Jakarta 1

16.04.2017 – 37000 Fuß

“Auf zu neuen Ufern” hieß es dieses Jahr wieder einmal. Nachdem ich die letzten paar Male immer Richtung Amerika aufgebrochen bin um meinem Jahresurlaub zu frönen, geht es diesmal Richtung Osten. Weit nach Osten Richtung Indonesien. Ich habe noch gut sieben Stunden auf dem Tacho auf dem Weg Richtung Jakarta.
Warum es letzten Endes Indonesien geworden ist, kann ich nur schwerlich beantworten. Es hätten auch viele andere Orte auf dieser Welt werden können. Aber es sollte etwas außerhalb von Amerika sein, wo meine Freundin und ich noch nicht waren. Zudem gern recht weit weg und warm. Schließlich lebe ich nun seit fast genau einem Jahr im meist recht frischen Dublin. Morgen ist mein Jahrestag, wenn ich das gerade so überschlage. Aber ich will mich nicht lange mit der Vorrede aufhalten. Auf ins nächste Abenteuer.
Der erste Flug von Dublin nach Abu Dhabi ist sehr angenehm. Das Flugzeug ist nur halbvoll, die Bedienungen freundlich, das Essen wie gewöhnlich so la-la und das Entertainment System an Board erster Güte. Neue Filme, werden genauso wie Klassiker und Serien angeboten. Ich zocke zwischendurch auch Poker und Tennis. Es gibt überall Stromquellen und W-LAN ist auch an Board. Das juckt die meisten Leute aber aufgrund der horrenden Preise eher wenig. Ein paar Stunden lege ich mich quer über ein paar Sitze aufs Ohr. Ei was ist das fein.
Wir kommen im Morgengrauen in Abu Dhabi an. Es sind akkurat und in Reih und Glied gespannte Lichterketten, die uns empfangen. Wie auf einer Perlenkette aufgezogen. Eine Stadt größtenteils am Reißbrett entworfen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Bei Sonnenaufgang enthüllt sich die Unwirklichkeit der ganzen Szenerie. Ein riesiger Flughafen samt Wolkenkratzern steht für das ungeschulte Auge deplaziert mitten in der Wüste. Als wäre es angespült worden von einem fernen Ort. Wie ein Wüstenschiff. Der Flughafen allein ist riesig und man wird mit Bussen gefahren und muss recht lagen laufen. Wir haben ein paar Stunden Zeit von daher ist das nicht wirklich wild. Ich lade meine Freundin Ruth an dem nächsten gemütlich aussehenden Sitzplatz ab und sie hält ein Nickerchen.Ich nutze die Zeit um mich etwas umzusehen.
Die Sonne hat die Außenwelt derweil in gleißendes Licht getaucht. Am Horizont sieht man, wie die Wüste sich auftürmt, weil die Stadt weiter wächst.
Das Essensangebot ist annehmbar, wenn auch hoffnungslos überteuert. Aber das wundert mich nun nicht mehr. Überall sprießen “duty-free” Geschäfte wie Pilze aus dem Boden. Es scheint einen unsättigbaren Drang nach Alkohol, Tabakwaren und Schokolade zu geben. Auch das wundert wenig. Alles schon zig mal gesehen.
Dann sehe ich was, was ich noch nie gesehen habe. Eine Frau setzt sich quer von uns etwa zehn Meter weit weg auf einen Stuhl. Sie ist komplett in schwarzen, langen Stoff gehüllt. Von Kopf bis Fuß. Oben gibt e einen kleinen Schlitz, wo hinter dicken Brillengläsern zwei kleine Augen hervorlugen. Das muss dieser Vollschleier sein, auf den in Deutschland immer so oft geschimpft wird. Die Regenbogenpresse hat die Sau nur schon allzu oft durchs Dorf getrieben. Ich musste nach Abu Dhabi reisen, um mal wirklich eine zu sehen. Auf den ersten Blick sieht das schon recht befremdlich und unmenschlich aus. Naja weil man den Menschen selber eigentlich nur erahnen kann. Nach einiger Zeit aber stelle ich fest, es sind Menschen wie du und ich. Sie frühstücken gerne, zücken öfters das Handy und tragen schicke Taschen mit sich herum. Alles halb so schlimm.
