05.04.13
Martin hat es wohl nicht zum Frühstück geschafft. Also musste die Verabschiedung von gestern reichen und ich zog los. In Havanna hat es nicht nur gut angefangen zu schütten, auch die Leuchte für die Batterie begrüßte mich. Nach ca. 7000 km fing das Auto also auch schon mit Späßen an. Ich kam am Capitol vorbei, wo ungeheure Menschenmassen um ein Hotel herumstanden und auf was warteten. Ich sollte später herausfinden, dass Jay-Z und Beyonce gerade dort residierten. Ein guter Grund. Am Hotel gegen 11 angekommen schaute ich rüber zu dem Schreibtisch von der Autovermietung, welcher aber nicht besetzt war. Frank kommt in 10-15 Minuten. Ein Glück hatte ich Zeit mitgebracht. Nach 2 Stunden tauchte dann jemand auf, der sich meiner annahm. Ich erklärte ihm, dass ich den Wagen einen Tag früher als im Vertrag abgeben will und dass es mein zweiter Wagen ist. Nach ein wenig hin und her war er einverstanden, er hatte aber kein Geld für die Rückzahlung meiner Kaution. Dann hat er sich ne halbe Stunde durchtelefoniert bis er einen an der Strippe hatte, der heute halbwegs Arbeitsmoral an den Tag legte. Wir fuhren ca. 5 Minuten durch die Stadt, wo mir ein Typ dann meine 150$ gab. Dass ich sowohl Spiegel als auch Stoßstange geschliffen hatte, war ihm reichlich egal. Wieder zurück im Hotel fragte ich bei der Dame am Empfang noch nach einem Taxi, die mir nach einem spanischen Schwatz schon vorher wohlwollend gesinnt war. Kurz darauf kam dann das Taxi in Form ihres Sohnes. Ich finde das mittlerweile nicht mehr verwunderlich sondern amüsant. Er konnte sogar brauchbares Englisch und klärte mich über den Menschenansturm an dem Hotel auf. Für 20$ gings zum nationalen Terminal 1. Der ist überschaubar. Da ich nur die Rechnung meiner Buchung dabei hatte suchte ich in aller Ruhe das Verkaufsbüro auf, nachdem ich sah, dass der Flug eh schon mal 2 Stunden später kam. Nach einiger Zeit war ich auch dran. Ich lief es wie überall sehr „tranquillo“. Der Flughafen macht keine Ausnahme. Mein Name und die Reservierung waren im System. Jedoch war diese storniert wurden, weil das Geld von der Reiseagentur nicht an Cubana gesendet wurde. Mir blieb noch bis eine Stunde vor Abflug zu warten um zu fragen ob dann noch Plätze frei sind. Das tat ich dann auch, was blieb mir über. Endlich Zeit für Che’s Tagebuch von Bolivien. 3-4 Stunden später stellte ich mich wieder an, um gegen halb 7, eine Stunde vor Abflug, auch dran zu sein. Man bot mir einen Platz für 59$ an. Da ich nicht noch ne Woche in Havanna zubringen wollte, stimmte ich zu. Stolzer Preis wenn man bedenkt, dass Kubaner dafür 65 Peso zahlen. Dafür ging mein Koffer trotz guten Übergewicht durch. Der Ticketkontrolleur schaute interessiert auf meinen Passport. Nachdem ich ihm „alemania“ entgegnete, zog er ein kleines zerzaustes Lehrbuch für Deutsch hinter seinem Schalter hervor. Sehr beeindruckend, das nenne ich sportlich. Nach der Security setzte ich mich wartend hin. Meine Ruhe währte nur kurz, als ich meinen Namen zusammen mit für mich unverständlichem Spanisch aus den Lautsprechern brüllen hörte. Die Security schickte mich wieder runter zum Check-In, welche mich zur Gepäckkontrolle schickte. Dort sollte ich wegen einiger Spraydosen meinen Koffer öffnen. Die Herren hatten offenbar nicht den passenden Schlüssel für das TSA-Schloss. Nachdem ich erklärte, dass das eine fürs Haar und das nächste für den frischen Duft sei, zeigte sich der Mann zufrieden. Also wieder ab zum Kontrolleur. Er nutzte die Gelegenheit und fragte mich trotz Schlange ein paar Sachen zur deutschen Aussprache aus seinem zerfledderten Lehrbuch. Das Wort „Ingenieur“ ging ihm nur schwer über die Lippen. Nachdem das geklärt war, gings nochmal durch die Security. Eine halbe