Santa Clara 2

29.03.13

Nach dem Frühstück und dem Photo mit Ruben und Frau gings dann auf zum 500km entfernten Santa Clara. In die gleiche Casa zu Luisa, wo ich vor ca. 2 Wochen schon mal war. Einige Anhalter, relativ gute Straßen und 8-9 Stunden später kam ich in der Stadt von Ernesto an. Weder wurde er hier geboren, lebte er hier noch starb er hier. Einen seiner bedeutsamsten Kämpfe sowie seine sterblichen Überreste verbinden ihn mit Santa Clara. Luisa empfing mich nett. Es wurde gerade an einem Badezimmer gebaut, was hier eine echte Herausforderung darstellt. Das Top-Zimmer ist noch bis Sonntag belegt. Ich bin im zweiten Zimmer wohnhaft, was als funktional durchgeht. Später gabs dann Abendessen mit Schwein auf Kartoffeln, Reis mit Bohnen, Salat, Tomaten, Möhren, Brot und einem Nachtisch, der nach Löffelbiscuit mit Milch in Kuchenform schmeckte. Danach gings dann los zu den alten bekannten Claudia und Richard. Wenn man einen Touri mit Auto hat, wird das natürlich genommen. Erst noch beim Kollegen was abholen, dann zum Haus. Allerdings waren Claudia und Richard im Haus von seiner Mutter, aber ganz in der Nähe meiner Casa. Nachts durch eine größere Stadt fahren ist schon nicht ganz ohne. Wir hielten vor einem Rohbau mit Holztür ohne Schloss. Naja ein bisschen Decke fehlte auch. Darin war wirklich Claudia mit Richard und seinem Cousin. Die Überraschung war groß. Ich muss zugeben, dass wenn die Leute untereinander reden ich immer noch große Probleme habe. Die Geschwindigkeit ist einfach noch zu hoch für mich. Da ich heute müde bin, treffen wir uns morgen um 9 wieder. Abends geht’s dann in die „Dico“. Die Leute schlucken das „S“, wo es nur geht. Aber man gewohnt sich an alles. Für Sonntag steht dann „El Nicho“ auf dem Programm, was ich wohlwissend auf meiner Hinreise ausgelassen hatte. In dem Rohbau war eine Kochstelle eingerichtet sowie ein Schlafraum. Dann gings noch um eine Ecke zurück zur casa. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass das Frühstück erst um halb 9 angesetzt ist. Von einem lustigen Wochenende ist auszugehen. Ich bin auf den morgigen Tag gespannt und ob Disco hier hält was der Name verspricht. Aber in Santa Clara soll ja immer „the next big thing“ abgehen. Da mische ich gerne mit.

30.03.13

Nachdem ab ca. 7 Uhr der Kanarienvogel hier anfängt zu singen, gings dann nach ein wenig rumdrehen und Dusche auch zum Frühstück. Mittlerweile habe ich hier so ziemlich alles an Essen durch, aber in Deutschland gibt’s ja im Endeffekt auch immer das Gleiche. Dann kam Claudia mit Richard vorbei. Danach gings dann erst hier zu einem lokalen See, der aber nicht gerade Flair versprühte. Dann gings Richtung Süden zu einem Seegebiet mit nettem Hotel. Vorher wurde aber noch auf nem Flohmarkt in Santa Clara Musik gekauft. Die halbe Stunde Fahrt ohne Reggaeton schien für die Beiden unerträglich. Es ist ein absolut verwaschener Mix aus Reggae, Rap, Elektro und sonst was noch. Am See und Hotel angekommen hatte der Ort schon mal deutlich mehr Charme. Warum hier ein Hotel steht, leuchtete mir nicht ganz ein. Es gab noch das Angebot einer Bootstour, aber für 14$ muss man ja nicht jeden Quatsch mitmachen. Nach Stärkung, Rundgang, Photos und ein bisschen Plauderei, wie man ca. 1500$ für ne Kamera raushauen kann, gings dann auch wieder ab zurück. Auf dem Rückweg fragte Richard, ob er auch mal fahren dürfte. Er hätte zwar eine Pappe, aber wenig Fahrpraxis. Nach 4 Wochen hier stimmte ich nach kurzer Einweisung entgegen deutscher Tugenden, meinem Sicherheitsbewussten Verstand und nicht zuletzt dem Mietvertrag zu. Man muss dazu sagen, dass hier auf dem Land echt nicht viel los ist und die Straße von guter Qualität war. Wieder zurück ließen wir das Auto stehen und gingen in der Nähe des Stadions in eine Bar mit Musik. Natürlich 5 Stufen lauter als muss. Dann wurde auch verabredet, dass heut Abend zum Baseballspiel gegen Sancti Spiritus gegangen wird. Wenn hier schon alle so verrückt danach sind, sollte ich mir das auch mal mit eigenen Augen ansehen. Davor gings aber für Claudia noch kurz in einen Paladar, bei Hunger kippt ihre Laune gerne mal. Kann ich ihr nachfühlen. Dann gabs noch ne Runde Powernapping mit anschließendem Abendessen, an dem ich mich gütig tat. Dann auf zum Baseball. Ich hätte Nichtmals den Ticketschalter gefunden. Das Spiel war bereits im dritten Inning, was sich aber nicht als schlimm herausstellen sollte. Nach spanischer Regelerklärung konnte ich der Sache einigermaßen folgen. Bis auf die 2 Homeruns passierte oft nicht viel. Ein paar Gäste hatten sich wohl am billigen Rum verhoben. Sie wurden von den stets präsenten Polizisten mehr oder weniger kooperativ abgeführt. Das Stadion versprüht das Flair des alten Parkstadions aus Gelsenkirchen. Nur ne Nummer kleiner. Nach dem sechsten Inning sind wir dann auch abgezogen. Dann gings zum Central Park in Santa Clara. Ich dachte wir setzen uns noch wo gemütlich hin und trinken einen. Mal wieder falsch gedacht. Die komplette Jugend war auf dem Platz versammelt. Das Epizentrum war eine kleine Leinwand mit 2 Boxen aus denen Reggaeton dröhnte. Die Leute waren abermals mit billigem Rum am Start und Tranken, Tanzten und Quatschten. Das ist hier jeden Samstag und Sonntag so. So kann man nicht behaupten, dass die Leute hier partytechnisch was anbrennen lassen würden. Auf dem Rückweg gabs dann gegen 12:00 Nachts noch 10 Brötchen für den Heimweg. Der Preis ist zwar lachhaft, mit deutschen Backhandwerk hat das aber hingegen auch Garnichts zutun. Man kann nicht alles haben.