Überhaupt dünnte sich nun auf dem zweiten Flug nach Jakarta die Reihe westlich aussehender Menschen deutlich. Das ist eine reine sachliche Feststellung. Ich mache zwar manchmal politisch unkorrekte Witze über allerlei Themen und Menschen, aber wer kann sich davon schon freisprechen. Ich höre gerade “Come as you are” von “Nirvana”, was meine Einstellung zu der Sache recht gut beschreibt. Die meisten Urlauber werden wahrscheinlich eher einen Flug nach Bali erstehen anstatt in der Hauptstadt Jakarta zu landen. Aber als ich gehört hatte, dass es auf Bali so toll ist und alle Leute dorthin gehen, wollte ich dort auf gar keinen Fall hin. Diese Sturheit war mir nicht immer zum Vorteil gereicht, aber hat mich doch stets an interessante Orte gebracht.

16.04.2017

Samtig und glatt setzt der tonnenschwere Flugzeugbolide im Flughafen von Jakarta auf der der Landebahn auf. Die Passkontrolle dauert nur wenige Minuten. 4 Wochen Urlaub in Indonesien, höchst willkommen, Stempel drauf und der nächste bitte. Kein unnötiges Rumgefrage oder nervenzehrendes Anstehen in einer Schlange. Angenehm und äußerst willkommen nach der nun fast 24-stündigen Reise ans andere Ende der Welt. Aus dem sehr überschaubaren Flughafengebäude austretend, kommt mir auch postwendend einer der Gründe entgegen, warum ich in die Breitengerade vorgestoßen bin. Die Luft ist warm und bewegt sich nur mäßig, ist dafür aber angereichert mit einem Maximum an Feuchtigkeit. Wie habe ich das vermisst. Ich schwitze unter diesen Umständen zwar durchgehend wie ein Schwein, aber es ich kann es irgendwie nicht sein lassen. Es ist ein bisschen wie eine Katharsis.
Wir versuchen unser Glück nochmal drinnen bei den Geldautomaten. Sie sind alle fein aufgereiht in einem Glas-Separee untergebracht. Ich habe bei dem ersten Robotor Glück, Ruth beim Zweiten. Ich hoffe inständig, dass mir nicht einfach ein eine Million Rupiah Schein ausgespuckt wird. Weit gefehlt. Der Automat spuckt soviel Papier aus, dass die Hälfte davon auf den Boden segelt und ich unter dem Bankautomaten nach meinen restlichen Kröten fischen muss. 1.250.000 Rupiah in 50.000er Noten. Was größeres gibt das Ding nicht her. Das sind umgerechnet mehr als drei Euro, aber Vergleiche bringen einen immer nur mäßig weiter. Im Außenbereich des Terminals dieses Luftschiffahrtshafens finden wir auch einen Mann mit meinem Namen auf einem Schild. Ich habe in weiser Voraussicht einen Abholdienst zum Hostel gebucht, damit ich mich als fetter Europäer zu nächtlicher Stunden nicht einer langen Fahrpreisverhandlung hingeben muss.
Wie dem auch bringt uns unser Fahrer Richar, was die indonesische Form von Richard zu sein scheint, zu seinem feinen Vehikel und wir machen uns vom Hof. Die ersten Eindrücke dieser Stadt prasseln auf mein Hirn ein, welches vorher nie zuvor eine asiatische Stadt gesehen hat. Die Straßen sind breit, die Autos zahlreich und der Schwall der Motorroller scheint überhaupt nicht abzureißen. Grün und Rot scheint eine Glaubensfrage zu sein und viele Anhänger gibt es nicht. Richar ist gesprächig und ich versuche mein gebrochenes Indonesisch und er sein nicht gutes aber deutlich besseres Englisch. Er fragt ob wir etwas Musik mögen und nachdem wir einwilligen, schiebt er eine DVD ins Laufwerk. Dann erschallt nicht nur aktueller Pop aus den U.S.A., sondern auch das dazugehörige Video auf seinen integrierten Kleinbildschirm. Interessant.
