Proaza

20.09.2018

 

Wir haben die Nacht in einem Gasthaus in Priorio etwas außerhalb von Oviedo verbracht.
Es ist ein sehr altes Farmhaus, zu dem lediglich enge steile Straßen durch ein verworrenes Wegenetz führt. Überall sind weitere Abzweigungen und wenn man die Falsche nimmt, was uns oft passiert ist, mahnen einen sofort bellende Hunde zur Umkehr. Das Haus selber ist über einen großen, überwucherten Garten zugänglich. In dem Haus ist niemand außer uns und der alten, wahrscheinlich etwa 70-jährigen, wenig gesprächigen Gastgeberin. Die Wände sind nicht nur voller alter Bücher, sondern auch bizarrer Photos in Schwarz-weiß von Vorfahren, welche gezwungen, ja fast manisch, in die Kamera grinsen. In unserem Zimmer steht ein riesiger, alter, hölzerner Spiegelschrank mit allerlei Verschnörkelungen. Er ragt fast in den Raum hinein, so mächtig ist er. Das Bett quietscht und in der Nacht umgibt dicker Nebel und die undurchdringbare Finster das auf einem Berg gelegene Dorf.
Es klingt wie aus Stephen King und ich neige nun wirklich nicht zum Aberglaube, aber der Ort hinterließ selbst bei mir ein leicht mulmiges Gefühl.
Am Tage besuchen wir dann die nicht weit entfernte “casa del lobo”, also das Haus des Wolfs. Das verfügt neben einem kleinen Informationszentrum über eine Führung, in der drei echte iberische Wölfe zu sehen sind, die aus verschiedenen Gründen in einem umzäunten Waldstück leben. Sie zu beobachten lässt eine Mischung aus Hund und Wolf feststellen. Sie sehen aus wie Wölfe, aber verhalten sich durch die Nähe zum Menschen wie Hunde. Zumindest annähernd. Eine gute Photogelegenheit aber auch die traurige Wahrheit, dass die Natur meist mehr aus dem Gleichgewicht gebracht wird, je näher der Mensch ist.
Abseits philosophischer Überlegungen beschließen wir dann am Nachmittag in der Nähe des “Bärenpfades”, dem “senda del oso” unser Nachtlager aufzuschlagen. Das ist ein 36 Kilometer langer Wander- und Radweg, der an von Bären bewohnten Gebieten vorbeiführt. Am Abend machen wir in der Gegend noch einen Spaziergang, ohne Sichtung, aber am nächsten Tage wird dann eine Radtour folgen. Mal sehen ob uns das Glück hold ist.

 

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Er nutzt primitive Werkzeuge wie Steine um Nüsse zu knacken

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