20.04.2017
Um 5:30 Uhr hat der Muezzin gerufen. Zum Glück bin ich nicht gläubig, deshalb durfte ich mich einfach umdrehen. Zu nicht mehr so unchristlicher Stunde fragen wir dann nach Frühstück, welches dann erstmal frisch zubereitet wird. In der Zwischenzeit unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch die Nebenstraßen. Wir sind hier weiterhin die Attraktion und vor allem einen so große Frau mit blasser Haut und blonden Haaren zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Vor allem viele Kindern winken uns zu oder sagen Hallo. Am Wegesrand ist eine stabile Frau damit beschäftigt, das Hühnchen in bratgerechte Stücke zu hacken. Wir kommen an einem Stand mit acht verschiedenen Sorten Eier vorbei. Für mein Auge unterscheiden sie sich nur leicht in der Farbe aber wer weiß was hinter dem Geheimnis steckt. Am Frühstückstisch treffen wir dann noch einen deutschen Mitte 20, mit dem wir einen kleinen Plausch halten.
Eine kleine dürre Katze, welche schon uns um die Beine gestrichen ist, hat ihn direkt als leichtes Opfer ausgemacht. Sie schreit wehleidig aus voller Kehle und kommt ihm immer näher, bis sie letztendlich auf seinem Schoß, dann mit den Vorderbeinen und später komplett auf dem Tisch thront. Sie leckt die Reste sauber und fühlt sich ganz groß soweit oben.
Mit gepackten Koffern bringt uns der Taxifahrer dann zu einem Busunternehmen, welches uns direkt in ein Vehikel verfrachtet. Wenige Minuten später düst er los Richtung Berastagi. Ich erlaube mir die Situation etwas genauer zu beschreiben.
In dem Bus sitzen vielleicht zwölf Leute, das Gepäck wurde aufs Dach verfrachtet. Ich setze mit Ruth halb eingeengt, halb eingeklemmt auf einem durchgesessenen Stück Polster. An der Decke hat der Bus rot, gelbe Gardinen, welche mit Schmucksteinen verziert sind. Dazuwischen hängen etwa fünf Lufterfrischer. Zwei Jungs turnen abwechselnd auf dem Dach und an der Tür herum um weitere Gäste einzuladen und um zu pfeifen, wenn ein Überholmanöver eingeleitet wird. Hier gilt je steiler die Kurve beim überholen ist, desto mehr und lauter muss gepfiffen und gehupt werden. Der Schaltknüppel besteht aus einer viel zu langen, gewundenen, hölzernen Schlange. Im Auto ist ein Fernseher und aus den Boxen tönt in gehobener Lautstärke abwechselnd Schlangenbeschwörermusik, indische Klänge, Disco- und Technomusik. Nach nichtmal zwei Stunden ist der Spaß vorbei und man lädt uns in dem Dorf ab.
Wir fragen etwas herum und finden dann den Weg zu unserer Bleibe zu Fuß. Im Gasthaus Talitha werden wir nett empfangen und uns wird erstmal ein Tee und ein Kaffee kredenzt. Die Konversation mit den beiden Gastgebern ist recht spartanisch, die sie nicht ein Wort Englisch sprechen. Ich kann zwar ein bisschen was sagen, verstehe aber reichlich wenig auf Indonesisch. Aber es reicht. Das Haus ist an einem Hang gelegen, etwas ab vom Stadtzentrum. Ein paar Vögel und Hunde bewohnen das Haus und der Garten ist grün und wohl gepflegt.
Wir gehen kurz darauf wieder hinunter in die Stadt und buchen unseren morgigen Ausflug mit dem Ziel der Besteigung de Vulkans Gunung Sibayak. Alles kein Problem und im Tourismusbüro wird sogar Deutsch gesprochen. Zwar durch Zufall, aber diese Zufälle gibt es mit Deutsch sehr oft. So auch in dem Restaurant, wo wir und niederlassen um uns zu stärken. Ein Mann vom personal kommt auf uns zu und fängt an mit uns zu schnacken. Wir haben keine Eile denn draußen gießt es in Strömen. Es stellt sich heraus, dass er zwei Jahre in Düsseldorf war und aus dieser Zeit immernoch recht passables Deutsch auf Lager hat. Erstaunlich, aber wahrscheinlich übt er es stetig mit den Touristen, welche hier durch den Ort reisen.
Es schüttet weiterhin aus vollem Kübeln, aber es scheint auch keinen Deut besser zu werden. Eine Mitarbeiterin, welche die Besitzerin de Gasthauses wo wir schlafen kennt, leiht uns einen Regenschirm. Wir springen also draußen über Bäche und Seen in den Supermarkt hinein. Die Freude ist nur von kurzer Dauer, als der Strom ausfällt. Somit müssen wir mit dem Handy die Regale beleuchten. Nach Bier suche ich auch hier vergebens. Wir kämpfen gegen die Sturzbäche an und kommen wieder zu unserem Gasthaus, wo wir uns erstmal komplett durchnässt in neue Klamotten schmeißen.