Wir kommen nach circa zwanzig Minuten in der der Packers Lodge an, unser vorübergehenden Bleibe hier im Norden von Jakarta. Wir werden nett empfangen und die Dame spricht gutes Englisch. Die Anlage streckt sich bis ins dritte Stockwerk zusammen mit Küche, Computer- und Leseecke sowie einem Kicker. Unser Zimmer ist funktional eingerichtet mit einem Spruch von einem gewissen J.R.R. Tolkien: “Nicht alle die umherwandern, haben sich verlaufen.” Mit diesem Motto und einem unheimlich charmant wirkenden Bett schließe ich den Tag.
17.04.2017:
Der Wecker hebt uns gegen neun Uhr langsam aber sicher aus dem Schlaf. Ich hasse Wecker aber da das Frühstück von sechs(!) bis zehn geht, erheben wir doch unsere Astralkörper. Es gibt im dritten Stock ein paar Toast mir Nutella, Marmelade sowie Tee und Kaffee. Viel mehr bekomme ich bei der Wärme eh nicht runter. Die Atmosphäre ist entspannt. Es sind nur wenige andere Leute im Hostel. Auch die Dame gestern Abend an der Rezeption hat uns gefragt, ob wir nach Bali möchten. Die Unterkunft ist modern und hip eingerichtet mit allerlei Karikaturen und Malereien an den Wänden, Bierkisten als Sitze und einer offenen Küche. Nach der absolut göttliche und angenehm erfrischenden Dusche nehmen wir uns vor Richtung Norden zum alten holländisch-kolonialen Stadtkern aufzubrechen.
Wir treten aus unserem Hostel auf die Straße und schon das erweist sich als schwieriger als gedacht, die im Sekundentakt Autos und Motorroller auf der Straße vorbei dröhnen. Der Verkehr ist am Montag Mittag natürlich nicht besser als am Sonntag Abend und somit machen wir uns wachsamen Auges auf den Weg Richtung Norden.
Die Luft ist schwer und feucht. Hitze umströmt die Menschen. Die Motoren röhren laut aber schieben sich auch nur wenig schneller als die Menschen die Straße hoch. Die Sonne ist heiß und doch leicht fahl an diesem Tag. Am Straßenrand steht alles zum Verkauf, von Koffern hin zu DVDs und Fernbedienung. Viele Fernbedienungen. All diese neuen Eindrücke strömen ungehindert und willkommen in mein Gehirn ein. Jetzt weiß ich wirklich, dass ich woanders bin.
Wir kommen an der Zugstation vorbei und gehen weiter Richtung Norden. Um die Straßen zu überqueren, braucht es Mut und Unbekümmertheit, zusammen mit einer Prise Glück. Gar nicht sehr anders als in Dublin eigentlich, wenn ich sie genauer darüber reflektiere.
Wir kommen zu einem Platz, welches auf der einen Seite auf breiter Front den ehemaligen Sitz der holländischen Regierung beheimatet als die ganze Region hier noch unter niederländischen Kolonialherrschaft stand. Einige Cafés und Restaurants bilden zusammen mit einigen Museen den Gürtel um den Platz. Es gibt bunte Fahrräder zu mieten mit den man offensichtlich nicht weiter tut, um auf ihnen zu fahren und zwar ausschließlich auf dem Platz herum. Dabei dürfen ein paar fesche Photos natürlich nicht fehlen.
Wir erforschen weiter die Umgebung und landen im Norden an einer alten Kolonialbrücke der Holländer. Zu ist in ähnlich gutem Zustand wie die im Ruhrgebiet. Bis auf dass diese in weiser Voraussicht wegen Einsturzgefahr für den Verkehr gesperrt ist.
