Rio de Janeiro (BRA)

02.04.16 (Fortsetzung)

03.04.16 22:58 Uhr
1 Euro = 4 brasilianische Real

Nach der Landung gehen wir fix durch die Passkontrolle. Es gibt nichtmal eine Sicherheitskontrolle in Rio. Wir ziehen aus einem der vielen Geldautomaten ein paar Hundert Real heraus, um uns die erste Zeit über Wasser halten zu können.

Überall im Flughafen sobald man sich dem Ausgang nähert schallt es einem die Worte “Taxi” entgegen. Inoffizielle Taxis scheinen hier sehr verbreitet zu sein. Das hatte auch uns auch die sehr nette Dame an der Touristeninformation am Flughafen gesagt. Die hat uns übrigens exzellentes Infomaterial mitgegeben.

Als wir aus dem Terminal treten erschlägt uns die Wärme und vor Allem die Luftfeuchtigkeit. Es ist wie im Badezimmer nach einer heißen Dusche. Der Taxifahrer spricht ein wenig Englisch und bringt uns für 63 Real zu unserer Unterkunft. Die anderen Optionen waren nur geringfügig billiger aber dafür wesentlich umständlicher.

Die Straße ist erst schnurgerade und auch recht breit, endet dann aber in steilen Spitzkehren, Kopfsteinpflaster und Einbahnstraßen. Unser Viertel Santa Teresa ist ziemlich hüglig gelegen.

In unserem Hostel begrüßt uns Ruan. Er schmeißt den Laden hier zusammen mit seinem Kollegen. Er zeigt uns unser Zimmer und erklärt und alles. Komischerweise scheint außer uns nicht viel los zu sein in der Hütte. Um es anders zu formulieren sind wir die einzigen Gäste. Und das obwohl hier augenscheinlich alles in Schuss zu sein scheint.

Wir gehen noch ein Stück die Straße hinunter, um unser Abendesse einzunehmen. Wie bereits auf dem Weg hierhin sind die Straßen schwer einzusehen, steil und der Bordstein ist recht schmal. Der Bus donnert in einem Affenzahn um die Kurven.

Im Restaurant fünf Minuten weiter sieht die Speisekarte schon deutlich anders aus als in Uruguay oder Argentinien. Hier stehen auch viele traditionelle Gerichte auf der Karte und ich entscheide mich für eine kleine Portion eines Reisgerichts mit kleinen Wurststücken, Speck, Tomate und Petersilie. Ein klassisches Gericht aus dem südlichsten Bundesstaat von Brasilien Rio Grande do Sul. Die Portion ist mitnichten klein aber äußerst fein für den Gaumen. Man schmeckt wirklich verschiedene Gewürze, seit langem gibt es überhaupt mal wieder Reis und es schmeckt einfach bestens. So habe ich mir das vorgestellt.

ein Beispiel für das Essen in Rio...lokale, schmackhafte Küche
ein Beispiel für das Essen in Rio…lokale, schmackhafte Küche

 

03.04.16

03.04.16 23:13 Uhr

 

Gegen neun Uhr gehen wir von unserem Zimmer hinunter in das Erdgeschoss. Ruan zeichnet sich persönlich für das Frühstück verantwortlich. Er schläft auch hier in dem Hostel. Die Unterkunft hier scheint noch nicht so lange zu bestehen. Das Frühstück ist gut wenn auch nicht reichhaltig. Wie Wärme drückt bereits in das Foyer.

Wir stöbern über Reiseführer und Karte und schauen uns an, wo uns der Wind heute hin verschlagen könnte. Die Wahl fällt erstmal auf den botanischen Garten. Ruan und sein Freund sagen uns, wo der Supermarkt ist, wie teuer das Waschen der Wäsche ist, welchen Bus wir wohin nehmen müssen, welcher Strand gut zum Surfen ist und wo hier abends was abgeht. Informationen aus erster Hand sind doch stets die Besten.

Wir stellen uns hier an eine Haltestelle und steigen in den Bus ein. Für ein paar Real schießt dieser den Berg hinab, als wenn es keinen Morgen geben würde. Wir setzen uns schnell hin, um besser Halt zu finden. Es scheppert aus jeder Ecke der alten Mühle. Wir kommen in dem  nächstgelegenen Ortsteil lapa an, wo wir eine Haltestelle weiter den nächsten Bus zum botanischen Garten nehmen. Diesmal mit Klimaanlage, ruhiger und feiner. Selbst im Herbst gibt die Sonne hier alles und bringt es meist noch auf um die dreißig Grad. An jeder Ecke wird Wasser verkauft, was auch eine gute Idee ist.