Stunde später folgte eine Durchsage, infolge dessen alle aufstanden. Ich folgte dem Strom und stellte mich an. Das kann ich mittlerweile sehr gut. Das Propellerflugzeug mit 48 Sitzen machte einen halbwegs sicheren Eindruck. Zur sehr freundlichen Begrüßung gab es Bonbons. Vorbildlich! Der Kapitän sagte durch, dass wir mit 6000m Flughöhe in ner halben Stunde da sind. Dem war auch so und der Flug war angenehm. Dort angekommen konnte ich der Geste erst nicht ganz folgen, als beim Eintritt in die kleine Ankunftshalle jedem ein Fieberthermometer in die Hand gedrückt wurde. Ich dachte erst an eine sozialistische Geste, jedoch meinten sie es ernst. Neben der Frau bei der Ausgabe war ein Handbuch zur Tuberkulose. Interessant. Als Ausländer musste ich meinen Pass sowie Aufenthaltsort und Dauer bekannt geben. Dass sie nicht nach meinem Impfausweis fragten war auch alles. Beim Austritt schallte neben „Taxi“ auch mein Name über die Straße. Ich nahm zweiteres Angebot an und wurde dann in eine nicht grad prickelnd aussehende Straße geleitet. Das Zimmer stellte sich jedoch als gut heraus mit Terrasse auf dem Dach. Dort traf ich dann auch ein deutsches Pärchen, was morgen abreist. Ich muss dann nur noch einen Weg finden um wieder halbwegs zuverlässig von der Insel runter zukommen, pünktlich zu meinem Flug nach Deutschland. Aber das sollte heute nicht mehr mein Problem sein…
06.04.13
Nach erholsamer Nacht und gutem Frühstück zeigte mir der Besitzer hier den Weg zum Büro von Cubana, da ich ja noch ein Ticket zurück brauchte. Nach einigem Warten würde bestätigt, dass die Reservierung für den Rückflug ebenfalls storniert war. Für ein Ticket müsste ich nochmal Anfang der Woche vorstellig werden. Da es hier Montag im Büro zugehen soll wie im Tollhaus werde ich es Dienstag versuchen. Wenn‘s mit dem Fliegen nicht klappt, werde ich für meinen Rückweg den Wasserweg wählen müssen. „No es facil“. Nach einem Einkauf ging‘s dann mit Kamera los. „El Pinero“ ist das alte Schiff, mit dem damals auch Fidel 1955 nach 2 Jahren Gefängnis wieder auf die Hauptinsel kam. Hätte er so ein Boot ein Jahr später ebenfalls gehabt, wäre er wahrscheinlich glücklich gewesen. Heute wächst ein Baum rein und das Pferd grast in aller Ruhe davor. Gegenüber ging bei einem Fest die Sause ab. Ich taperte weiter durch die Stadt. Ich fand den Mietwagenverleih. Für 25$ pro Tag ist auch ein Roller drin. Falls das hier mit Fahrrad nicht werden sollte, ziehe ich das in Betracht. Ich folgte den Menschenströmen, welche im Baseballstadion mündeten. Für einen Peso gönnte ich mir den Spaß. Wie es der Zufall wollte, war Santa Clara zu Gast. Ich kam mit einem Sportphotographen ins Gespräch, der mit Englisch und Französisch aufbot. Ich nahm Ersteres und er erklärte mir ein wenig was über Spieler, Team usw. hier. Ich erfuhr auch, dass aus dem Grund hier am Tage gespielt wird, da seit dem Hurricane 2008 das Stadionlicht kaputt ist. Das resultierte aber auch in einer wesentlich besseren Stimmung, da die Leute noch nicht so voll waren. Als „La Isla“ einen Homerun schlug, war die Freude groß und ein riesiges Getöse brach los. Da das jedoch die einzigen Punkte blieben, verloren wir trotzdem 3 zu 4. Danach gabs noch ne Pizza auf die Hand. Nach 3 Stunden Baseball hatte ich mir ein Nickerchen verdient. Nach dem guten Essen schaute ich noch den Rest der hier sehr populären brasilianischen Telenovela und brach auf. Nicht weit entfernt in der Nähe des Friedhofs gabs eine Feier in einer alten Omnibusstation. Für 10 Peso gings rein, Bier für 18, ne Flasche Rum für 50. Die Musik war ein Mix aus kubanischer/Lateinamerikanischer Dancemusik und US Musik. Es war unterhaltsam. Gegen 1 gings dann auch ab ins Land der Träume. Das Land liebe ich.