Wir kommen wieder weiter nach Süden gehend zu einem großen Markt. Es ist ein undefinierbarer Markt ohne bestimmtes Sortiment oder Ausdehnung. Er ist einfach da und zum Verkauf steht alles, Preis ist Verhandlungssache. Dort genehmigen wir uns eine Ananas und eine Wassermelone sowie ein kühles Wasser. Letzteres nehme ich hier eh ungefähr zweimal in der Stunde ein, um weiter funktionieren zu können. Es ist überall und günstig erhältlich. Vom Kranwasser wird abgeraten. Aus einem guten Grund…
Entlang der Straße und auch des Markts führt ein Fluss entlang bzw. eine offene Kanalisation. Bloß dass beides in einem vereint ist. Dort fließt samt und sondern alles rein, was gerade nicht gebraucht wird. Da wir dem Meer ziemlich Nahe sind hoffe ich einfach mal, dass die Brühe nicht einfach ungeklärt in die indonesische See abgelassen wird.
Ein Teil des Marktsortiments herrschen Bücher. Diese sind einfach auf einen riesigen Haufen gestapelt, welcher der Sonne und der Feuchtigkeit zu trotzen versucht.
Unser eigentliches Ziel im Moment ist der Tempel “Jin de Zuan”, einer wichtigsten chinesischen Tempelanlagen der Stadt hier. Diesen zu finden ist nicht wirklich leicht, da es mit der Beschilderung nicht so weit her ist. Im Tempel finden wir wenig überraschendes aber viel angenehmes. Alte Malereien, Schreine und Altäre, Wasserbecken und historische Inschriften. Entweder ist es auf Indonesisch oder Kantonesisch, was für mich beileibe nicht wirklich einen Unterschied macht. Ich kann sie unterscheiden, mehr nicht. Ruhe und Besinnlichkeit versprüht der Tempel auch wenn Religion in weitesten Sinne nicht wirklich mein Bier ist.
Auf dem Weg zurück zum Hostel gehen wir noch auf der Straßenüberführung in Richtung Einkaufszentrum, in der Hoffnung auf eine paar weitere, Früchte, Snacks und Eier. Doch was wir dort finden ist tatsächlich der Traum eines jeden Heimwerkers. Elektrogeräte, Werkzeuge und Elektroniksachen auf drei Stockwerken, Und ich die Stockwerke  sind nicht von schlechten Eltern.
Des Abends noch einem kleinen Nickerchen, gehen wir noch etwas speisen, wobei wir uns abermals im alten Kolonialviertel wiederfinden. Viele Jugendliche sitzen einfach auf dem großen Platz, tratschen, rauchen, trinken und tippen auf ihr Handy ein. Ein weiterer riesiger, tösender und sinnesberauschender Markt liegt keine Gehminute nördlich des Platzes. Das Essen hier besteht meist aus Hühnchen sowie Reis oder Nudeln. Es gibt aber auch allerlei kleine Leckereien am Wegesrand aufzugabeln.
