe auf das Brett. Am Anfang klappt das nicht so ganz, weil es einfach ungewohnt und wacklig ist. Nach ein paar Versuchen ist es aber vollbracht. Ich springe auf das Brett und reite auf meiner ersten Welle Richtung Strand. Ich fühle mich wie der König und habe Spaß wie selten zuvor. Ich paddle direkt wieder heraus. Nach einiger Zeit fühle ich das Salz in meinem ganzen Körper. Ich habe ein paar gute Durchspülungen hinter mir, da man zwangsläufig am Anfang öfters mal beim Sprung auf das Board ins Wasser fliegt. Meine Anerkennung für Leute, die wirklich quer in einer Welle surfen können, wächst deutlich. Zwischendurch erkundige ich mich bei Ruth, ob auch alles in Ordnung ist. Sie versucht sich etwas weiter am Strand, wo sie stehen kann.
Wir nehmen nach einer kurzen Auszeit einen weiteren Anlauf und diesmal klappt es auf Anhieb besser. Das werde ich definitiv öfters machen.
Wir haben noch Zeit bevor der Bus kommt und ich quatsche mit dem Surf Lehrer, der seit dreizehn Jahren in ganz Zentralamerika umhersurft. Nice. Ich frage ihn einiges über sein Leben und es stellt sich heraus, dass auch er Costa Rica nicht mag. Das Land hat hier keinen guten Ruf. Er ist überrascht, dass ich Deutscher bin, da die sonst nicht viel reden, nicht fragen und eher ihren eigenen Weg gehen. “Kalte Leute” sagt er zu mir. Er hat eine gute Lebenseinstellung und umschreibt mehr oder weniger das Motto “Glück kann man nicht kaufen”. Wie weise. Der Bus ist voll aber wir laufen das Stückchen einfach und werden auf dem letzten Meter noch auf der Ladefläche eines Pickups mitgenommen. Der Wind weht uns um die Ohren und die Schotterpiste schüttelt uns gut durch.
Am Abend stelle ich abermals fest, was für ein unterschied es doch ist, zu zweit zu reisen. Ich lerne kaum mehr andere Leute kennen, mit denen ich sonst einfach so am Abend ins Gespräch gekommen wäre. Ein bisschen schade da ich das sehr schätze aber auch verschmerzbar in Anbetracht meiner Reisepartnerin.
17.02.15
Im Gegensatz zu gestern sitzt uns nicht die Zeit im Nacken und wir machen einen faulen Vormittag. Mittlerweile kennt man die Kellner hier schon, weil wir ja mindestens zweimal am Tag in das gleiche Restaurant gehen. Am Tage ist es recht heiß und wir sind froh, dass wir das Reiten für heute erst am Nachmittag gebucht haben. Mein letztes Mal hoch zu Ross war vor gut zwei Jahren auf Kuba und das war eher die gemächliche Runde. Aber Ruth lässt schon durchblicken, dass es bei ihr etwas mehr zur Sache geben muss. Die Pferdchen sind gerade ausreichend für unsere Körpergröße. Am Anfang geht es in aller Ruhe über Sandwege zumeist durch die Sonne. Ich muss mich erstmal daran gewöhnen, dem Pferd per Zügel mitzuteilen, wohin es gehen soll. Mehr ein Problem ist jedoch, dass mein Zosse eine ausgesprochen faule Socke ist. Unser Guide muss also ab und zu nachhelfen. Ruth scheint besser klarzukommen. Sie fragt, ob wir nicht einen Zahn zulegen können. Kein Thema meint er und ab geht es für ne Mark. Ich komme wieder recht schnell in die Bewegung für den Trab hinein, da es ansonsten für den normalen Mann ein doch recht unangenehmer Ritt wäre.
Am Strand angekommen setzt die untergehende Sonne die Szenerie in das rechte Licht und es ist ein herrliches Gefühl mit dem Pferd durch den Sand zu preschen. Ruth scheint in eine andere Dimension abgedriftet zu sein und hat sichtlich Spaß. Wir machen ein paar Fotos und reiten anschließend wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wenn man also auch wenigstens etwas mit Pferden anfangen kann, der ist mit diesen 2,5 Stunden wirklich gut beraten.
Es ist ein netter Zug vom Hotel, dass das einzige Restaurant am Platz ein gutes ist.