Wir halten direkt vor dem Park. Ruth erschleicht sich mit ihrem ergaunerten Studentenpass halben Eintritt, aber das ist eine andere Geschichte. Drinnen warten verschiedene Pflanzen und Bäume eingebettet in einen schönen Park mit Wasserfällen und Spielplatz. So weit so beschaulich und normal. Aber überall laufen schwangere Frauen herum, die ihren prallen Bauch unbedeckt im Park vor schönen Hintergründen präsentieren. Um sie herum sind immer ein oder mehrere Photografen, die die ganze Szene ablichten und unzählige Photos schießen. Kein Wasserfall in dem Park ohne eine hochschwangere Frau. Hier wird einem echt was geboten für die zehn Real Eintritt. Spätere Recherche über Google bringt ans Tageslicht, dass Parks in Rio der Magnet für schwangere Paare und spezialisierte und eigens angeheuerte Schwangerschaftsphotografen sind.

Es gibt auch ein paar Affen im Park. Diese sind wieder immer lustig anzusehen, plündern aber in der Nähe des Spielplatzes ungeschoren die Mülleimer und suchen in dem Rest der Menschen nach verwertbaren Abfällen. Das passt so garnicht in das schicke Bild des ökologischen Parks.

Danach suchen wir noch einen Weg nach Floresta de Tijuca, einen naheliegenden Nationalpark. Der ist zwar auch fast nebenan, aber der Eingang ist ein gutes Stück weit entfernt und es ist bereits Viertel vor Drei. Also nehmen wir mit was auf dem Weg nach Hause ist und das ist die Alles überragende Christusstatue, welche Rio mit offenen Armen überblickt.

Unten kaufen wir Tickets für die Bahn nach oben, welche mit 68 Real doch recht happig sind. Aber da es eine der Attraktionen in Rio ist, können sie den Preis locker aufrufen. Mit der Bahn geht es gemächlich aber steil hinauf. Oben angekommen erwartet mich ein absolut phantastischer Blick. Egal ob herunter auf die Stadt oder hoch zu der Christusstatue. Es ist etwas, was schwer in Worte oder Bilder zu fassen ist. Apropos Bilder gibt dort oben meine Kamera mit Fehler 1 den Geist auf. Ja dann wird ab jetzt halt nur noch mit dem eigenen Auge genossen. Der Ausblick auf die Stadt ist rundherum. Tiefe Wolken ziehen geschmeidig über die Hügelketten hinweg. Die Zuckerhutberge sind umrandet vom Wasser gut zu erkennen. Eine ordentliche Menschenmenge befindet sich mit uns auf der Aussichtsplattform. Bilder, vornehmlich Selfies werden in den unmöglichsten Postionen gemacht, Selfiesticks und Leute verdrehen sich gleichermaßen, nur um zusammen mit Christus auf ein Bild zu kommen. Vornehm mit ausgestreckten Armen wie das Vorbild.

Wir verweilen dort recht lange, da man sich an dem Bild schwer sattsehen kann.

Mit dem Bus geht es dann nach lapa und nach einem guten Abendessen mit dem Bus wieder nach oben nach Santa Teresa.

Ich mache mich noch auf die Suche nach meinem zweiten Objektiv, um meinen Kamerafehler zu analysieren, werde aber trotz längerer Suche nicht fündig. Irgendwie abhanden gekommen, ob irgendwo vergessen oder geklaut oder doch noch in irgendeiner Ritze. Falls ich morgen ein Photogeschäft finde, werde ich mal reinschauen.

