17.09.2018
Wir räumen nach dem Frühstück das Zimmer und lassen unser Gepäck in der Pension zurück.
Wir hatten nämlich von der eigentlichen Stadt Santiago schon etwas gesehen, aber zumindest für mich war es bisher nur Fassade. Ich wusste nicht viel über die Geschichte und warum alle Welt zu diesem Ort unter großen Anstrengungen pilgern.
Also haben wir uns einer dieser “kostenlosen” Stadtrundführungen angeschlossen. Wir waren mit etwa zehn anderen Leuten und einer Frau in ihren Dreißigern unterwegs und sie hat uns einiges erzählt. Über die Kathedrale, die verschiedenen Mächte die auf dem großen Platz repräsentiert sind, die Geschichte und vieles mehr. Alles handlich verschnürt in zwei Stunden. Danach sind wir dann nun vollen Wissens in die Kathedrale gegangen und haben den heiligen Apostel Jakobus den Älteren umarmt. Der ist mit seinen Reliquien hinter dem Alter aufgestellt und Leute bilden eine Reihe um dem guten eine kräftige Umarmung zu geben. Dort kann man sich dann Glück, Zufriedenheit und Gesundheit wünschen oder etwas ganz anderes, an dem es gerade mangelt.
Zudem gehen wir noch nach Nebenan zu den Nonnen ins Kloster. Naja nicht direkt hinein aber zumindest klopfen wir an der Pforte. Dort hinter leben noch etwa zwanzig oder fünfundzwanzig Nonnen. So genau weiß das Niemand außer Sie selber natürlich. Was man aber unbedingt wissen sollte ist, dass sie wenn man die Klingel betätigt die Durchreiche aufmachen und einem feinste Küchlein und Kekse verkaufen. Jeder der die Ehre hat oder hatte seine Großmutter in der Küche werkeln zu sehen weiß, dass hier nur Qualitätsware verkauft wird. Nach einem kurzen Schwatz mit der interessierten Dame hat uns dann die Straße wieder.
Wir fahren Richtung Nordosten, machen aber vorher noch einen Schlenker Richtung Westen an der Küste entlang. Das Ziel ist Finisterre und der dortige Leuchtturm, der das westliche Ende der damals erforschen Welt verkörpert. Was sich schon auf dem Weg abzeichnete wurde dann am Ziel jedoch Gewissheit. Die dichten Nebelschwaden, die hier an der Atlantikküste allzu oft vorkommen, machen uns einen Strich durch die Rechnung. Selbst das Meer konnten wir nicht sehen, und so haben wir uns dort im Bistro auf dem Fernseher angesehen, wie es hier eigentlich aussieht. Man kann nicht immer Glück haben.
Von dort aus machen wir uns auf direkten Wege auf zu unserer Unterkunft As Jarras in der Nähe von Cedeira. Soweit ich weiß lässt sich das aus dem galizischen mit “die Gläser” übersetzen. Ganz nebenbei ist das hier die zweite Sprache, zwar nicht offiziell aber viele Leute sprechen sie. Eine Mischung aus Portugiesisch und Spanisch, wenn ich ehrlich sein soll.
Wir werden freundlich und deutsch von Petra gegen halb zehn empfangen. Wir haben uns leicht verspätet, aber die Straßen haben hier mehr Kurven als gedacht. Sie wohnt mit ihrem Mann hier in einem recht großen und alten, jedoch modernisieren Haus, welches stark auf Holzelemente setzt. Eine sehr gastliche und gemütliche Atmosphäre. Wir düsen nochmals runter in das Dorf Cedeira, um noch einen Happen einzunehmen, bevor wir dann nach einem kilometerreichen Tag ins Bett sinken.
18.09.2018
Das Frühstück wird auf unseren Wunsch hin heute draußen serviert von Petra persönlich. Wir sind auch die einzigen Gäste im Haus, da in der gerade angefangenen Nebensaison hier nicht viel los ist. Dabei bekommen wir auch ihren großen Garten zu sehen, den man sich hier abseits auf dem Land schonmal leisten kann. Zudem sind ein Hund und sechs Katzen zugegen, was mich als Haustierliebhaber ungemein freut. Zudem sehe ich zum ersten Mal einen Kiwibaum, welcher sich an einem Holzgestell dicht wie eine Decke rangt und reichlich mit Früchten beladen ist. Petra gibt uns noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg, wir verlängern unseren Aufenthalt noch um eine Nacht und machen uns auf zur Erkundung der galizischen Nordküste. Die Straße von Cedeira nach Cariño an der Küste ist absolut empfehlenswert. Selbst wenn man nur auf ihr entlangfährt und ab und zu an den zahlreichen Aussichtspunkten anhält. Wir nehmen noch einen Happen in Teixido ein, einem kleinen Dörfchen mit wahrscheinlich um die hundert Einwohner.
Danach, um die Pfunde wieder irgendwie loszuwerden machen wir noch eine Wanderung auf Schusters Rappen die Küste entlang. Nun am Nachmittag zeigte sich auch das Wetter mehr und mehr von seiner warmen Seite. Am Morgen und Mittag macht sich die Sonne hier aufgrund von Wolken und Nebel an der Küste oft rar.
Anschließend setzen wir den Ausflug fort und kommen am nördlichsten Punkt dieses Landes an, am “Faro de Coba Ortegal”. Auch wenn dieses wiederum nicht ganz stimmt, da das Land etwas weiter östlich noch ein kleines Stück mehr in Meer hineinragt. Aber ich will kein Erbsenzähler sein und Breitengrad hin oder her ist die Sicht von hier aus einfach phänomenal. Das Wetter ist uns hold und so sehen wir sich die Küste mit ihren schroffen Felsen gegen den Atlantik aufbäumen. Einzelne steinerne Speerspitzen ragen vor der Küste aus dem Wasser. Die Vögel, unter ihnen auch einige Raubvögel, ziehen hier ihre Kreise. Der Leuchtturm steht dort regungslos und scheint die ganze Szenerie zu bewachen. Die Fahrt dorthin durch Eukalyptuswälder ist nicht weniger spektakulär. Wer auf Natur steht, dem sei dieser Teil Spaniens herzlich empfohlen.