30.01.2014:
Das Taxi brachte mich dann zum Hotel „castillo del mar“ oder „Meeresfestung“. Es sieht wie im Reiseführer beschrieben wie eine Festung aus, hat innen aber wirklich eine schöne Anlage mit kleinen weißen Häuschen. Schon an der Rezeption teilte man mir mit, dass nur eine weitere Person gerade in der billigsten, also meiner, Zimmerklasse residiert. Da ich hier ja zumeist auf Anschluss und Geselligkeit bedacht bin, zeigte ich mich schon etwas enttäuscht. Die eine Person sollte sich aber als Carolina aus Bogota herausstellen. Eine der wenigen Namen, die ich direkt beim ersten Hören tief ins Gedächtnis gespeichert hatte. Naja was soll ich da noch groß erzählen. Sahnetupfer war dann noch, dass sie gutes Englisch sprach, was manchmal immer noch ganz nett ist. Wie dem auch sei, warf sie dann direkt ein, dass sie Hunger habe und nun essen wolle. Ob ich mitkommen möchte. Überflüssige Frage. Also spontan mit ihr in Richtung Stadt gelaufen. Ich habe mich dann auf Sie verlassen und auf Karte, gps oder „den weg merken“ verzichtet. Sie war jedoch dermaßigen chaotisch, dass sie weder wirklich wusste wo sie hin wollte und am Ende auch nicht mehr den Weg zurück fand. Dafür immer ein Lächeln auf den Lippen und die Leute am anquatschen. Letztendlich setzen wir uns einfach in die nächstbeste Kaschemme hier, wo draußen “Pizza” dran stand. Es gab aber nur Schwein. Nichts Ungewöhnliches in billigen Lokalen hier. Nach dem Essen wollte sie mir dann bei meinem Ausflug nach Punta Gallinas (nördlichster Punkt Südamerikas) oder Cabo de Vela helfen. Gesagt getan, wir also los auf die Haupt- und Promenadenstraße, welche exzellent zum schlendern ist. Meist bieten dort die Wayuu-Menschen ihre gestrickten Waren an. Sie war auf der Suche nach dem kleinen Büro, wo sie schon mal war und schon eine Reise (u.a. nach punta gallinas) gebucht hatte. So amüsant hatte ich mich noch nie verlaufen. Zurück zur Sache fanden wir dann doch das Büro. Eine beleibte aber herzensgute Dame namens Norma empfing uns. Also Punta Gallinas sei in einem tag einfach nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Sie wollte mich nachher anrufen, wenn ihr Mann dann wieder da ist. Wortlaut “irgendwohin und zurück bringen wir dich schon”. Die Frau hatte so eine warmherzige Aura, ich hätte ihr alles geglaubt. Verblüffend. Caroline buchte dann einen halben Tag zur Flamingobesichtigung etwa 25 Kilometer außerhalb Riohachas. Sie fliegt morgen nach Bogota zurück. Da ich keine kolumbianische Nummer hier habe notierte Norma dann Carolinas Nummer für den Rückruf. Nach einiger Zeit hatten wir dann auch das Hotel wiedergefunden. Sie telefonierte mit ihr Mutter und mir schwante es schon. Es war die Einkaufsliste mit Sachen, die als Geschenke mitgebracht werden sollte. Also ab zur Rezeption, wo man denn hier shoppen könnte. Ja hier und dort. Diesmal waren wir schlauer und nahmen das Taxi…sehr beliebt hier. Der Platz zum shoppen wo uns der Taxifahrer rauslassen wollte waren ein paar Bretterbuden mit ranziger Gemischtware. Nein das war es nicht. Im Endeffekt landeten wir dann wieder auf der Promenadenstraße, wo wir vor ner stunde schon waren. Auch gut. Jetzt die Überraschung. In 5 Minuten war alles gekauft. Taschen, traditionelles Kleid, Flaschenöffner. 105000 Peso (40 Euro)…fertig. Dann mit dem bildhübschen Sonnenuntergang am Strand bei jetzt angenehmer Temperatur zurück. Ich noch ein paar Bier geholt (sicher ist sicher) und dann wieder ins Hotel zurück. Dort haben wir dann den Rest des Abends verbracht. Gegen halb zehn meldete sich dann tatsächlich noch Norma vom “Reisebüro”. Man könnte eine Tour machen, wo ich dann aber wenigstens eine Nacht auswärts schlafen solle. Da ich aber nun bereits alles mit Valentin aus Venezuela für meinen Trip nach Maracaibo klargemacht hatte, war das keine Option. Ich hatte die bessere Idee und nahm ebenfalls die Flamingotour. Voller Vorfreude sollte ich mich am nächsten Tag noch umschauen.