Der Tag endet wie so oft mit dem Schreiben dieser Zeilen und Rio war bis jetzt definitiv eine astreine Idee

Straßenkreuzung an unserem Hostel
Straßenkreuzung an unserem Hostel

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im botanischen Garten
im botanischen Garten

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die Affen klauben die Reste der Menschen aus dem Mülleimer
die Affen klauben die Reste der Menschen aus dem Mülleimer

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Bilderrätsel...wer findet die schwangere Frau
Bilderrätsel…wer findet die schwangere Frau?
Bingo!
Bingo!
Blick von oben auf Rio...phantastisch
Blick von oben auf Rio…phantastisch

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Verrenkungen aller Art, um den Mann mit auf ein Photo zu bekommen
Verrenkungen aller Art, um den Mann mit auf ein Photo zu bekommen

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04.04.16

05.04.16 22:23 Uhr

Heute Morgen haben wir uns nach dem Frühstück in das Zentrum der Stadt aufgemacht. So heißt zumindest der Stadtteil, denn aufgrund der hügligen Lage der Stadt kann man schlecht irgendwo von einem echten Zentrum sprechen, was in der Mitte liegt.

Wir nehmen unseren guten alten Kameraden den Klapperbus hinunter ins Tal. Eigentlich sind wir auf dem Weg in ein Photogeschäft für eine neues Objektiv für meine Kamera, kommen aber zufällig an der Kathedrale vorbei. Das ist die ungewöhnlichste Kathedrale, die ich je gesehen habe. So ist unten breit und verläuft nach oben trichterförmig mit hunderten von Öffnungen im Stein nach draußen für eine gute Ventilation. Vier der hohen Wände sind mit Fenstermalereien verziert. Selten und doch ansprechend für das Auge. Nur von Weitem würde niemand auf die Idee kommen, dies für ein Gotteshaus zu halten.

In der Stadt schauen wir uns um. Überall gibt es Stände, die Kaugummis, M&Ms und Kitekat verkaufen. Zusammen mit Druckerpatronen und wohl geklauten Softwarelizenzen aller Art. Die Stadt ist voll und die Leute schwärmen durch die nicht enden wollenden warmen Straßen. In einem kleinen Einkaufscenter gibt es unzählige kleine Geschäfte. Die meisten verkaufen ausschließlich Billigware oder bieten Reparaturen für Elektrokleingeräte an. Im ersten Photgeschäft gibt es nicht das passende, aber eine freundliche Dame, die für uns übersetzt. Englisch kann man hier oftmals komplett knicken und man ist besser beraten, einfach langsam spanisch zu reden. Im zweiten Geschäft hilft aber auch das nicht weiter auf der Suche nach einem Weitwinkelobjektiv. Der Herr will schon telefonisch jemanden anrufen, der Englisch spricht, bis ein alter, gedrungener Mann in dem Laden fragt, wo wir herkommen. Als in Deutschland sage, fängt er langsam und gebrochen aber verständlich an Deutsch zu reden. Also doch eine Weltsprache. Seine Tochter lebt in Deutschland und deswegen spricht auch er die Sprache ein wenig. Leider hat auch er kein passendes Objektiv für mich. Im dritten Laden hingegen ist die Auswahl bedeutend größer, auch nicht schlechter als in einem lokalen Saturn oder Media Markt. Alle Formen, Größen und Farben von Objektiven. Ausgezeichnet. Ich merke mir den Laden für morgen vor und bringe dann Geld mit. Denn heute haben wir kaum etwas dabei, da wir zum Strand wollen.

Das machen wir auch mithilfe von einer der zwei Metro Linien. Auf der Karte sieht es zwar nach mehr Linien aus und mindestens eine davon soll schon seit fünf Jahren fertiggestellt sein, aber es ist in Wahrheit einfach ein Bus. Er wird zwar überirdische Metro genannt, aber die Lüge steckt schon im Wort. Wir steigen an der Endstation “General Osorio” aus und laufen ein paar Minuten später direkt dem Meer entgegen.

Es sieht hier wirklich so eindrucksvoll aus, wie auf den Bildern immer prophezeit wird. Der Strand ist fein und weiß, Palmen säumen die geschäftige Allee direkt am Strand, das Wasser ist klar, blau und warm, die Berge und Hügel an den Seiten formen das Bild zu einer eindrucksvollen und einmaligen  Szenerie.

Das Bad im Meer ist wenig erfrischend aber trotzdem sehr angenehm. Es tummeln sich eine Menge Leute am Strand. Die Wellen sind nicht sehr hoch, schon garnicht genug zum surfen, aber weit schwimmt hier niemand heraus. Also lasse auch ich das sein.

