Ai-Ais

Wir verlassen heute LĂ¼deritz wieder, aber nicht ohne vorher eine Stadt zu besuchen, welche etwa zehn Kilometer auĂŸerhalb von LĂ¼deritz ist aber bereits seit Ă¼ber fĂ¼nfzig Jahren verlassen ist. Naja, heute bevölkern Touristen das Dorf und Kolmannskopp oder zu Deutsch Kolmannskuppe ist der Name. Sie liegt auf dem Gebiet der Diamantenfirma NamDeb, weil sie auch ein Teil ihrer Geschichte ist und heute den Beinamen Geisterstadt hat. Wir kaufen unsere Genehmigung vorher bei einem netten ReisebĂ¼ro und Andenkengeschäft in der Stadt. Mit dem Wisch, welchen man auch direkt am Eingang erhalten kann, nehmen wir dann an der gefĂ¼hrten Tour um halb zehn Teil. Eigentlich sind gefĂ¼hrte Touren ja nicht so mein Bier, aber manchmal wie nun auch in diesem beinhalten sie interessante Informationen anschaulich verpackt. Es gibt eine FĂ¼hrung auf Deutsch, Englisch und Afrikaans. Wir nehmen die Mitte und unser Guide (FĂ¼hrer hört sich unpassend an) ist mit Enthusiasmus bei der Sache und berichtet uns eine ganze Menge und gibt uns am Ende noch ein Ständchen auf dem Klavier, welches im alten Veranstaltungssaal noch steht. Vielleicht auf sein Verlangen hin denn er ist eigentlich Sänger. Nun wie dem auch sei, ist es im eine verlassenen Stadt, welche um 1907 ihr Erwachen erlebte, als in der Gegend Diamanten gefunden wurden. Das ist eher zufällig passiert, als eine Eisenbahnlinie innerhalb von zehn Monaten nach LĂ¼deritz gebaut wurde, bei dem Alle mit angepackt haben. Nun fand dort jemand nebenbei ein paar Diamanten in der Gegend, was Augenblick das Interesse aller Beteiligten geweckt hat. Ein Transporteur names Kolmann stand Pate fĂ¼r den Ortsnamen, sowie LĂ¼deritz von einem Bremer Investor stammt. Ăœber einige Jahrzehnte war diese Stadt die Bleibe einiger Anwohner und vor allem Minenarbeiter samt Familien falls vorhanden. Es war alles da und ist heute noch zu besichtigen. Das Krankenhaus, Schlachterei, Eisfabrik, Krämerladen, Schule, IngenieursbĂ¼ro, Kasino, Kegelbahn. Alles was dazu gehört. Heutzutage ist natĂ¼rlich noch ein Andenkenladen, ein Restaurant und ein kleines Museum vorhanden. Ich finde es auĂŸerordentlich spannend, wobei ich natĂ¼rlich den Vorteil habe, der deutschen Sprache mächtig zu sein und somit Schilder, Berichte und Zeitungsausschnitte interpretieren kann. Selbst ohne irgendeinen informativen Hintergrund macht die dem Verfall bedrohte Stadt ein tolles Photomotiv. Es gibt noch weitere Geisterstädte dieser Art, welche aber der Ă–ffentlichkeit unzugänglich sind, weil sie auf Privatgelände stehen. Die Stadt wurde verlassen, weil weiter sĂ¼dlich einfach grĂ¶ĂŸere Diamanten gefunden wurden. Warum haben die Leute dann aber oft Einrichtung wie Möbel, Schränke und Betten zurĂ¼ckgelassen? Dies geschah auf Anordnung der Minengesellschaft, welche davon ausging, dass die Leute im Mobiliar haufenweise Diamanten schmuggeln wĂ¼rden. Wahrscheinlich war dies nicht ganz unberechtigt.

Danach fahren wir hinter dem Dorf Aus in Richtung sĂ¼dafrikanischer Grenze mit dem Ziel “Ai Ais”. Komischer Name, aber es gibt ein paar heiĂŸe Quellen und einen beliebte Schlucht dort. Und es liegt auch so halb auf dem Weg. Direkt auf dem Weg fahren wir neben dem Fluss Orange her, welche Namibia von SĂ¼dafrika auf einem guten StĂ¼ck der Grenze voneinander trennt. Der Fluss fĂ¼hrt im Gegensatz zu den Meisten auch tatsächlich noch etwas Wasser und Affen sowie Fischreiher sind zu sehen. Es ist auch das erste GrĂ¼n, was ich innerhalb einer Woche sehe. So saftig und voll sind die Farben. Dass ich so etwas in Irland die ganze Zeit bewundern kann, wird mir erst jetzt klar. Je näher wir dem Ziel kommen umso mehr geht die Sonne am Horizont unter aber desto wärmer wird es. Die Verwunderung wird aufgeklärt, weil die Unterkunft “Ai Ais Resort”, administriert von der NWR (namibian wildlife resort) an heiĂŸen Quellen und inmitten einen aufgeheizten Bergmassivs liegt. Es fĂ¼hlt sich an wie in der WĂ¼ste Sossusvlei oder als populäres Beispiel die Sahara. Staubtrocken und warm wie in einer Badewanne. Dass eine Stunde vorher am Fluss noch Weinreben in die Höhe sprossen, ist bereits wieder vergessen. Ich bin gespannt, was es mit dieser Schlucht auf sich hat und warum hier am Ende von scheinbar garnichts ein Resort errichtet wurde. Morgen bin ich schlauer.

