Manzanillo

26.03.13

Ich schlief wie in Baracoa üblich sauber durch, wurde aber mitten in der Nacht um 6 unsanft vom Wecker gestört. Nach Frühstück und Bezahlung bestand ich noch aufs Abschiedsfoto. Da es meistens früh morgens ist, zieren sich vor allem immer die Frauen vor die Kamera. Als auch das geschafft war gings mit freundlichem Abschied auf den Weg. Kurz hinter Baracoa bog ich dann noch mit dem Ziel Punta de Maisi ab. Zuerst ging alles glatt. Vor einer Kurve winkte mir ein Mann zu, der mir zuerst irgendeine Tour andrehen wollte. Viel wichtiger war auf Nachfrage aber der Hinweis, dass hinter der sehr steilen Straße nach ca. 4km ein Kontrollpunkt kommt, wo wie nach Caimanera nur Leute mit entsprechenden Papieren durchkommen. Letzteres wäre vielleicht noch mit einer Spende zu lösen gewesen. Aber als sich der Chinese bereits der zweiten Steigung im ersten Gang aufgrund fehlender Bodenhaftung die Zähne ausbiss, gab ich mein Unternehmen enttäuscht auf. War aber wohl die vernünftige Entscheidung, weil ich ja auch so noch 8-9 Stunden Fahrt vor mir hatte. Wenigstens die Einheimischen sollten was von meinem fehlgeschlagenen Versuch haben. Sie machten ein Foto von mir, wie ich enttäuscht dreinblicke. Immer mehr scharten sich, da sich hier wohl nur einmal die Woche ein Tourist her verirrt. Wundert mich nicht. Die Leute fragten eher nach Sachen anstatt Geld. Also gabs ne kurze Hose, Schlappen und ne Seife für das einheimische Dorf. Es schien der Fang des Tages und es wurde sich herzlichst bedankt. Das war wenigstens eine kleine Wiedergutmachung für mich. Die restlichen 8 Stunden nach Manzanillo hatten mir, die schicke Passstraße (Farola) außen vor, nicht die Freude ins Gesicht geschrieben. Auf dem Weg traf ich aber derart verschiedene Menschen, dass es die Erzählung wert ist. Oben auf der Passstraße gibt es ein paar Aussichtspunkte. Einer der schönsten schien frei von Verkäufern und ich nutzte die Gunst der Stunde. Die Gruppe hatte sich aber nur weiter unten im Schatten niedergelassen. Als sie mich mit meinem für einheimische gut sichtbaren $ Zeichen über dem kopf sahen, stürmten sie direkt hoch und legten los. Das ganze Schoko/Kakao Zeug interessierte mich jedoch nicht. Da sie trotzdem nett waren und wir uns erst mal etwas unterhielten, gabs dann für mich ein paar lustige Photos und die Truppe bekam ihren Peso. Beide zufrieden. Nach Santiago nahm ich dann noch eine Frau mittleren Alters mit. Wir waren gerade allein im Wagen. Nachdem Sie sich hergerichtet hatten und dabei meinen Wagen in eine Parfümerie umgewandelt hatte, fing sie ganz offen an mich anzugraben. Frau wie Mann kennt hier kein Pardon. Man muss dazu sagen, dass es eine der wenigen Personen hier im Süden Cubas ist, bei er ich auch auf Nachfrage kein Wort schnalle. An der Abzweigung nach Norden Richtung Bayamo wurd ich dann auch sie los. Kurze Zeit später lud ich Tochter und Mutter in den Wagen. Nachdem beim dritten Satz geklärt war, dass ich unverheiratet und kinderlos war, lud sie mich direkt in ihr Haus ein und wollte meine Nummer. Die Mutter war kein Deut besser und machte mir ständig Komplimente. Auf dem restlichen Stück gabelte ich noch einen Judolehrer aus Venezuela auf. Man trifft hier alles und Jeden. Im Manzanillo wurde ich freundlich und mit guter Laune von Ruben empfangen. Er führte mich direkt zur schickeren Behausung von seinen beiden Unterkünften. Bad, TV, Kühlschrank, Bad, Terrasse. Und die ist riesig, weil vom geplanten Dachanbau bisher nur eine Reihe Steine zu sehen sind. Ich war einverstanden. Da es noch 2 Stunden bis zum Essen waren, ging ich ohne große Erwartungen in den Stadtkern von Manzanillo, wo ich ja ursprünglicherweise gar nicht hinwollte. Ich wurde sehr angenehm überrascht. Selbst am großen Platz und am Malecon traf ich nicht einen Touristen. Die Leute hier sind sehr freundlich und schauen einen leicht verwundert an. Man fühlt sich wie ein bunter Hund. Es wird Fußball und Baseball gespielt, Sport getrieben, ne Tonne Zwiebeln verladen und mit voller Hingabe Domino gespielt. Bezahlt wird fast ausschließlich in lokalem Peso. Mir hat innerhalb von 2 Stunden kein Mensch was verkaufen wollen. Nicht mal die Grundlage wie Taxis und Zigarren. Anstatt dessen bekommt man Topphotos und die Leute fragen sogar teilweise danach. Am Malecon stehen alte Fischerboote und das Wasser glänzt im Sonnenuntergang. Ein Eldorado für Leute, die gerne auch mal was ab von Landschaft und Gebäuden photographieren wollen. Wäre das Essen nicht um 8 gewesen, wäre ich noch Stunden um die Häuser gezogen. Das Essen war sehr gut. Zum Abschluss gabs noch Schokoeis. Was will man mehr. Morgen zur Comandancia geht es den meisten Teil der Straße nur „extrem steil“ zu. Die letzten 5km sind starken 4WD’s vorbehalten, da es bis zu 45% nach oben geht. Man sehen ob der Guide hält was er verspricht. Das wird ein Spaß.