  

31.03.13

Nach Dusche und Frühstück ging es mit Claudia und der Mutter von Richard zu ihrem Haus. Trotz meiner Widerworte insistierte die Mutter, dass das Auto gewaschen werden muss. Dabei ist es ja nur ein Mietwagen. Vielleicht war es aber auch Teil des Danks, dass ich ihre Tochter heute zu den „el nicho“ Wasserfällen fahre. Obwohl Sie ihr ganzes Leben in Santa Clara zugebracht hat, hat sie es nie eine Autostunde weiter zu diesen Wasserfällen geschafft. Dann wurde noch Richard im nächsten Haus abgeholt, wo er grad am Ostersonntag mit Renovierungsarbeiten beschäftigt war. Improvisation und Mangel an exakt allem zeichnete die Baustelle. Als Werkzeug gab es eine Wasserwaage(!!!) und ne Schaufel. Dann gings endlich ab, mit blitzeblankem Auto. Vor Ort wurden 9$ + 1$ Parken + 40MN (für Claudia und Richard) fällig. Im Grunde gab es dort einen größeren Wasserfall und viele andere Bademöglichkeiten. Im Wasserfall ging es dann direkt ins Nass und natürlich an den unmöglichsten Stellen über glatte Steine für passende Photos. Und das Wasser ist wirklich als kalt zu bezeichnen. Doch es hat deutlich mehr Charme als ein schnödes Meer oder gar ein Swimmingpool. Nach dem Rest des Rundgangs gings noch weiter abwärts, wo sich einige Kubaner einen feucht-fröhlichen Tag mitsamt Familie machten. Wieder zurück in Santa Clara wollte Claudia unbedingt die Bilder haben. Um es abzukürzen waren wir nach 4-5 Freunden und Bekannten und ca. 2 Mal quer durch die Stadt aufgegeben. Ein Computer mit SDXC-Kartenleser gibt’s hier nicht. Mangels Internet fallen auch sofort alle anderen Möglichkeiten weg. Morgen gibt’s nen neuen Anlauf. Nach frischem Fisch gings dann abends in das Kabarett/Nachtclub „el bosque“. Wie der Name vermuten lässt, ist die Location Open-Air und mit Bäumen. Wald wär übertrieben. Es gab eine Show mit Tanz, Gesang und Komödianten. Danach wurde das Licht gedimmt und dann gab es eine Mischung aus Lateinamerikanischer/kubanischer Musik und etwas 80er. Es war auch recht voll und einige Leute waren es auch. Wenn man nun rechnet, dass ein Bier 1/15 des Monatslohns kostet, merkt man, dass die ganze Rechnung hier nicht so ganz aufgeht. Für 3$ gabs ne Flasche Rum mit Cola. Es wurden auch noch einige Freunde getroffen. Ich möchte zu Protokoll, dass nicht nur meine Freunde sondern auch ich mir große Mühe gab, mich an den Tanzfähigkeiten hier zu orientieren. Es war für alle eine spaßige Sache. Ab nem gewissen Punkt, wo der Hintern nicht mehr mit dem Rest des Körpers verbunden zu sein scheint, bin ich jedoch klar raus. Um 12 ging das Licht an und die Disco schloss. Leicht eigenartig, aber nun gut. Ich sollte ja für morgen halbwegs fit sein, denn ich muss nicht nur Geld tauschen, sondern auch Briefmarken kaufen, mit denen ich dann bei der Immigration meine bis heute gültige „tarjeta del turista“ oder kurz Visum verlängern muss.