 
Heute Vormittag haben wir noch ein paar organisatorische Sachen erledigt um unsere nächsten Reiseziele zu planen. Das ist von Ai Ais aus recht schwierig, da die Internetverbindung nur Text wie Emails zuverlässig Ă¼berträgt, aber greifen wir auf das gute alte Telefon zurĂ¼ck. Generell sind viele UnterkĂ¼nfte, wo Safaris oder Wildtierexkursionen angeboten werden, etwas im Voraus zu buchen und der GroĂŸteil der Leute bucht dies entweder weit im Voraus oder aber im Umfang einer organisierten Tour. Es bedarf etwas Recherche und Nachfrage um auf einen grĂ¼nen Zweig zu kommen, aber es ist machbar. Bei den Preisen muss man allerdings dazusagen, dass alles was kein Campingplatz ist und Wildtiere im Angebot hat, sehr teuer ist. Alles von 100 bis 1000 Euro ist drin. Das ist selbstredend exklusive irgendwelcher AusflĂ¼ge. Namibia ist nicht gĂ¼nstig, wenn mann nicht gut plant und ein Zelt sein eigen nennt.Nachdem das abgeschlossen ist, machen wir uns auf zum “fish river canyon”. Dieser ist etwa eine Stunde von Ai Ais entfernt. Auf dem Wege sehen wir schon einen vorzeitigen Höhepunkt, nämlich eine Gruppe Zebras. Die sehen wirklich aus wie die namensgebenden Zebrastreifen. Unglaublich aber wahr. Sie schauen uns interessiert an und grasen an dem wenigen Vorhandenen herum. Zwei SträuĂŸe sind ebenfalls in der Nähe, zusammen mit mindestens einem Dutzend kleinen NachwuchssträuĂŸen. Die sind selbst mit Fernglas schwer zu erkennen. Dies ist Ă¼brigens die beste Investition fĂ¼r die Reise soweit.Die Schlucht selber ist nun wirklich atemberaubend. Die schiere GrĂ¶ĂŸe, und die Tiefe und der kleine grĂ¼ne Rinnsal, welche sich durch den Fels hindurch schlengelt. Ich schieĂŸe ein paar Photos aber eigentlich bräuchte ich eine Staffelei nebst Talent um die Szenerie passend in einem Kunstwerk einzufangen. Durch diese trockene und mäandrierende Schlucht eine fĂ¼nftägige Wanderung zu unternehmen, hört sich reichlich abenteuerlich an. Denn dies ist im Moment die einzige Art die Schlucht aus der Nähe zu erkunden. Laut Buch kam hier 2001 ein schlecht vorbereiteter Wanderer ums Leben, weshalb die zuständige NWR dann TagesausflĂ¼ge in die Schlucht verboten hat und nun vorher eine Genehmigung und theoretisch auch eine ärztliche TauglichkeitsprĂ¼fung vorzulegen ist.Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, die mit dem Auto erreichbar sind, aber sie zeigen alle einen ähnlichen Blickwinkel.Den Nachmittag verbringe ich mit dem Schreiben meiner Postkarten. Diesmal sind es 18, obwohl auch da noch ein paar Leute fehlen oder zusammengefasst wurden. Meine Handschrift wird nicht besser und es ist fĂ¼r mich wirklich eine AusdauerĂ¼bung. Ich schreibe zwar flink auf der Tastatur, aber eine vernĂ¼nftige Handschrift hat mir 13 Jahre Schule und drei Jahre Berufsschule nicht beibringen können. DafĂ¼r habe ich die Chromosonenstruktur der DNA gelernt. Aber lassen wir das. Das wĂ¼rde doch zu weit in die Weite fĂ¼hren. FĂ¼r morgen haben wir noch keine Buchung aber es geht nun Richtung Norden, wo wir hoffentlich ein paar grĂ¶ĂŸere Wildtiere und auch Raubtiere zu Gesicht bekommen. Wenn das GlĂ¼ck uns hold sein sollte.