25.01.14:
In San Gil aus dem Bus steigend empfing mich erstmal eine warme Brise. Vollbeladen und mal wieder auf guten steilen Straßen stellte sich das schnell als schweißtreibende Nummer heraus. Ich hatte eindeutig an Höhe verloren. Dafür bleibt einem nicht so schnell die Luft weg um mal das Positive hervorzuheben. Am Hostel wurde ich wieder nett empfangen, auch wenn der Typ aussah, als hätte er vor ein paar Jahrzehnten mal einen starken Hippieeinschlag gehabt. Dafür gut bei englisch und bestens bei spanisch und französisch. Ganz schon große Bude und schön mit Garten und so. Im Schlafraum ist es am Tage aber wirklich warm. Erfrischend war die Blondine aus Neuseeland, die sozusagen wie zur Begrüßung direkt das Bett am Treppenabsatz belegt hatte. Der Hunger trieb mich in die Stadt, wo ich erstmal bei „Gringo Mikes“ einkehrte. Burger und Sandwiches von einer englischen Karte, die die Bedienung aber nicht verstand. Wir einigten uns auf Nummer 38 und ein Wasser. Danach gings schon direkt ne runde geschmeidiger zu. Der gut sortierte Supermarkt versorgte mich mit allem für Frühstück und Abendessen. Der Abend selber wurde dann fröhlich und lustig mit den anderen Bewohnern verbracht. Neuseeland, Irland und London waren am Start in Form von John, Neve und D. Ein guter Film (captain phillips) rundete den Abend ab. Am Abend war es auch oben im Schlafraum auszuhalten. Ich schlief gut und hab das Licht ausgemacht.
26.01.14:
Heute Morgen war ich dann froh, dass ich mir etwas zum Frühstück am Vortag besorgt hatte und nicht auf meine Faulheit gehört hatte, auswärts zu essen. Es sei kurz dazu gesagt, dass hier zwar meist eine Küche zur Verfügung steht aber die sonstige Verpflegung komplett selber arrangiert werden muss, was aber der sozialen Stimmung sehr zugute kommt. Croissants mit Marmelade, Joghurt und Tee. So gut frühstücke ich zu Hause selten. Die beiden Irinnen gingen heute zum Paragliding. Ein Plan, den ich schon wieder so gut wie verworfen hatte. Mal sehen, was sie heute Abend sagen. Nach einem Plausch mit James aus London ging es dann auf in die warme Stadt zum Busterminal. Es war bereits einiges los und die engen Straßen waren mit Lkws, Autos, Bussen und Menschen verstopft. Am Busterminal hab ich dann für 4000 Peso (1,50 Euro) „Barichara“ gelöst und ab ging es. Mit der Zeit wurde die Hämmoridenschaukel auch gut voll. Es steigen halt an allen Ecken Leute aus und zu. Barichara selber ist ein Dorf, wo die Architektur selber das Erlebnis ist. Ich war auch nur kurz in der Kirche und nach einigem umherschlendern bin ich dann auf den “camino real” eingebogen auf dem Weg ins nächste Dorf. Ein schicker aber steiniger Weg runter in das noch kleinere Guane. Auf dem Weg bin ich nur einem Paar begegnet, das aber bestimmt dreimal. Wir haben es beim „hello“ belassen, da ich mit meinem französisch nicht wirklich hätte punkten können. In Guane geht nicht viel, außer Ruhe und alle zwei stunden der Bus zurück nach San Gil über Barichara. Nach dem Marsch bin ich eingekehrt und habe mir „carne oriental“ gegönnt. Im Grunde trockenes, dünnes, gegrilltes Fleisch gut gewürzt. Das Messer hat schon bessere Tage gesehen aber schmackhaft war es. Hund und Katze haben gebettelt wie hier manchmal üblich. Die Katze hätte es nötig gehabt da sie splitterdürr war, der Hund hätte besser auch mal den Wanderweg laufen sollen, da er seine gewichtige Plauze nur schwerlich durch die Mittagssonne wuchtete. Um vier Uhr ging dann der Bus zurück nach San Gil. Nachdem ich in wieder in San Gil aufgeschlagen bin, habe ich vor dem Supermarkt erstmal mitbekommen, dass heute Sonntag ist. Manchmal spielt einem das Leben aber auch übel mit. Die Bäckerei hatte offen und drei Croissants sowie drei Brötchen wechselten für 40 Cent den Besitzer. Der Rest des Abends wurde mit vier Mädels auf der Couch herumgeklönt. Schön und interessant, da die meisten eine wesentlich größere Runde schlagen als ich. Aber viele die nur ein paar Monate geplant hatten, sind nun schon ein oder 2 Jahre unterwegs. So ist das manchmal mit den Plänen. Morgen geht es dann mal los zu einem vernünftigen Wasserfall nach Juan Curi.