         

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01.04.13

Der heutige Tag sollte unter dem Banner „todo es un problema en cuba“ stehen. Zusammenfassend habe ich in 8 Stunden Geld gewechselt, einen Stempel geholt und 5 Bilder entwickelt. Aber von vorn. Da mein Visum nur bis gestern gültig war, musste eine Verlängerung her. Dazu muss man bei einer Bank Marken für 25$ kaufen. Dort angekommen sagte man mir „mas tarde“. Die Computer gehen gerade nicht. Meine Überraschung hielt sich in Grenzen. Also vertrieb ich mir nebenan die Zeit in der Schlange der Cadeca. Montag scheint kein guter Tag für Geldgeschäfte. Und 95% der Leute sind Kubaner, die für ein paar Dollar anstehen. Als ich dann meine Peso in der Hand hielt, gings nochmal rüber zur Bank. Und siehe da das System war online. Ich habe wie auf dem Amt ne Nummer gezogen. Ich habe das System aber ehrlich gesagt nicht geblickt. Auf dem Monitor erschien immer in Gruppen unterteilt, welche Nummern alle warten. Mehr nicht, ein für mich unzureichender Informationsgehalt. Es gab aber ne Menge alter Sofas in der Bank, die bequem waren. Nach wenigen Minuten bat mich ein Mitarbeiter persönlich zu Schalter 1. Das Geschäft klappte reibungslos. 25$ gegen 1*20$ + 1*5$ Marken. Damit gings dann wenig später zur Immigracion, eine Unterabteilung des Innenministeriums. Einfach rein spaziert und ich setzte mich direkt zum entsprechenden Mitarbeiter. Ich benötigte die Marken, Anschrift der casa, Passport und Visum. Nach ca. 5 Minuten teile man mir mit, dass ich meine Pappe in ein paar Stunden gestempelt abholen kann. Das ist ja einfach. Gegen 2 kam dann Claudia. Der nächste Job sollte schwerer werden, denn sie wollte sich ein paar Photos von gestern ausdrucken lassen. Technisch gesehen heißt das Bilder in RAW formatiert auf einer SDXC-Karte ausdrucken. Und das auf Kuba. Vorher sei gesagt, dass der Prozess zweistufig ist. Man muss zunächst in ein Geschäft, was die Dateinamen der gewünschten Photos aufschreibt. Genau das ist sein Job, mehr nicht. Dann geht man mit dem Zettel und dem Speichermedium zu Laden Nr. 2, die das Ganze dann ausdrucken. SD-Karte ging, SDXC nicht. Nach einigen Anläufen haben wir dann nen Typen aufgetrieben, der hier echt nen Windows 7 I-5 PC in seiner Bretterbude stehen hat. Ein Geschenk aus Übersee. Dort wurden dann die Photos auf einen USB-Stick kopiert. Ich meinte noch, dass wir zum Entwickeln das Ganze besser in jpeg speichern. Obwohl ich der Fachmann bin, war man der Meinung, dass das schon passt. Vielleicht war es auch schiere technische Unkenntnis. Um die Sache abzukürzen, blieb es bei den 5 Photos der Billigknipse. Wenn irgendwas hier in die drei Bereiche Kommunikation, Transport oder Technik fällt, kann man sich schon mal warm anziehen. Für Kubaner ist die Liste wahrscheinlich spielend erweiterbar. Davor habe ich heute meine Peso-Sammlung voll bekommen. 50,20,10,5,3,1 Scheine sind mein Eigentum. Keine 3€. Abends gings dann noch in die 1 Block entfernte Disco „Boulevard“. Nach 1$, Passkontrolle und Sicherheitskontrolle waren wir drin. Er hatte sogar nen kleinen Metalldetektor. Der hat ordentlich gepiepst, was aber keinen juckte. Ich hätte auch ne Puste in den Laden bekommen. Was etwas lahm startete, nahm mit mehr Publikum dann deutlich an Fahrt auf. Langsam hatte ich mich auch an die Lieder hier gewöhnt. Die Verabschiedung fiel sehr herzlich aus. Einfach 2 echt freundliche, spaßige Gesellen.

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