31.01.14:
Morgens ging es dann früh aus der Kiste, denn um halb 8 (lies gegen 8) wollte man uns hier abholen. Norma persönlich aus dem Reisebüro war im Wagen und holte uns ab. Dort angekommen wurde schnell klar, dass die Flamingos sich bitten lassen und man den Wasserweg nehmen muss. Der Zuständige aus dem Dorf dort stellte sich und seine Nussschale vor. Na prost Mahlzeit. Ein geflicktes Segeltuch und drei Holz Balken sollte das Vorankommen sichern. Er zog direkt alle Register und segelte hart am Wind. Als er uns zeigte, dass die Tiefe hier Marke „Nichtschwimmerbecken“ ist, trug das doch erheblich zu meiner Entspannung bei. Wasser ist einfach nicht mein Element, um hier kurz Klarheit zu schaffen. Doch es sollte sich lohnen, denn bei bestem Wetter scheute er keine Mühen, um uns nah an die Massen der Flamingos zu manövrieren. Sehr beeindruckend und auf jeden Fall die Fahrt wert. Zurück ging es dann in ein nahegelegenes Restaurant. Mehr eine Holzhütte aber direkt am Strand und sehr idyllisch. Zur Auswahl stand Fisch oder Fisch. Wir wählten Ersteres und dass wir gerne um 12 Uhr dinieren möchten. War gebongt. Ich nutzte die verbleibenden 2 Stunden zum Strandspaziergang mit Carolina. Auch das anschließende Essen war gut und Norma erzählte uns einiges über verschiedene Clans und Volksgruppen hier. Für Mitteleuropäer sehr barbarisch. Die schicken Taschen können die Frauen der Wayúu beispielsweise nur nähen, weil sie als Teenager ein Jahr lang eingesperrt werden und stricken und kochen lernen müssen. Die andere Seite der Medaille ist, dass sie damit (auch) ihr Geld verdienen. Nach dem anschließenden Verdauungsspaziergang machten wir uns wieder auf den weg, da Carolina ihren Flieger kriegen musste. Aber keine Sorge, denn Stress ist hier verpönt. Wir fuhren zurück und sie machte sich noch frisch für das kalte Bogota. Wir verabschiedeten uns kurz, so wie es wohl am besten war. Es war Nachmittag und ich sprach noch mit Valentin aus Venezuela Details für morgen ab. Geldwechsel klappt nun hoffentlich auch mit Pesos an der Grenze. War haben uns bezüglich der Sicherheit einfach darauf geeinigt, dass nichts so heiß gegessen wird, wir es gekocht wird. Klartext: passt schon! Abends ging ich nochmal zur Promenadenstraße. Ich kaufte den Wayuus eine Tasche und einen Flaschenöffner ab. Zweiteres aus praktischen Gründen und Erstes, weil carolina angemakelt hatte, dass ich wie ein Gringo aussehe mit meinen Turnschuhen und meinem Rucksack. Also wird ab jetzt alles mit Flipflops gemacht anstatt mit Schuhen und mit ner hippen Stricktasche anstatt eines Eastpack Rucksack. Man kann es unter Gehorsamkeit, Anpassungsfähigkeit oder Kaufdrang verbuchen, da ich in den letzten zwei Wochen außer Lebensmittel kaum Waren konsumiert hatte. Wie dem auch sei, sehe ich wahrscheinlich weiterhin wie ein Gringo aus, aber der Wille zählt. Es sollte mich noch wie von Carolina angekündigt ein weiteres Schmankerl an diesen schon toften Tag erwarten. Der Karneval war in der Stadt. Alle waren im Modus verrückt bis betrunken. Ich konnte Synergieeffekte beobachten. Als Waffe der Freude dienten Luftdruckschaumpistolen und eine Art farbige Pulverkreide. Menschen wie Autos, alles hat kassiert, keine Gnade beim Karneval. Ziemlich ähnlich wie bei uns. Den Rest des Abends verbrachte ich ruhig und nachdenklich mit dem Schreiben dieser Zeilen, während das Meer nur wenige Meter entfernt von meiner Terrasse das Abendlied anklingen ließ.
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01.02.14:
Nachdem ich mich aus dem Bett geschält hatte, und wie jeden Morgen hier das Meer herzlichst begrüßt hatte, stellte ich mich in die Schlange für den Geldautomaten an. Denn in Maicao oder Paraguachon sollte es bolivares fuertes für pesos colombianos geben. Mein tag für Venezuela war gekommen. Er sollte mich nicht enttäuschen. Da dieses Hotel hier(castillo del mar) ausnahmsweise mal Frühstück anbot, nahm ich dies noch mit. Sachen gepackt, Taxi gerufen und ab gings…