07.04.13
Heute nahm mich mein Vermieter ca. 5km südlich von Nueva Gerona mit zu seiner Arbeitsstelle. Er arbeitet in der Verwaltung eines Restaurants, welches zwischen See und Bergen liegt. Davor kam noch sein Freund hier vorbei, der mir für 3$ pro Tag einen Drahtesel anbot. Er kommt ohne Schnickschnack wie Bremsen oder Licht daher und der Sattel ist praktisch aus Stein, aber es fährt und ist deutlich besser als laufen. Ich nahm das Angebot an und fühlte mich gleich sehr zugehörig hier, da hier praktisch alle ,wenn verfügbar, mit Fahrrad unterwegs sind. Auch auf der Hauptstraße hier kann man locker ein Schwätzchen halten. Am Restaurant zeigte er mir kurz was es hier so gibt und ging dann in sein Büro. Offen gesagt spielte er da mit seinen beiden Kollegen ne ausgelassene Runde Beamtenmikado. Es waren einige Leute da, die schick gekleidet waren. Ich setzte mich ebenfalls, als die Band typisch kubanische Klänge zum Besten gaben. Kurz darauf offenbarte sich mir, dass ich mich mitten zu den Feierlichkeiten einer kubanischen Quinze befand. Zum Essen wählte ich Fisch mit Käsefüllung, Reis mit Schwein, Kartoffelpuffer und gemischten Salat für 23,80 Peso. Das ist nicht mal ein amerikanischer Dollar. Danach gings dann gestärkt noch die zerfallenen Stufen eines kleinen Berges in der Nähe rauf. Oben gabs jetzt außer schönen Schmetterlingen nichts Besonderes. Später gings dann wieder zurück. Der Abend verlief ruhig, da ich morgens früh raus muss für mein Ticket nach Havanna. Es sollte keineswegs ein leichtes Unterfangen werden.
08.04.13
Nachdem Luis dann gestern doch meinte, dass es wohl besser wäre, dass ich direkt Montag früh das Ticket Office für mein Ticket zurück nach Havanna aufsuche, gings früh raus. Um 8 macht das Büro auf, wo sowohl Flug- als auch Boottickets verkauft werden. Als ich um viertel vor Acht ankam, hatte sich bereits eine Menschentraube gebildet. Wie immer ohne jegliche Struktur oder Ordnung. Um 8 kam dann eine Angestellte raus, die ein paar Minuten eine Ansage machte. Ich konnte dem nur ansatzweise folgen, aber gegen Ende der Ansprache bildeten sich teilweise Reihen, im Grunde brach aber nur großes Gerede los. Als hätte sie die Neuigkeit der Woche verkündet. Da ich in der Nähe einer der Reihen war, nahm ich einfach die. Als ich dann kurz darauf an der Tür war, fragte ich den Wachmann, wie denn die Lage sei von wegen Flugtickets für diese Woche. Er erklärte freundlich aber bestimmt, dass erst ab Mai wieder was frei sei bei Cubana. Die Flüge sind äußerst beliebt. Das hat den Grund, dass der Preis für Flug und Boot (65/50+5) in etwa gleich ist und drei Bier entspricht. Wahrscheinlich buchen viele Leute einen Flug, wenn sie meinen, dass sie in 2 Monaten möglicherweise fliegen müssen. Soviel Zeit hatte ich aber leider nicht mehr, da ich schon am Samstag meinen Flug nach Deutschland kriegen sollte. Wie dem auch sei fragte ich, ob es auf dem Wasserweg kurzfristig möglich sei. Er bejahte, ich müsse mich dann jedoch in die entsprechende Schlange anstellen. Man muss dazu sagen, dass es für mein Auge weder eine gab, noch man überhaupt weiß, wie viel Warteschlangen es gibt. Die Leute stehen einfach ungeordnet gedrängt vor dem Eingang. Manchmal steht auch eine Person für verschiedene Sachen an oder ist grad 2 Häuser weiter. Ich rief also aus nach „el ultimo del barco“. Kurz darauf fand ich den Letzten der