18.02.15
Der Tag startet ohne Überraschungen, aber da alles zum Besten bestellt ist, kann mir gar nichts Besseres passieren. Das Restaurant verdient sich wohl eine goldene Nase an uns und den meisten anderen Gästen, da es ohne Küche sonst kaum Möglichkeiten zum Speisen gibt. Wir fahren mit dem Shuttle die Holperpiste nach San Juan del Sur hinunter. Mitten auf der Straße stehen dann ein dutzend Kühe, die unserem kleinen Truck nur widerwillig Platz machen. Masse ist Trumpf. San Juan selber können wir nun ungestört erkunden und nicht wie noch vor ein paar Tagen unfreiwillig mit den Rucksäcken auf der Suche nach einer Unterkunft. Es geht wenig Wind und die Mittagssonne weist einem unmissverständlich den Weg zur Schattenseite der Straße. Das Dorf besteht fast nur aus Unterkünften und Restaurants. Oft als Party Ort verschrien ist aber unter der Woche nicht so viel los. Ein klassischer tanzschuppen ist hier nicht auszumachen und der Vibe ist ganz klar relaxt. Braun gebrannte, tagträumende Surfer sind an jeder Ecke anzutreffen. Der Strand ist entgegen der Beschreibung im Buch durchaus zum Baden geeignet und lädt vor allem zu einem romantischen Strand Spaziergang ein. Das angenehm frische Wasser umspült die Füße, die Sonne glitzert im Meer und die Boote wiegen leicht vor sich hin.
Am Abend verschaffen wir uns noch etwas Bewegung indem wir einen Nacht Spaziergang unter einem Sternenhimmel machen. Um den guten Kurs zu halten, buchen wir noch für morgen den Yoga Kurs. Ich komme mir fast schon vor wie ein alter Knacker in einem all inclusive Urlaub. Ist ja furchtbar. Ich glaube allein hätte man hier in der Anlage nicht sehr viel Freude, wenn man nicht den ganzen Tag mit dem Surfbrett auf den Wellen tanzen will.
Später erfüllt sich dann der feuchte Traum eines jeden Jungautors. Ich lese einer tollen Frau ein paar Seiten aus meinem eigenen Buch in der Hängematte schwingend vor. Sie hat sich vorher beim Abendessen schon meine Ausführungen über spanische unregelmäßige Verben anhören müssen. Da sie die deutsche Sprache aus mir größtenteils schleierhaften Gründen sehr mag, habe ich natürlich einen direkten Bonus. Dabei stoße ich aber oftmals an die Grenzen meines englischen Vokabulars bei der Übersetzung von Buch Passagen. Vielleicht ist die deutsche Sprache doch nicht so schlecht, bietet sie doch eine breite Palette an schmuckhaften Formulierungen.
Das WLAN gibt netflix her und somit eine willkommene Abwechslung zu dem hier sonst nicht vorhandenen Abendprogramm. Das Restaurant schließt um neun, von daher muss man sich beim Bier schon ranhalten, wenn man auf Pegel kommen will.
19.02.15
Da die körperliche Ertüchtigung in den letzten Tagen trotz reiten und surfen gefühlt zu kurz gekommen ist, gehen wir um elf Uhr zum Yoga Kurs. Mein erstes Mal bei dieser Art von Sport und außer uns ist nur noch unsere Bett Nachbarin aus dem gleichen Schlafsaal oder dormitorio vor Ort. Wir sind in einem Stroh bedeckten Pavillon weit oben in der Anlage und der Wind bläst zum Glück ordentlich. Wir wurden bereits gewarnt, dass die Yoga Frau ein Faible für die Bauchmuskulatur hat und ihr Yoga nicht Larifari Entspannung ist. Dem ist auch so und die Positionen zu halten verlangt nach kraft und Körpergefühl genauso wie nach gut gedehnten Muskeln. Untermalt wird das Ganze von entspannter Musik und ab und zu schlauen, motivierenden Worten ihrerseits. Insgesamt eine gute, fordernde Übung die zum Nachdenken anregt.
Nach den üblichen Aktivitäten gehen wir am Abend noch den Hügel zum Strand hoch und wieder hinunter, bis wir am Wasser ankommen, an dessen Horizont gerade die Sonne ins Wasser fällt. Die kleinen Restaurants erhellen einen Teil des Strandes mit künstlichem Licht aber die orange rote Farbmischung am Horizont ist ganz klar das Highlight.
Auf dem Rückweg von unserem Strandspaziergang setzen wir uns in einer Strandbar auf eine Bank, wo wir vor ein paar Tagen beim Surfen ebenfalls schon gesessen hatten. Der Kellner wechselt die Musik von entspannt und cool zu romantisch. Die Playlist ist beeindruckend. Wir werden das Gefühl nicht los, dass er das nur uns zuliebe aufgelegt hat. Aber Ruth wie auch ich haben kein Problem mit dieser Art Musik. Ganz im Gegenteil. Die kleinen Fischstäbchen mit Pommes sind überraschend sehr gut. Der coco loco Cocktail war in Kolumbien um Längen besser, der Mojito wiederum ist frisch und belebend. Der Blick aufs Meer ist inklusive und schafft ein Ambiente, dass vor Urlaubs Gefühlen nur so strotzt.