21.09.2018
Heute haben wir relativ viel Zeit im Auto verbracht, weil wir mal ein bisschen Strecke machen mussten. Deswegen an dieser Stelle nur der Morgen und der Abend.
Wir haben nach einem Einkauf im Tante Emma Laden auf dem Dorfplatz gefrühstückt, da das Abendessen gestern in unserer Pension uns keine so rechte Vorfreude auf eine weitere Mahlzeit machen wollte. Der Bäcker verteilt seine Brötchen, ein Straßenkehrer kümmert sich um das Herbstlaub und alte Männer trotten langsam mit Gehstock und Zeitung über die Straße.
Danach fahren wir noch ein paar Kilometer mit dem Fahrrad die Touristenattraktion der Region ab, den senda del oso oder Bärenweg. Dabei handelt es sich um einen sehr idyllisch gelegenen Weg, welcher sich um einen Fluss entlang nach Süden schlängelt. Logischerweise ist es mit relativ viel Glück verbunden, auf einem von vielen Touristen frequentierten Pfad einem wilden Bären über den Weg zu laufen. Wir erspähen aber trotzdem einen, der in einem Wildgehege gehalten wird, da er in freier Wildbahn nicht mehr überleben könnte. Er räkelt sich auf einem Felsen und scheint die Morgenmüdigkeit noch nicht so ganz abgeschüttelt zu haben.
Am Abend kommen wir dann nach langer Fahrt in “cervera del rio alhama” an. Nachdem wir an unserer Unterkunft “casa piedralén” niemanden antreffen und Nachbarn ihr bestes versuchen rufen wir die Dame an und sie erscheint fünf Minuten später auch. Dann geht es wie so oft ohne Plan auf die Suche nach einem Platz zur abendlichen Nahrungsaufnahme. Wir stolpern in das Restaurant “la rubia” hinein. Es gibt ein Menü für 15 oder 25 Euro. Eine halbe Flasche Wein inbegriffen. Fertig. Wir verstehen zwar die Hälfte des Menüs nicht, setzen uns aber trotzdem aufgrund der gemütlichen Atmosphäre und der gut aussehenden Speisen, welche an den Nachbartischen serviert werden. Und dann wird aufgetischt…
Brot, ein frischer gemischter Salat, Kroketten mit Käse und Schinken, Fleischbällchen, Hühnchen im Panademantel, ein mir unbekannter Weißfisch, mit Rind gefüllte Paprika, ein Sorbet und ein Käsekuchen. Ein absolutes Gedicht. Aufgrund der Anpreisung des Essens gibt uns die Chefin des vor zwei Monaten eröffneten Restaurants eine Flasche Wein gratis zum späteren Verzehr. Ohne Witz, so gut habe ich seit langem nicht gegessen. Und ich esse gerne und viel, so wie die Meisten heutzutage. So und nun werde ich an der Matratze lauschen in der Hoffnung, dass mir der Wein nicht zu sehr zu Kopf steigen wird, wovon ich jedoch stark ausgehe.
22.09.2018
Beim Frühstück heute morgen war ein anderes anderes spanisches Paar mit uns am Tisch. Es war unentwegt mit der Gastgeberin am quatschen. Nichts ungewöhnliches, aber der Konversationsstil ist mir hier schon vorher aufgefallen. Es ist nicht so, dass bei drei Leuten einer etwas erzählt, zwei hören zu und reagieren dann auf das gesagte. Nein mindestens zwei aber im besten Falle alle drei reden zur gleichen Zeit und es scheint auch irgendwie zu klappen, dass mehrere Konversationen gleichzeitig am Leben gehalten werden. Ich bekomme zumindest ein paar Infos über interessante Sachen, die man sich in der Gegen mal anschauen kann.
Um halb zwölf machen wir uns dann auf zu einem Weingut zur Tour und Verköstigung. Weil die Besichtigung gibt es halt nur einmal in der Woche. Nach harter Anstrengung, den älteren Besitzer des Weinguts zu verstehen und zwei Gläsern Wein, haben wir uns erstmal wieder auf unser Zimmer begeben. Zum Wein selber, falls Kenner unter den Lesern sein sollten, kann ich relativ wenig sagen. Ich kann weiß von rot unterscheiden und trocken von lieblich, aber das war’s dann auch schon. Was mich hier allerdings überrascht ist, dass der Rotwein gekühlt serviert wird. Ich dachte immer, das sei eine Totsünde aber es scheint wohl unter bestimmten Umständen geduldet zu sein.
Nach unserer verdienten Pause fahren wir zu einem Naturreservat in der Nähe von Alfaro, etwa eine halbe Stunde von hier entfernt. Die Sonne steht heute steil am Himmel und kein Lüftchen weht. Die Autofahrt und generell die Landschaft hier hat sich gegenüber Galizien und Asturien stark verändert. Es ist eine Mischung aus Steppe, sandigen Hügeln, mäandrierenden Flüssen und Weinbergen. Zwischendurch ein paar Ortschaften oder alte verlassen Steinhäuser und Ruinen. Der Park selber ist jetzt nicht groß, aber doch gut zur Vogelbeobachtung geeignet. Ein paar Bilder sollten weiter unten zu finden sein. Der Parkplatz beherbergt nur allein unser Auto. Generell ist es hier eine ruhige und ländliche Ecke von Spanien, was mir sehr zu Pass kommt. Laute Großstadt habe ich ja auch zu Hause in Dublin jeden Tag. Aber auf einer langen Bank fünf alte Frauen und fünf alte Männer fein separiert bei ihrem abendlichen Quätschchen draußen vor der Haustür zu sehen, macht mir einfach Freude.