Schlange für Reservationen für das Boot. Ich habe dann ein wenig mit einer Frau gequatscht, die dann hinter mir dran war. Generell reicht der Ausruf „ultimo“, um den Letzten einer Warteschlange zu identifizieren. Hier war es aber nicht nur brechend voll, da viele Kubaner montags frei haben, sondern es gibt 4 Schlangen. Eine für Flugtickets von Cubana, eine für Züge, welche bevorzugt behandelt wird, eine für verschiedene Reservationen innerhalb 72 Stunden und eine für Reservationen bis 90 Tage. Ich befand mich richtigerweise in Schlagen Nummer 3, welche sich jedoch als die Schlimmste herausstellen sollte. Hätte ich doch mal vorher gefrühstückt. Über 4 Stunden später kam dann Luis rein. Ich hatte mich bereits voran gearbeitet und wär wohl in ca. 2 Stunden dran gewesen. Diese Topzeiten sind leicht mit 2 Sachen zu erklären: Fehlendes Internet, fehlende Arbeitsmoral. Von den 6 Schaltern sind 2 exklusiv für Cubana. Bei den anderen 4 arbeiten nur 1-2 Leute und stellen ca. 3-4 Tickets in der Stunde aus. In ein Boot (2 pro Tag) passen hunderte Leute. Luis meinte erst, ich sollte Mittwoch oder Donnerstag wiederkommen. Ich hatte mir aber geschworen, da heut nicht ohne Ticket raus zu marschieren. Dann schien er unter den Bediensteten eine Bekannte ausgemacht zu haben, die grad hinten im Büro Streichhölzer zählte. In 2 Minuten hatte ich ein Ticket fürs Boot sowie den anschließenden Bus nach Havanna. Wenn man hier was erledigt haben will, hilft ein Bekannter oder eine Bestechung meist weiter. Ich zahlte 50$ fürs Boot und 5 Peso für den Bus. Ich war heilfroh mit Ticket für Freitag wieder aus dem Höllenschlund raus zu sein. Ich hatte eigentlich nach Donnerstag gefragt, falls was schief läuft, aber Donnerstag scheint der Mond falsch zu stehen denn es fährt kein Schiff. Man könnte natürlich sagen, dass es nicht sehr vernünftig war, ohne Rückflugticket überhaupt zu einer entlegenen Insel zu fliegen, aber ich mag nun mal das steile Abenteuer. Desweiteren bin ich ja auch unter anderem deswegen hier. Außerdem wollte ich unbedingt auf die Insel ab von allem. So gab es dann gegen eins Frühstück. Später gings dann Geld tauschen und einkaufen per Rad. Da hier ne Menge Leute mit langen Fingern hinsichtlich Zweirädern rumlaufen sollen, gibt es für einen Peso bewachte Fahrradplätze bspw. Auf Marti /e C18/20 und Calle 22 /e 37/39(Marti). Dass die Straßen hier ebenfalls manchmal Namen und manchmal Zahlen haben, sei am Rande erwähnt. Ersterer hat bis 3, der andere bis 5 auf. Bei der Cadeca klappte der übliche Ausruf nach „ultimo“ wieder hervorragend. Da gab man sich aber nicht mit einer Photokopie zufrieden. Woraufhin ich dann 10 Minuten später mit dem Originalreisepass auftauchte. Ist aber wohl im Ganzen der großflächigen Abwesenheit von Touristen geschuldet. Später sollte es dann noch einen kleinen Hike geben, da laut Guide der Berg am westlichen Ende von Calle 22 besteigbar ist. Die Höhle, wo es zum Baden geht, war per Stahltür verbarrikadiert. Ich folgte dem Einzigen, was zwar nicht wie ein Weg aussah, aber ohne Bergsteigerausrüstung begehbar war. Nach einiger Zeit gab ich jedoch auf, da mein „Weg“ immer dichter wurde und sich eine steile Bergwand vor mir erstreckte. Da ich hier nicht das lokale Hospital aufsuchen wollte und mein Schuhwerk ungeeignet war, drehte ich um und trat meinen Rückweg durch die Ausläufe von Nueva Gerona an.