Kurz hervorheben möchte ich hier noch das Highlight des ersten Tages, und zwar die Menschen. Diese sind äußerst freundlich, gut situiert, zuvorkommend und aufgeschlossen. Zuerst wurde meine Freundin Ruth von einer Schülerin von vielleicht acht Jahren angesprochen, ob sie nicht ein paar Fragen für uns Schulprojekt beantworten könne. Wer man ist, wo man herkommt und warum man hier ist. Gar nicht so leicht zu beantworten, wenn man mal ehrlich ist. Das nächste Schulprojekt war “Mache ein Photo von dir und einem Touristen”. Das hört sich vielleicht überheblich an, aber das ist gar nicht so einfach denn so viele Touristen westlichen Aussehens gibt es hier gar nicht und sind somit die Attraktion. Somit wechselt sich die Gruppe ab und jeder bekommt ein Photo mit uns. Gleichzeitig befremdlich und unterhaltsam. Viele Leute sprechen uns einfach an, fragen uns wo wir herkommen uns wie lange wir hier sind. Ich warte immer auf den Moment, wo sie uns etwas verkaufen wollen oder ein wenig Geld für was auch immer abstauben wollen aber nichts. Das Gespräch endet mit einem “Auf Wiedersehen” und viel wichtiger mit einem Lächeln. Ein überaus freundlicher Tag. Und das ist ja erst der Anfang…

ein Haufen Geldbündel

18.04.2017

Nachdem wir gestern noch ein paar Eier sowie Zwiebeln und Tomaten vom Supermarkt erstanden haben, wollen wir heute das Frühstück mal etwas aufpeppen. Jedoch stellt sich heraus, dass das Gas für den Herd alle ist. Die freundliche Rezeptionistin hat aber direkt die passende Antwort parat:”Macht die Eier doch einfach in der Mikrowelle”. Das klingt erst mal recht befremdlich im Gegensatz zu einer handfesten Pfanne, aber es funktioniert tatsächlich. Es lässt zwar etwas Knusprigkeit vermissen, aber wir sind hier nun mal nicht bei feinen Leuten.
Nach der Dusche soll es heute Richtung Zentrum gehen. Da wir aber morgen weiter Richtung Sumatra aufbrechen wollen, muss noch der passende Flug gebucht werden. Heutzutage eigentlich kein großes Ding, aber die Website von “LionAir” akzeptiert unsere Kreditkarte nicht. Da es eh auf dem Weg ins Zentrum ist, fassen wir den Plan direkt bei der Fluggesellschaft im “Lion Air Tower” zu buchen.
Gesagt getan probieren wir den Bus aus. Nach etwas Verwirrung ist ein Fünfer-Ticket für zwei Personen für 40.000 Rupiah in unserem Besitz. Der erste Bus sieht nicht richtig aus und auch kaum jemand steigt ein. Der nächste kommt mit der richtigen Aufschrift. Aber als wir einsteigen wollen, sagt eine Frau, dass dieser Bus ausschließlich für Frauen ist und ich nicht einsteigen dürfe. Wo bleibt denn hier die Gleichberechtigung? Der nächste Bus scheint auch Männer mitzunehmen und wir steigen beide ein. Aber auch hier dürfen im vorderen Teil nur Frauen sitzen. Männer sind hier nicht erwünscht. Das erscheint mir alles sehr befremdlich und erinnert mich an Szenen aus den Zeiten der Rassentrennung in den U.S.A. Andere Länder andere Sitten. Dann jedoch sehe ich neben vielleicht religiösen Gründen einen Hinweis, wie es dazu kommen konnte. Dort ist ein durchgestrichenes Symbol im Bus, wo ein Mann den Rock einer Frau hochhebt um mal drunter zu luken. Offensichtlich können einige Männer hier nicht an sich halten.
Wir steigen an der Busstation Harmoni aus. Zu unserer Verwunderung hat es angefangen zu regnen. Aber das passiert hier öfters. Wir huschen in den nahegelegenen “Lion Air Tower” um unsere Flugtickets zu erstehen.
Das Gebäude ist wirklich viele Stockwerke hoch und am Eingang werden wir von zwei bronzenen Löwen begrüßt. Ein Mitarbeiter schrubbt unablässig den Marmorboden vor dem Eingang. Drinnen ist es äußerst geräumig und klimatisiert. Wir schauen uns etwas verloren um. Ein netter Herr zieht eine Nummer für uns. Wir gehen direkt zu einem der Schalter. Eine nette Dame bedient uns. Fünf Minuten später ist alles geklärt. Für circa 80 Euro fliegen wir beide einfach nach Medan. Viel schneller wäre es auch nicht übers Internet gegangen und jetzt haben wir tatsächlich ein Stück Papier mit der Buchung in der Hand. Das fühlt sich hier irgendwie wichtig an.
