23.09.2018
Heute steht eine längere Reise von “cervera del rio alhama” nach “Begur” an. Der Name wird also zum Glück deutlich kürzer. Es geht nun nach kurzer Abstinenz wieder an die Küste, diesmal ans Mittelmeer im Nordosten Spaniens. Der Weg zur Autobahn ist geprägt von einer schroffen, felsigen Landschaft, in der manchmal verlassene Steinhäuser von der Natur zurückerobert werden.
Die Sachen mit der Maut auf den Autobahnen ist hier übrigens nicht so ganz einfach. Also erstmal gibt es diese Maut öfters, aber sie scheint nicht an gewisse Straßentypen gebunden zu sein sondern wem die Straße gehört. So führen manchmal zwei Straßen zu genau dem gleichen Ziel. Eine Landstraße, die gratis ist und eine Autobahn, die manchmal mautpflichtig und manchmal kostenlos ist. Zum Glück ist diese Option, Mautstraßen zu umgehen, in google sehr nützlich und wir machen regen Gebrauch davon. Zumal wir vor einigen Tagen für zwei Stunden 22,50 Euro berappen durften.
Wir machen Stop in Zaragosa, was auf etwa einem Drittel unserer Strecke liegt, Eine quirlige Stadt, dessen viele Türme schon von weitem zu sehen sind. Ebenso wie die Kathedrale. Naja möchte man nun sagen, Kathedralen habe ich schon viele gesehen und in Spanien stolpert man alle Nase lang über eine. Ist auch korrekt, aber diese ist von den Ausmaßen her absolut gewaltig. Und sie hat nicht viele verzierte Fassaden wie die in Santiago, sondern wurde zunehmend erweitert zu diesem heutigen gigantischen Bau zur Gottesanbetung. Und klar, wenn meine fromme Frau dabei ist, stolpern wir natürlich schnurstracks in eine Messe hinein. Das Innere ist wie das äußere einfach riesig und zeugt von der Jahrhunderte andauernden Macht und dem Reichtum der Kirche, der sich in letzter Zeit in der Form nicht mehr aufrecht erhalten lässt.
Am Abend gegen neun Uhr kommen wir dann in Begur an der Mittelmeerküste an und ergattern in dem alten Bergdorf den letzten Parkplatz. Aufgrund der Beschreibung kann man nun vielleicht ein falsches Bild bekommen, aber aufgrund der Lage wimmelt es nur so von Hotels, Restaurants, Bars und Kneipen. Alles ist auf engstem Raume in der Altstadt vereint, und so muss sich auch der moderne Kapitalismus in die engen baulichen Zwänge von einst begeben. Aber hier, zumindest so scheint es auf den ersten Blick, wurde dies behutlich und mit etwas Fingerspitzengefühl gemacht. Morgen bei Tage möge ich meine Meinung revidieren, aber am Abend macht es einen umtriebigen aber einladenden Eindruck.
Am Ende stolpern wir noch in eine Bar mit einem geheimen Garten. Ist ist ein umgebautes Haus, welches nun eine Bar beherbergt. Wir sind die einzigen Gäste des jungen Mannes, der noch an seinem Geschäftskonzept, nicht aber an seinem Mojitorezept feilen muss. Somit betten wir uns im zweiten Stockwerk dieses 10.000 Seelen Dorfes und schauen voller Erwartung, was uns Katalonien morgen so zu bieten haben wird.
24.09.2018
Da ich heute größtenteils auf der faulen Haut gelegen habe, was mir rechtmäßig zusteht, will ich nur zwei meiner Beobachtungen festhalten.
Erstens: Strand ist nicht gleich Strand. Wir sind heute an vier verschiedenen Stränden. Zunächst mein persönlicher Favorit, der “plaza Illa Roja”. Alle Strände sind etwa zehn Minuten von Begur entfernt. Dieser Strand ist sehr lang und mit feinem Sand beglückt und hat ein paar Strandbuden mit Getränken und guten Essen. Das Meer ist heute sehr aufgewühlt und unwirsch. Ins Wasser zu kommen ist recht schwierig, da sich hohe Wellen direkt gegen den Strand werfen. Ein weiterer Strand, der vor allem im Sommer sehr beliebte “Cala Aiguablava”, ist sehr klein und mit ordentlich Gastronomie zugepflastert. Nicht desto trotz schön gelegen an einer Bucht mit Sand und imposanten Felsen. “Sa Tuna” und “Aiguafreda”, zwei weitere Kandidaten fallen glatt durch. Der erste hat nur einen Kiesstrand und ist auch ansonsten nicht sonderlich einladend. Der letzte hat nichtmal das und kann höchstens genutzt werden, um Boote zu Wasser zu lassen. Zum Glück sind alle nur ein paar Minuten entfernt, sodass man nicht lange suchen muss.