09.04.13
Heute gings dann zu deutlich christlicheren Zeiten aus dem Bett. Nach dem Frühstück sollte es zum „presidio modelo“ gehen. Ein Gefängnis, in dem auch Fidel und seine Schergen 2 Jahre über ihre revolutionären Schandtaten nachzudenken hatten. Man nimmt einfach Calle 32 gen Osten…immer geradeaus. Ist bestens ausgeschildert. Ein Drahtesel ist empfehlenswert, denn zum Laufen ist es schon ein Stück. Man fährt direkt auf das große Verwaltungsgebäude das Gefängnisses zu. Dahinter sind 2 weitere Blöcke sowie die kreisrunden Gefängnisse. Das meiste ist ohne Eintritt einfach offen begehbar. Der Ort strahlt was Magisches aus und ich fand es hier direkt faszinierend. Das mögen die Ehemaligen Insassen anders empfunden haben. Alle Stockwerke inklusive Zellen sind begehbar ohne störenden Guide oder andere Leute. Seit über 50 Jahren geschlossen macht der zerfallene Zustand einen Großteil des Charmes dieses historischen Orts aus. Man sollte etwas aufpassen, da alle Gitter und Absperrungen fehlen. Der mittlere der 5 Runden Blöcke schien der Speisesaal gewesen zu sein. Aktiv wurde das Gefängnis zwischen 31 und 59 genutzt. Ganz am Ende finden sich Reparaturhallen, Elektrizitätsraum u.a. Versorgungseinrichtungen. Davor ist zu linker Hand das Museum im ehemaligen Hospital. Eintritt 2$, Guide 1$, Photos 5$. Die Tour ist nicht sehr lang aber interessant. Ein Raum zur Geschichte des Gefängnisses selber, ein Raum mit Betten sowie den dazugehörigen Photos von Fidels Truppe des 26 Juli Movements. Zur Sicherheit waren sie hier komplett getrennt von den üblichen Gefangenen untergebracht. 4 Monate später reichte auch das Batista nicht und Fidel musste separat schlummern, der dritte Raum des Museums. Die Frau (mein Guide) war informativ und gab sich sichtlich Mühe, dass ich ihren spanischen Ausführungen folgen konnte. Ob es nun die 5$ für die paar Photos wert war, sei mal dahingestellt. Aber die Chance, dass ich nochmal auf dieses Fleckchen Erde treffe, ist realistisch gesehen eher gering. Da man hier das Meiste eh in lokalem Peso zahlt, ist das Leben hier als Tourist recht günstig. Aus einer nahe gelegenen Schule fiel dann noch eine Schulklasse ein. Sie schienen mehr an mir interessiert als an dem Museum, was sie wohl zum x-ten Mal sehen durften. Als ich Ihnen sagte, dass ich aus Deutschland sei, war das Gerede direkt groß. Sie fragten nach einem Photo. Dem Wunsch kam ich natürlich gerne nach. Später gings dann noch ein paar Kilometer weiter Richtung Osten zur Küste. Dort gab es einen Strand (Playa Bibijagua), der gut aber nicht prospektfähig war. Anbei gabs eine Bar mit Bier, Rum sowie einem Restaurant. Die üblichen 5-10 Angestellten waren auch da. Der Herr hinter der Bar musste eine weitere Frau bestellen, die autorisiert war, mir ein Getränkt zu verkaufen. Aber auch ein Essen im Restaurant war drin. Es war nicht der Brüller, aber es hat gegen den Hunger geholfen. Als ich mich dann noch ein wenig draußen hinsetzte, sammelten sich ein paar Angestellt um sich. Touristen kommen hier nicht sehr oft vorbei. Da die meisten solo waren ging direkt die Frage um, wer denn gerne mit mir Samstag nach Deutschland möchte. Die Leute kommen hier wie gesagt schnell zum Punkt. Wir haben es dann aber doch beim netten Gespräch belassen. Von daher hab ich dann später auch wieder allein mit dem Zweirad den Rückweg angetreten. Wieder zu Hause hab ich mich dann erst mal von der ungewohnten Anstrengung erholt.
10.04.13