27.01.14:
Nach einem spärlichen Restefrühstück ging es auf Schusters Rappen zum Busterminal mit der Absicht auf eine Erfrischung am Wasserfall von Juan Curi. In der Stadt war bereits wieder einiges los und die Leute wimmelten wie die Ameisen durch die Gassen, wenn auch nicht ganz so eilig. Der Bus nach Charala hat mich dann beim Eingang zu den Wasserfällen rausgelassen. Der Eintritt beträgt 7000 Peso (knapp 3 Euro). Direkt am Eingang ist ein gutes Restaurant mit traditionellen Speisen. Diese sollten sich aber erstmal verdient werden. Also die ca. 25 Minuten auf dem mit Steinen gepflasterten, teils steilen Weg in Angriff genommen. Da war ich dann gerade so auf Temperatur, dass wenig Überzeugung notwendig war, um wagemutig ins kalte Nass zu hüpfen, welches sich direkt aus dem ansehnlichen Wasserfall speiste. Es ist jetzt Nichts zum Bahnen ziehen aber für eine Abkühlung gerade richtig und wirklich schön gelegen. Ein paar Familien waren auch dort, die sich an den Seilen zum Wasserfall hangelten. Da war ich mit meinen Flipflops zwar angenehm lustig aber teilweise auch sehr rutschig unterwegs. Ein wenig vor dem Wasserfall zweigt noch ein kleiner und steiler weg nach oben ab. Das habe ich aber nach ein paar Minuten doch lieber sein gelassen und mich lieber noch ein wenig ins Flussbecken gestellt. Himmlische Ruhe durchströmte hier den Wald. Wieder unten angekommen hatte ich mir mein Essen verdient. Ich stieß auf ein halbwegs junges Paar, welches aus einem Holländer und einer Argentinierin bestand. Ob ich mich nicht zu ihnen gesellen möchte zum Essen. Warum nicht. Das Essen selber war schmackhaft, wenn auch etwas über Normalpreis, was aber halt der Lage geschuldet war. Wir quatschen noch ein wenig über Backpacking und Flugpreise und haben uns dann den nächsten Bus zurück nach San Gil geschnappt, der gerade vor der Türe hielt. Die warme Mittagssonne zwang mich im Hostel dann erstmal in die Hängematte, was ich ihr aber nicht übel nehmen kann. Bis auf ein paar Tröpfchen in Villa de Leyva war das Wetter hier bisher immer heiter bis wolkig und nur die Temperatur hat halt je nach Höhe geschwankt. Am Abend wurden noch ein paar Besorgungen erledigt und dann ging es gemütlich und fröhlich zu. Neben Neve und D war noch Matt und ein Pärchen aus Canada angereist. Die Frau hat deutsche Verwandte, er kam eigentlich aus Holland und somit konnten beide gutes Deutsch. So viel quatschen wie hier an einem Abend reicht zu Hause manchmal für ne ganze Woche. Anschluss zu finden ist also nicht sonderlich schwer. Es ist eigentlich sogar manchmal schwieriger Zeit für sich selbst zu finden, was mir dann aber bei Tagesausflügen offensteht. Nachdem die beiden Irinnen bei der hälfte des Abends den Wein bereits ausgezuzelt hatten, ging es nochmal runter zum Shop für Nachschub. Dazu sei gesagt, dass die Straße zurück zum Hostel wirklich sehr steil ist (siehe Photo). Wieder oben angekommen und eingeschenkt, stellten wir fest, dass die Plörre schon vier Jahre drüber war. Mein Bier war frisch. Also die Beiden schweren Fußes nochmal zum Laden runter. Sie kamen mit ner Flasche Rum und einer 3 Liter Flasche Cola wieder. Das sah schon vielversprechender aus. Es war sehr lustig. D musste zwar ins Bett getragen werden, aber morgens war alles wieder gut. Da erwartet mich dann Abends der Nachtbus nach Santa Marta. Vorher sollte ich noch die zeit nutzen um mir die Beine zu vertreten.
28.01.14:
Heute Morgen sahen die beiden Irinnen trotz abendlichen Umtrunks recht frisch aus und nahmen den Bus nach Bogota. Sie waren gut im Training. Der Brite Matt folgte den Beiden, das Paar aus Kanada machte zusammen mit der Neuseeländerin die Tour nach Barichara und ich erkundete die Stadt, da ich bisher eigentlich nur wusste, wo mein Hostel und der Supermarkt waren. Vorher wieder alles einpacken, Bett abziehen, Bus buchen, Unterkunft in Santa Marta buchen und eincremen nicht vergessen. Denn um 12 Uhr musste das Bett geräumt werden. Mein Bus nach Santa Marta, 13 Stunden für 20 Euro geht erst um sieben Uhr abends vom Terminal. Ich ging noch in einen nahe gelegenen Park, der auf den Namen parque gallineral hört. Es war mehr so ein alter, verwachsener Wald wie in Herr der Ringe, absolut sehenswert. Ein nahe gelegener Bach verschaffte wiederum Abkühlung. Dann ging ich noch ein wenig weiter, um hier die angeblich beste Pizza am Ort zu probieren (Aussage des Hostelbesitzers). Es handelte sich zwar vielleicht um die beste Pizza in San Gil und es war mal wieder eine nette Abwechslung, aber die Offenbarung blieb wie befürchtet aus. Dafür gab es einen netten Ausblick über die Stadt, welche im Preis inbegriffen zu sein schien. Ich stoppte noch am Supermarkt, um mich etwas einzudecken für die Busfahrt. Man muss sich nämlich nicht nur gegen die kälte wappnen sondern sich auch darauf vorbereiten, dass man 13 Stunden ohne Pause in dem schaukelnden Gefährt hockt. Mal von der Toilettenpause abgesehen. Nach einer Dusche und dem schmieren der Stullen ging es, wie sollte es anders sein, zusammen mit einem Franzosen im Taxi zum Busterminal. Die Tickets hatten wir vorher vom Hostel aus gebucht und bereits bezahlt: 55000 Peso oder ca. 20 Euro. Im Großen und Ganzen gingen die 13 Stunden ziemlich fix herum, da ich die meiste Zeit im Land der Träume meine Zerstreuung suchte. Es war zwar schon ziemlich kalt in der Kutsche, aber lange Hose, T-Shirt, Hemd, Fleece und Jacke schafften Abhilfe. Etwas surreal wenn man innen versucht auf Temperatur zu bleiben mit der Joppe und die Leuten draußen im T-Shirt schwitzen.