Des Weiteren ein paar Beobachtungen zum Thema Katalonien. Seitdem wir in diesen Abschnitt Spaniens gefahren sind, wurden wir permanent von Signalen und Symbolen der Unabhängigkeitsbewegung begleitet. Wie allgemein bekannt, wäre Katalonien lieber ein eigenes Land um von Spanien abgespalten, was der Regierung in Madrid aber garnicht zusagt. Schon auf den ersten Brücken in dieser Region standen Leute mit Plakaten und Fahnen am Sonntagabend auf Autobahnbrücken. Ich verbringe meinen Sonntagabend gerne woanders, was klar macht, wie ernst es den Leuten hier ist. Überall, an Kreisverkehren, auf Straßen, Laternen, Pfeilern, Häusern, Hügeln und so weiter sind entweder die Fahne mit dem Stern oder aber das gelbe Schleifensymbol zu sehen. Es gibt die eigene Internetendung .cat, die anstatt der Spanischen gerne genutzt wird. Was in den Nachrichten in letzter Zeit abgeebbt ist, scheint zumindest hier weiterhin mit Feuer und Flamme verfolgt zu werden.
Meine eigene Meinung lasse ich hier mal außen vor, da das sonst zu weit in die Weite führen würde.
Da freuen wir uns lieber auf morgen.
25.09.2018
Der Tag heute verspricht zwar etwas kühler zu werden als gestern, aber mit um die 25 Grad und reichlich Sonnenschein immernoch äußerst brauchbar für Strandverhältnisse.
Wir entscheiden uns nach Tamariu zu fahren. Die Bilder auf google zeugen von Menschen, die sich wie Ölsardinen an dem kurzen Stück Sand aneinanderreihen. Von Touristenfalle ist die Rede.
Als wir ankommen, ist von den Menschenmassen aufgrund des Herbst zum Glück nicht viel zu sehen, aber man kann sich ausmalen, was hier im Juli los sein muss.
Der Strand ist in einer Bucht von Pinienbäumen umgeben und tatsächlich sehr nett anzusehen. Das Wasser ist knapp unter Badewannentemperatur und ich kann ein paar Runden schwimmen, ganz im Gegensatz zur stürmischen See am gestrigen Tage.
Danach fahren wie noch wie die Bonzen zu einem nahe gelegenen Hotel und lassen uns eine Abreibung, ich meine Massage, verpassen. Wir sehr ich doch in der ausreichend betuchten Mittelschicht angekommen bin. Entsetzlich aber entspannend. Auch hier ist das Hotel in der Nebensaison wie ausgestorben. Eine der Rezeption hat eine Fränzösin eine Diskussion mit der Rezeptionsdame, augenscheinlich ums Geld, wie mein furchtbar schlechtes Französisch offenbart.
Dann fahren wir noch in Palafrugell vorbei, dem nächst größeren Ort. Hier holen wir nach Pfennigfuchsermanier unsere Wäsche aus dem Salon ab, damit wir den schon ausreichend gemästeten Leuten vom Hotel nicht noch ihren Anteil bezahlen müssen. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wo man persönlich Prioritäten setzt. Vor allem rückblickend betrachtet ist das äußerst aufschlussreich, ausgehend von der Tatsache dass der Mensch eine Summe seiner Entscheidungen ist. Worüber natürlich auch gestritten werden darf.
Wieder am anderen Ende des extrem blättern wir am Abend knappe 47 Eier alleine für den Fisch in einem Restaurant hin. Verschwendung, Luxus, loswerden von bedruckten Papier. Es darf gestritten werden. Morgen geht es weiter. Wohl nach Süden, aber das wird die Zukunft zeigen. Morgen sind wir klüger, wie immer.