Heut Morgen hab ich dann meinen Drahtesel abgegeben, da ich die Sachen in der Nähe hier abgegrast hatte. Ich wollte zu Hotel Colony, ca. 45km südwestlich von Nueva Gerona um Infos über Ausflüge nach Punta Frances einzuholen. Um selbst in den Süden zu fahren muss man einiges auf den Tisch legen. Eigentlich wollte ich einen Roller mieten, jedoch machte mir Luis das Angebot eines Taxis mit deutschem Fahrer für 30$. Ich stimmte zu. Wenig später fuhr Klaus vor. Er lebt seit vielen Jahren auf der Insel und stammt aus Leipzig. Das war mir nach dem ersten Satz auch selber klar. Er überbrückt mit seinem Taxi hier noch seine letzten 2 Jahre bis zur Rente. Er war Schlosser in Deutschland. Auf dem Weg zum Hotel erzählte er mir einige interessante Sachen über die Insel. Wir passierten einige der verlassenen Internate/Schulen hier, die in den 70/80ern wild in die Landschaft gesetzt wurden. Dementsprechend waren zu der Zeit viele junge Leute auf der Insel. Daraufhin hat der maximo lider dann bei einer Veranstaltung aus dem Blauen heraus verkündet, dass die Insel nun nicht mehr „isla de los pines“ sondern „isla de la juventud“ heißt. Wenig überraschend widersprach wohl niemand und somit war es geschehen. Die Schulen stehen nun wie Mahnmale in der Landschaft und erinnern an bessere Zeiten hier. Zudem wurden hier früher viele Zitrusfrüchte gezüchtet. Das versickerte aber ebenfalls und der Zyklon 2008 beendete das Unternehmen endgültig. Der ist hier wohl wie eine Bombe eingeschlagen. Zudem ist die Insel zum Großteil mit einem dichten Dornengebüsch überdeckt, welches sich nur so verbreiten konnte, weil die Wiederkäuer hier frei über die ganze Insel laufen. Sie haben den Samen verteilt und nun wuchert das Zeug unaufhörlich. Weder rausreißen noch abbrennen hilft. Es wächst einfach nach. Zudem bestehen die Berge hier zum Großteil aus Marmor. Wenn man drauf achtet, sieht man Marmor hier in der Tat sehr oft. Früher wurde es noch mit Hilfe der Sowjetunion abgebaut. Das hatte sich dann mit dem Zusammenbruch ebenfalls erledigt. Neben weiteren Geschichten fand ich jedoch die Interessanteste nur unweit von Hotel Colony entfernt. Die Insel besitzt einen internationalen Flughafen. Nachdem früher die Mafia aus den USA das Gebäude für Treffen genutzt hatte, wurde es dann nach der Revolution in ein Touristenhotel umgewandelt. Der Ort ist perfekt, da der Süden der Insel nicht nur der schönste Teil sein soll, sondern zum Tauchen auch mit die besten Plätze der gesamten Karibik bietet. Das hatte dann auch ein deutscher Reiseveranstalter für Tauchreisen entdeckt und ließ den internationalen Flughafen bauen. Als die Verträge ausliefen und die Kubaner es nun auf eigene Faust versuchen wollten, klappte es nicht ansatzweise. Heute verfällt der Flughafen vor sich hin. Am Eingang stehen noch Teile des Empfangsgebäudes. Neben einer unfertigen Biogasanlage einige der traurigen Beweise dafür, dass die Leute hier nicht wirklich was auf die Kette kriegen (wollen). Laut Klaus fehlt es neben Wissen und Material vor allem an Willen und Arbeitsmoral. Das ist der Preis dafür, wenn man nicht nach Leistung sondern Anwesenheit zahlt. Zurück im hier und jetzt kamen wir am doch größtenteils schön anzusehenden 3 Sterne Hotel Colony an. Skulpturen dienen auf der schnurgeraden Zufahrtsstraße der Begrüßung. Es stellte sich das raus, was Klaus schon sagte: Das Schiff nach Punta Frances hatte um 9 abgelegt. Morgen würde man mich jedoch für 25$ mit zum Schnorcheln mitnehmen. Das erklärte mir die Frau dort übrigens in gutem Deutsch. Es fand noch ein Rundgang statt. Die ehemalige Bar am Strand war verschwunden und es erinnerte nur noch ein rostender Steg an vergangene florierende Tage. Die Leute sind hier einfach nicht scharf auf Tourismus, obwohl er doch in anderen Teilen des Landes Unsummen in die Kasse spült. Ich fragte Klaus, ob wir dann heute nicht noch zu der Krokodilfarm weiter im Osten fahren könnten. Er erklärte, dass die meisten Straßen außerhalb der beiden Nord-Süd Verbindungen zum Hotel und zur Militärzone in teilweise schlechtem Zustand sein. Die Militärzone selber habe ihn schon einige Reparaturen gekostet. Er stimmte jedoch zu. Die Ost-West Straße hatte in der Tat ein paar fiese Löcher aber Klaus wusste Bescheid. Wir passierten weitere unbewirtschaftete Landschaften und leer stehende Schulgebäude. Es wirkt hier selbst für kubanische Verhältnisse alles etwas unwirklich. Die letzten 6 Kilometer zur Krokodilfarm mussten auf Feldweg absolviert werden. Da dort Sumpfgebiet ist und es in der letzten Zeit hier heftig