                   

27.03.13

Nach dem Omelett gings dann ab Richtung Santo Domingo und somit zur Comandancia. Auf dem Weg hat es noch eine Runde geregnet. Aber danach hielt es sich zum Glück. Auf dem Weg nahm ich noch 3 Leute mit. Nach einigen Kilometern sah ich dann links, wie die Touris von Bussen in Jeeps verladen wurden. Das sagte mir, dass es jetzt wohl lustig werden würde. Es ist wirklich sehr steil, aber auch mit 4 Leuten ging es mit einem normalen Wagen gut. Auf dem letzten Stück musste ich aber voll in die Eisen latschen, was man auch entsprechend roch. Meine Mitfahrer waren deutlich entspannter. Es ist etwas steiler als zum Gran Piedra. Doch dann war mit meinem Auto offenbar Schluss. Die Weiterfahrt im Jeep war in den 25$ Eintrittsgeld inbegriffen. Was folgte waren 700 Höhenmeter in wenigen Kilometern Straße. Mit bis zu 45% Steigung die steilste Straße Kubas. Der Suzuki Jimmy wurde in den 4WD-Modus versetzt und es ging ab. Gute Bremsen sind ebenfalls ein Muss. Oben angekommen ging es drei weitere Kilometer zu Fuß weiter, in die Sierra Maestras rein, dessen Bergspitzen in Wolken gehüllt waren. Die Tour ist für die meisten gut machbar. Zwar zwischendurch etwas steinig oder steil, aber alles im Rahmen. Generell ist die Landschaft natürlich sehr schön und idyllisch, seinen eigentlichen Reiz bezieht der Ort aber natürlich aus der Geschichte. Die Tour führt über mehrere mehr oder weniger verstreute Gebäude. Über ein Haus für Operationen in denen Ché aktiv war, Helikopterlandeplatz, Küche, Friedhof, Zeitungshütte und natürlich die „casa de fidel“. Sein originales Bett, Stuhl und Kühlschrank waren noch vorhanden. Der Ort triefte vor Geschichte. Ein tolles Gefühl. Der Guide war fix aber informativ. Als er mitbekam, dass ich die Basics wusste, haute er ein paar interessante Details raus und wartete auf meine Fragen. Er sprach gut verständliches Spanisch. Die Touri-Version seines normalen Spanisch. Es gab ne Menge anderer Touri-Gruppen, 80% Deutsche. Die Tour dauerte 2 ½ Stunden, kann aber auch ne Stunde länger dauern. Auf dem Weg nach unten glühte die Bremse, aber die vier anderen Insassen waren entspannt wie Sonntagmorgen und machten ihre Späße. Wieder zurück ging es noch ans andere Ende der Stadt von Manzanillo. Vorher in Dinos Pizza für 1,85 ne Pizza mit Schinken gegriffen. Gut ist anders. Der Hunger triebs rein. Auf meiner mehrstündigen Stadtwanderung erwarteten mich abermals interessierte Blicke. Ich unterhielt mich mit einigen Leuten. Eine Barbesitzerin, die nicht verstehen wollte, dass ich hier alleine rumlaufe. Die Singlerate ist hier deutlich niedriger als bei uns. Ein Photograph, mit dem ich über die Photographie sprach. Ein Percussionspieler, der sein Englisch aufbessern wollte. Es klappte ganz gut, auch wenn die Betonung noch etwas komisch war. Bei Ruben kam heut ne Ladung Steine und Sand für seinen Anbau an. Nach dem Abendessen kam dann noch sein Kollege rein. Es war der Besitzer einiger Bilder, die hier verkäuflich hingen. Ich erwarb Compay Segundo und einmal „Kunst“. Der Mann freute sich diebisch. Morgen geht’s zur Granma bzw. zum gleichnamigen Nationalpark „desembarco del granma“, welcher den südlichsten Punkt Cubas beherbergt.