21.04.2017
Heute morgen gehtes dann pünktlich um vier Uhr aus den Federn. Wenn man einmal aufgestanden ist, ist das schlimmste schon überstanden. Ab in die Wanderschuhe, Rucksäcke auf und Regenjacke anziehen. Unser Guide (Führer hört sich irgendwie komisch an) holt uns mit einem Jeep pünktlich ab und zusammen mit seinem Fahrer bringt er uns die Straße hoch bis an das Lager am Fuße des Vulkans. Es herrscht dort noch die morgendliche Stille. Leere Stände, kaum ein Mensch zu sehen, stockfinster. Wir schalten die Lampe an und gehen los.
Die Luft ist feucht und schwer und der Weg ist rutschig. Dieser führt uns zunächst über steile Steinstufen durch grünes Dickicht. Die Stufen sind an vielen Stellen abgebrochen oder weggeschwemmt, aber mit vernünftigen Schuhen und behutsamen Vorgehen ist dies kein Problem. Unser Guide ist mit dem Gelände gut vertraut. Am Anfang überrascht und ein Schauer, welcher zwar heftig aber schnell wieder vorbei ist.
Wir kommen auf offenes Gelände und der beißende Geruch von Schwefel steigt mir in die Nase. Hier gibt es einige Stellen wo eine ordentliche Menge Schwefel austritt, was je nach Windrichtung größtenteils auf dem Marsch zu riechen ist. Wir sehen weitere Gruppen von Taschenlampen den Berg erklimmen.
Nach einer guten Stunde kommen wir bereits oben an, man kann hier also nicht wirklich von einer Herausforderung sprechen. Noch sind nur die Licher des Dorfes Berastagi zu sehen, zusammen mit den langsam umherziehen Wolken. Unser Guide bereitet seine kleine Decke aus, und beugt sich gen Mekka. Ich nutze die verbleibende Zeit bis zum Sonnenaufgang mit ein paar Aufnahmen der Stadt, des Vulkans und des kleinen Regenwassersees, welches neben den Schwefelquellen liegt.
Leider bleibt das Wetter ziemlich verhangen, was die Aussicht zwar nur wenig trübt uns aber den Sonnenaufgang verleidet. Klassisches Glücksspiel.
Als es langsam heller wird enthüllt sich mehr von der kargen Vulkanlandschaft und den ringsum liegenden Bergketten. Der Blick verliert sich oftmals in der Ferne und der Schönheit der Natur. Ich stelle mich an eine Felsenkante, blende die restlichen wenigen Leute aus und bin dann ganz mit mir alleine un der Berglandschaft. Ruhe und Einklang sind prägende Gefühle.
Wir sind aber nicht alleine dort oben und neben dem Vulkan sind wir die Attraktion und werden für einige Photos von einer Gruppe lokaler Touristen vor die Kamera gebeten. Ein immernoch komisches Gefühl aber wenn die Leute nett fragen ergeben sich immer ein paar witzige Schnappschüsse.
Auf dem Rückweg von der Wanderung halten wir noch an einer Gruppe heißer, wenn auch nicht natürlicher Quellen. Dem warmen Wasser im kühlen Regen tut dies jedoch kein Abbruch. Die Symbiose aus warmem Badewasser und erfrischendem Regenwasser von oben ist belebend. Auch die Landschaft um uns herum ist grün und saftig und der Regen wäscht die Luft wunderbar rein.
Beim Frühstück zusammen mit einem deutschen Pärchen (Jana und Markus) quatscht noch der Sohn der Besitzerin mit uns. Er ist ein umtriebiger Geschäftsmann und hätte und neben Transport und Unterkunft an unserem nächsten Halt zum richtigen Preis auch direkt seine Mutter mitverkauft. Er ist etwas zu aufdringlich in dieser Hinsicht, warum wir uns auch entscheiden, sein im Endeffekt überteuertes Angebot nicht anzunehmen.
Wir legen uns auf unser nächstes Reiseziel Ketambe fest, welches wir über Kutacane erreichen. Dort soll eine authentische Dschungelerfahrung locken mit Urang Utans und Übernachtung im Dickicht. Nach meinen ursprünglichen Bedenken bezüglich Blutegel, Schlangen und sonstiger Nettigkeiten stimme ich zu und wir buchen eine Unterkunft sowie eine Trekkingtour per E-Mail.
Den Rest des Tages entspannen wir uns und legen einen verdientes Nickerchen am Mittag ein. Wir schießen noch ein paar Photos von Einheimischen und den Markt hier in Berastagi. Zudem quatschen wir abends noch mit zwei Holländern, welche mit ihren beiden Kindern in Jakarta leben und hier gerade Urlaub machen. Da wir morgen zeitig aufbrechen wollen, legen wir uns früh in die Falle.