geregnet hatte, legte ich die restlichen 3 Kilometer zu Fuß zurück. Klaus blieb mit seinem Wagen zurück. Da uns bis dahin schon 1-2 Schlangen über den Weg gelaufen waren und es im Unterholz öfters raschelte, ging ich lieber in der Wegmitte. Dort angekommen hielt sich der Besucherandrang in Grenzen, doch der zuständige Herr war schnell gefunden und wechselte ins Touristenspanisch. Wär der Weg dorthin nicht so beschwerlich, würde die Station für 6$ bestimmt mehr Besucher haben. Es gab von ganz jungen, Monate alten Babykrokodilen bis hin zum 50-jährigen Brecher alles zu bestaunen. Die Kleinen waren noch in einem extra Becken und man konnte sie selber halten und anfassen. Man merkte aber auch, dass das Schuppentier das zwar gewöhnt, aber trotzdem nicht einverstanden war. Eine tolle Erfahrung und den Weg wert. Schon in jungem Zustand hatten sie extrem Spitze Zähne. Die größeren Exemplare waren nur für Photos geeignet. Ein zehnjähriges Kroko war jedoch auch am Wegesrand. Es schien den Guide nicht zu beeindrucken. Wenn man sie nicht reizt, schienen sie recht entspannt. Die Älteren sind aber echte Wemser und wiegen um die 300KG. Nicht zum streicheln geeignet. Die Tour war nicht lang aber sehr cool. Für den Rückweg bot man mir eine Mitfahrgelegenheit auf der Stange eines Fahrrads für 3$ an. Für 2 schlug ich zu. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Auf dem Rückweg ging es noch nach La Fe, mit 6000 Leuten die zweitgrößte Stadt hier. Diese war teilweise immer noch vom Zyklon 2008 gezeichnet, die Kirche beschädigt. Klaus wollte Fleisch kaufen, da es hier günstiger ist als in Gerona. Nach dem Motto „Darfs etwas mehr sein?“ wuchtete der Typ hinter der Theke knapp 20KG Fleisch am Stück auf den Tresen. Nach dem Abwiegen fand das Geschäft für 30$ statt. Guter Preis, keine Frage. Dann lieferte mich Klaus noch für 2 Stunden am Playa Paraiso ab. Dort wurde frischer Fisch verköstigt, aber viel wichtiger habe ich dort für 1,50$ ohne Witz den besten Mojito hier getrunken. Einfach Klasse. Es schien mehr von allem drin zu sein, was aber aufgrund der immer gleichen Glasgröße logisch gesehen gar nicht sein kann. Als ich ein wenig abgetrunken hatte, kam der Barmann nochmal rum und füllte das Glas mit Rum auf. Um 5 gings dann nach einem tollen Tag ab nach Hause unter die kühle Dusche.
11.04.13
Um sieben gabs Frühstück, aber ich war selber schuld. An meinem letzten Tag sollte ich dann doch noch was von der Unterwasserwelt nahe Punta Francés sehen und musste das Boot der örtlichen Schifffahrtsgesellschaft nahe Hotel Colony bekommen. Den Bus zum 2 km entfernten Hafen geht immer gegen 9 ab. Klaus war pünktlich wie die Maurer vor der Tür. Allerdings sah ich ihn beim Rauskommen beim Wechsel eines Reifens. Ärgerlich, aber als organisierte Deutscher ist ein Ersatzrad dabei. Am Hotel wartete auch schon ca. die komplette Gästeliste auf den Bus. 8 Leute waren es mit mir insgesamt. Der durchaus schwierige Transport dürfte einige Tauchbegeisterte zurückschrecken. Dort traf ich dann Miguel aus England, Brian aus Kanada, sowie Marina und Karin aus dem schönen Augsburg. Ich buchte eine Runde schnorcheln für 25$. Fürs Tauchen hatte ich nicht den Mumm oder den Drift. Das Element Wasser ist auch eigentlich nicht wirklich meins. Der Kahn schien vertrauenswürdig, auch wenn man die Geschwindigkeit keineswegs als atemberaubend beschreiben konnte. Der Tag war auch nicht ganz so warm gewesen, was den Trip sehr angenehm machte. Die Truppe kannte sich bereits, aber ich wurde direkt integriert. Die Meisten waren nur zum Tauchen da. Für Karina war es ihr erstes Mal und Miguel hatte die beiden Damen mehr oder weniger Überredet. Er ist begeisterter Taucher. Ich nahm Flossen, Schnorchel und eine Brille und folgte einem anderen Deutschen, der sein Handwerk (schnorcheln) verstand. Ich mochte es ab der ersten Sekunde nicht, da ich allein schon mit der Atemtechnik nicht klar kam. Nachdem ich dann einen Rochen gesehen hatte, eine Erfahrung, die keinerlei Freude in mir