Danach machen wir uns weiter Richtung Süden auf zum Nationalmuseum, welches wir dann auch nach etwas Nachfragen finden. Die meisten Leute scheinen hier mit dem Bus, Taxi oder Tuk-Tuk anzukommen, welches im Grunde ein motorisiertes Dreirad ist. Leider ist ein Teil des Gebäudes aufgrund von Renovierungsarbeiten gesperrt. Aber auch der restliche Teil beschäftigt uns für einige Stunden.
Eine Schüler sind ebenfalls unterwegs und sie haben die gleichen Fragen auf Lager wie gestern. Sie interviewen im Grunde einen beliebigen Touristen auf Englisch, zeichnen dies auf Video auf und benutzen es später als Lehrmaterial. Eine klasse Idee, nur sind die westlichen Touristen hier ganz klar begrenzt und ein rares Gut auf offener Straße. Ruth schickt also mich vor, damit sie die Fragen nicht ein zweites Mal beantwortet. Es bedarf auch zunächst einer Portion Mumm, einen anders aussehenden Unbekannten in einer fremden Sprache für ein Interview anzusprechen, besonders wenn er deutlich älter ist.
Das Museum selber ist aufschlussreich und hat viele Informationen zur Geschichte, Siedlungsbau sowie Schmuck und Alltagsgegenstände auf Lager. Es gibt viele Ausstellungsstücke, aber das Museum gewinnt jetzt auch keinen Preis für die Präsentation. Es sind alles relativ klar geordnete Räume, wie man sie in einem Museum erwartet.
Danach gehen wir in einen großen Park zum Nationalmonument, welches im Grunde ein hoher, schmaler Turm ist, welcher Richtung Himmel ragt. Auf der Zubringerstraße trainiert die Polizei und die Rekruten werden ordentlich gedrillt, während sie mit nacktem Oberkörper auf dem Asphalt liegen. Ich weiß schon, warum ich nicht zum Militär gegangen bin. Leute die mich anschreien, konnte ich noch nie ausstehen. Am Eingang des Monuments sagt und die Frau dann, dass der Aussichtsturm geschlossen ist, der Eintritt aber unverändert bei 30.000 Rupiah liegt. Wir winken ab, denn ohne einen Blick von oben ist der Witz irgendwie weg sich dieses Monument von Innen anzusehen.
Wir gehen anschließend in ein lokales Restaurant. Einerseits hilft es, dass ich wenige Grundbegriffe wie “Reis”, “Hühnchen” und “Schwein” auf indonesisch beherrsche. Deutlich besser ist aber, dass alles im Fenster ausgestellt wird und man im Grunde nur mit dem Finger darauf zeigen muss. Für 42.000 Rupiah gibt es neben Huhn und Reis eine Art Weißkohl, eine würzige Soße unbekannter Herkunft sowie ein paar Cracker, zwei Gläser lauwarmen Tee und einer Flasche Wasser. Unter drei Euro. Der Herr gibt uns auch noch die ungefähre Richtung für unser nächstes Ziel vor, eine große Moschee. Wir irren aber mehr umher und trotz der Tatsache, dass es eine extrem große Moschee sein soll, finden wir sie am Ende im dichten Verkehr und aufkommenden Regen nicht. Aber es wird noch mehr Gelegenheiten geben, etwas weiter diese mir doch recht unbekannte Religion zu erkunden. Und schattige Gotteshäuser sind in diesem Klima immer willkommen, da bin ich bei der Religion nicht wählerisch.
Wir treten den Rückweg im dichter werdenden Abendverkehr an. Eine Armada an Rollen und dicken Autos pflügen lauthals die Straße entlang. Die Busse fahren im Sekundentakt. Das ist keine blanke Übertreibung. Hier kommt einer hinter dem anderen zur Hauptverkehrszeit. Hinter unserem Bus kamen noch drei Busse direkt hinterher zum gleichen Ziel. Ein Mann im Bus sieht immer nach dem rechten, dass auch kein Mann “aus Versehen” die Linie zur Frauenzone überschreitet. Alles sehr ordentlich und züchtig hier im Bus in Jakarta.