                 

28.03.13

Nach dem Frühstück und einer erholsamen Nacht gings ab Richtung Niquero/Belic zum Nationalpark. Dort angekommen lagen die entsprechenden Papiere nicht vor und ich musste ohne Eintritt zu zahlen passieren. Wie schrecklich. Die Dame entschuldigte sich wirklich für diesen für sie peinlichen Zwischenfall. Als erstes taucht rechts ein Replikat der Granma auf. Anders als beim Original kann man vollständig rumgehen und von allen Seiten bestaunen, dass dort 82 Mann drauf Platz hatten. Kurz dahinter ist das Museum. Mit Guide ging es ca. 1.3 Kilometer zum Strand, wo die Granma am 02.12.56 auf Grund lief. Die 1,3 Kilometer sind nun locker auf einen Weg zu bewältigen, Die Rebellen brauchen aber damals 5 Stunden durch die Dichte Vegetation. Es gab noch 2 kleine Museumsräume mit Photos von Gefallenen/Getöteten. In Raum Nr. 2 gab es eine sehr genaue Karte der Bewegungen dort im Dezember 56. Dort wurde klar, dass das Unternehmen deutlich auf der Kippe stand und es fast an ein Wunder reicht. Am Ende schafften es 21 Mann in Die Sierra Maestras. Zu guter Letzt gab es noch das Haus eines Bauern zu bestaunen, welcher den Rebellen half und dafür mit seinem Leben bezahlte. Ein paar Kilometer dürftiger Straße weiter, gab es dann den „Sendero Arqueologico natural el guafe“. Die endemischen Vogelarten gab es heute aufgrund des Windes nicht zu sehen. Dafür Höhlen, verdorrte Vegetation und der angeblich größte Kaktus der Welt. Also groß war er schon. Am Ende gings noch nach Cayo Cruz, ein verschlafener Ort ganz im Süden der Insel. Nach meiner Schlappe im Osten habe ich nun 2 aus 4 Punkten geschafft. Das angepriesene Restaurant hatte gerade zu, außerdem hatte mich der Park eh um alles kleiner als 10$ gebracht. „No hay cambio“(Kein Wechselgeld) ist hier der Wahlspruch. Am Abend gabs dann von Ruben einen köstlichen Fisch. Nachdem gestern die Immigracion aufgrund einer kanadischen Delegation geschlossen hatte, ist morgen die Bank zu. Also wieder keine Visa-Verlängerung. Muss ichs halt Montag auf den letzten Drücker in Santa Clara machen. Ich habe wieder meine alte Unterkunft bekommen bei Luisa. Auch die Bestätigung meiner casa in Nueva Gerona ging glatt. Ich werde laut Plan sogar vom Flughafen abgeholt. Aber morgen geht’s dann erst mal zurück zu Freunden nach Santa Clara. Da freu ich mich drauf.

 

          

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