auslöste, paddelte ich zurück zum Schiff. Manche Sachen kann man halt mögen, muss man aber nicht. Auf dem Weg hatten die Seebären verbotenerweise ein Dutzend Hummer aus dem Meer geholt. Für 10$ in Nueva Gerona über Gebühr. Die Gegend da unten ist wirklich traumhaft. Blaues Meer und Sonne küssen schmale Landzungen mit weißen Stränden. Gepflegt oder gar bewirtschaftet wird dort aber eigentlich Garnichts. Ich verweilte im Boot, da mich die anderen bereits vor infernalen Mückenschwärmen gewarnt hatten. Die schakerte ich lieber mit den Zurückgebliebenen, denen zusammen mit den anderen der vorherige Tauchgang gut gefiel. Ich ließ die zweite Möglichkeit zum Schnorcheln sausen und machte stattdessen nach dem Essen ein schunkelndes Nickerchen. Der Weg zurück zog sich allerdings ordentlich, sodass wir auch erst am Abend um 7 wieder anlegten. Wir trafen uns dann gegen 9 alle wieder in der casa von Brian mit Freundin Jenny in Nueva Gerona. 5 Minuten zu Fuß von mir. Meine Befürchtung, dass ich die Nacht sehr amüsant aber schlafmäßig sehr kurz werden würde, sollte sich bewahrheiten. Wir ginge erst in eine Bar. Dort war dann aber gegen halb 2 Schluss. Um Viertel vor 2 wollten wir noch in den Tanzschuppen. Eigentlich nur bis 2 auf, winkte uns der Chef jedoch rein. Man muss dazu sagen, dass Miguel aufgrund seiner portugiesischen Wurzeln gut Spanisch sprechen kann. Das Ganze hört sich dann zwar wie russisches Spanisch an, wird aber wohl von den Leuten verstanden. Die Aussprache des Portugiesischen ist ne Nummer für sich. Zusammenfassend hatten wir jede Menge Spaß. Gegen 4 oder halb 5 musste ich mich dann verabschieden, da ich noch packen und duschen musste und um 6 das Taxi zum Boot kam, was um 8 dann ablegen soll. Schlafen wurde verlegt auf später.
12.04.13
Die Nachtruhe war aufgrund der ausschweifenden Feier letzte Nacht nicht existent. Ich habe mich kurz aufs Bett gelegt. Ohne Frühstück stand dann pünktlich um 6 wieder Klaus vor der Tür. Es herrschte bereits reges Treiben am Hafen. Nach ein paar Checks und Wartens ging es dann ungewohnt professionell ins Boot. Das Ganze glich eher einem Flugzeug mit Platzordnung und Fernsehen als dem von mir erwarteten Rostkahn. Dafür ist es in der Mühle bitterkalt. Außer Kubaner hab ich dort niemand gesehen. Auch die Busfahrt klappte reibungslos. Im Busterminal in Havanna stürzten sich direkt die Taxifahrer auf mich. Ich nahm den günstigsten Kurs und das beste Taxi. Der Koffer ging in den Beiwagen und ich setzte mich dann mit Salatschüssel auf dem Kopf hinten auf das Motorrad…und ab gings. Am Hotel angekommen hab ich eingecheckt und nach einer Pizza mit feinem Ambiente wurde erst mal ein Nickerchen eingelegt. Ich war froh, dass ich ins Boot gefunden hatte und war nun hundemüde. Miguel, der den Luftweg nahm, wollte mich dann abends an der Bar treffen. Da es mein letzter Abend war, wurde aufs Ganze gegangen. Ich hab dann noch wenige Stunden Schlaf bekommen, bis es dann in der Nacht gegen 4 hieß aufzustehen um das Paradies zu verlassen.
13.04.13
Ich stieg ähnlich entspannt aus dem Bett wie gestern. Im Taxi sagte mir Miguel, dass er erst wesentlich später als ich am Freitag, bei unserem gemeinsamen Abend mit den Anderen auf “la isla”, Schlaf gefunden hatte. Beim Check-In holte sich Miguel eben noch ne Flasche Rum und 10 Zigarren. Letzteres natürlich zu Mondpreisen. Ich tauschte meine restlichen CUC um und wir rauchten noch eine. Das werde ich in Deutschland wieder stark einschränken müssen. Der Flug nach Toronto war gut, halb Schlaf, halb Fernsehen. So war eigentlich auch der Plan für den Flug nach Düsseldorf. Ich saß jedoch neben einem Kanadier, mit dem ich die ganze Zeit gequatscht habe. Ich erzählte ihm einiges über mich, Kuba und Europa und er über Kanada und warum er fließend Rumänisch spricht. Wir haben zudem geschafft, den geringen Biervorrat des Flugzeugs zu vernichten. Es war nun mal inklusive und ich bin ja trotz meiner faszinierenden Zeit in dieser ganz anderen Welt immer noch Deutscher…