Das einzig Interessante auf er Autofahrt von Palmwag nach Erindi habe ich unter “Was wir haben” zusammengefasst.
Wir kommen wie üblich mit der Dämmerung des Abends in Erindi an. Dies ist ein privates Wildtierreservat mit preislich recht teuren (1290 Dollar) aber sehr gut ausgestatteten Zeltplätzen, die sogar mit einem privatem Kühlschrank aufwarten. Das Reservat ist 707 Quadratkilometer groß und einen Teil davon kann man auch mit dem eigenen Auto erforschen. Wir schlagen aber erstmal unser Zelt auf dem Autodach auf und horchen nach einem leichten Abendessen an der Matratze.
Am nächsten Tage, nachdem wir uns zunächst nicht viel von unserem Zeltplatz wegbewegt haben, steigen wir gegen vier Uhr Nachmittags in das Safariauto ein und lassen uns herumkutschieren mit der Hoffnung einiges Wild in Augenschein nehmen zu können. Wir müssen auch nicht lange warten.
Zunächst sehen wir drei Löwen und eine Löwin, welche alle vier extrem faul in Schatten der Bäume im Sand herumliegen. Sie nehmen das Auto zwar kurz wahr, aber legen sich dann wieder aufs Ohr. Das machen sie rund 18 Stunden pro Tag, während beispielsweise die Giraffe nie länger als 5 Minuten einnickt und das für höchstens eine halbe Stunde am Tag. Die Jäger führen im Gegensatz zu den Gejagten ein deutlich entspannteres Dasein.
Eine Ecke weiter tummeln sich zwei Elefanten an einem Wasserloch, als zwei Weitere inklusive einem dominanten Bullen vorbeikommt und mal kurz klar Schiff macht. Aufgrund seiner imposanten Erscheinung wird im bei Futter und Wasser augenblicklich platzt gemacht. Sie nutzen ihren Rüssel für alle Mögliche, vom Trinken und Essen bis hin zum Staub blasen, welchen sie gegen lästige Kleintiere auf ihren ganzen Körper verteilen.
Desweiteren sehen wir noch ein paar Giraffen sowie Nilpferde, welche wir allerdings schon in voller Größe außerhalb des Wassers an einem anderen Wasserloch gesehen haben. Sie haben extrem wuchtige Körper und flößen Respekt ein. Meist treiben sie aber nur wie ein Uboot mit Periskop im Wasser. Nur die Augen und Nase lugen hervor, der Rest des massigen Körpers treibt mühelos im Wasser.
Nebenbei sehen wir noch “kleinere” Vertreter aus dem Tierreich wie Oryx, Impala, Springbock und einen Riesenvogel Kori Bussard, der Mühe hat sich überhaupt von der Erdoberfläche abzuheben, weil er einige Kilo auf die Waage bringt. Ach ja und ein paar Warzenschweine, gerne auch Pumbas genannt, sind auch dabei.
Es ist klar zu merken, dass dies ein Reservat ist und die Chancen auf Tiersichtungen dementsprechend um ein Vielfaches höher sind als in der freien Wildbahn. Aber es sind trotzdem wilde Tiere und diese Aktion, oder wie bei den Löwen eher in Inaktivität zu erleben ist was ganz Besonderes. Ich habe alle diese Tiere außerhalb eines Zoos noch nie zu Gesicht zu bekommen.
Am Abend machen wir wie zumeist ein prasselndes Feuerchen auf unserem Zeltplatz. Manchmal verfluche ich Zelten, weil es an Annehmlichkeiten fehlt und ich ständig nach allem suchen muss. Aber in Momenten der Ruhe und vor allem des über dem Feuer gebratenen Abendessens mit einem guten Tropfen in der Natur spielt das Zelten seine Trümpfe voll aus. Ich lehne mich zurück und blicke auf den Sternenhimmel. Das sind viele. Deutlich mehr als in Gelsenkirchen oder Dublin. Auch noch ein paar mehr als auf dem Land in Irland. Ich fühle mich sorgenlos verloren in der Weite meines eigenen Kosmos.
Weniger theatralisch aber trotzdem mit Gemütlichkeit nehmen wir unser eigenes Auto zur Hand und erkunden das Reservat. Es gibt hier ein recht gut erschlossenes Straßennetz, welches natürlich ausschließlich Sand- und Schotterpisten sind. Jedoch macht es ausgesprochen Spaß selber am Steuer zu sitzen und im eigenen Tempo nach Tier und Natur Ausschau zu halten. Wir haben insgesamt auch recht viel Glück. Zwar sehen wir nicht den erhofften Leoparden, das war auch nicht zu erwarten, aber Elephant, viele Giraffen inklusive Nachwuchs, Baboons und eine handvoll Sträuße sind dabei. Selbst ein paar Zebras sichten wir, welche aber mit zu den scheuesten Vertretern des Tierreichs gehören und schnell Reißaus nehmen. Die Giraffen hingegen, sobald ich den Motor ausschalte und den Wagen lautlos weiterrollen lasse, sind genauso neugierig wie wir selber. Sie stellen ihre Ohren auf, die wie ihr Seh- und Geruchssinn ausgezeichnet sind.
Zudem bekomme ich Gelegenheit, endlich mal die Geländetauglichkeit unseres Toyoto Hilux auszutesten. Ein Teil des Weges ist nur für Vierradantrieb ausgewiesen und beim Anblick des steinigen Berganstieg leuchtet uns dann auch ein wieso. Ich schalte in 4Low, also dem Geländemodus mit der größten Übersetzung. Damit fährt sich das Auto wie ein Panzer, zumindest die Panzer die ich bisher virtuell am Computer gesteuert habe. Also hoch den steilen Felsweg. Mir ist etwas mulmig ob meiner mangelnden Erfahrung als Stadtkind, aber die Reifen des Toyoto nehmen gekonnt jeden Stock und Stein und wir kommen nicht nur unversehrt oben an, sondern auch sehr langsam aber kontrolliert über die Kuppe wieder herunter. Schon recht beeindruckend, wie “leicht” sich zwei Tonnen Stahl einen Berg hochfahren lassen. Es macht zudem viel Spaß.
Am Nachmittag springen wir noch in den Pool, welcher wie fast alle hier eine erfrischende, sprich arschkalte Wassertemperatur hat. Der Sonnenuntergang ist malerisch, wie fast immer. Wir haben immernoch nicht einen Tropfen Regen erlebt und mich würde es nicht wundern, wenn es so bleibt. Nun verweilen wir am Wasser vor unserer letzten Nacht im Zelt. Morgen geht es wieder zurück in die Hauptstadt Windhoek, doch ist der Weg zum Glück mit rund zwei Stunden recht kurz. Nachdem wir bereits mehr als 4000 Kilometer hinter uns haben, kommt uns das sehr gut zu pass.