Als wir wieder aus dem Wasser zurückkommen müssen wir jedoch leider feststellen, dass vom unseren paar Habseligkeiten, die wir nahe am Strand gelassen haben, der Rucksack fehlt. Der hat in den zehn Minuten Beine bekommen und ist weggelaufen. Ich wusste zwar, dass es hier viel Kriminalität gibt, aber dass die Leute so schnell und so dreist am helllichten Tag bei all den Menschen einem das Zeug unter der Nase wegklauen, hatte ich nicht erwartet. Es ist aber zum Glück halb so wild, da nur unsere Handtücher und ein wenig Geld für den Rückweg im Rucksack waren. Wir sprechen auch mit der Polizei, die hier ständig patrouilliert, aber wenn in dem Rucksack nicht mindestens ein Handy oder schlimmer noch der Reisepass ist, wird dafür nichtmal ein Formular ausgefüllt. Die Polizisten sprechen ein wenig Englisch und sind sehr hilfsbereit. Sie bieten uns sogar Geld für die Rückfahrt an, aber da der Vorfall teilweise auf unserer eigenen Dummheit fußt, lehnen wir dankend ab. Wir lernen daraus, dass wir hier leider nur abwechselnd schwimmen gehen können oder unser Geld mit ins Meer nehmen müssen. Wir schauen trotzdem noch an einem kleinen Strandabschnitt Arpoador vorbei, wo die Surfbedingungen etwas besser sein sollen. Dort finden wir zwar zwei Surfer, aber die langweilen sich eher auf den Brettern, da die Wellen kaum für einen Ritt ausreichen.

Zurück im Hostel, wo wir weiterhin die beiden einzigen Gäste sind, verrät mir das Smartphone, dass ab Mittwoch das Wetter windiger und die Wellen höher werden sollen. Das ist doch mal eine Ansage.

Als wir aus dem Supermarkt zurückkommen, sind ein paar Leute auf der Terrasse versammelt und es gibt massig zu Essen. Eine Überraschung zum Geburtstag von Ruan. Wir werden natürlich herzlich eingeladen und kommen auch schlecht ablehnen bei dem guten Essen. Eine Speise ist eine Mischung auf Kuchen und Hähnchen. Oben ist ein bisschen Rotkraut drauf und es schmeckt leicht salzig. Ungewohnt. Zudem gesellen sich neben kleinen Wursthappen auch ein Limettenkäsekuchen und ein Erdbeerkuchen. Damit ist unser Abendessen dann auch gesichert. Soviel kann man in der Hitze ohnehin nicht essen.

Abends finden wir uns wieder unten in Lapa ein, um noch ein paar erfrischende Getränke und feine Musik in einem Lokal an der Straße zu uns zu nehmen. Das ist zwar etwas Gutes aber nichts Spannendes. Jedoch interessant ist die Treppe Escalera de Selarón, die nicht weit entfernt von den weißen Steinbögen in Lapa ist. So ist insgesamt vielleicht hundert Stufen hoch und mit farbenfrohem Fließen versehen. Nicht nur die Treppe sondern auch die Mauern der Häuser. Einige dürre Katzen schleichen über Dächer und Simse. Das Straßenlicht ganz oben an der Treppe geht abwechselnd an und aus. Aber immer im Rhythmus. Auch der Rhythmus von Rio ist abwechslungsreich je nachdem, wo man gerade ist. Im Zentrum voll und lärmend und hier ruhig, sodass man in Ruhe die Schatten der Katzen an den Hauswänden beobachten kann.

 

die Auswahl ist recht gut und auch Gebrauchtwaren sind im Angebot
die Auswahl ist recht gut und auch Gebrauchtwaren sind im Angebot

 

05.04.16

05.04.16 19:45 Uhr

 

Während des Frühstücks stellen wir den Plan für den Tag auf, wie wir das immer so machen. Wir brauchen ein paar Sachen, die gestern im gestohlenen Rucksack waren. Sonnencreme, Insektenspray, eine kleine Tasche und die Karte der Stadt. Ehrlich gesagt ist das Letzte mit Abstand das wichtigste auf der Liste, denn ohne Karte ist man in der Stadt aufgeschmissen. Zudem möchte ich nochmal in den Kameraladen, da aufgrund des kaputten Objektivs meine Kamera derzeit unbrauchbar ist.

Im Zentrum werden wir bei vielen fündig. Der beste Einkauf ist aber mit Abstand der des Objektivs. Einer der Verkäufer in der kleinen Hütte, nimmt direkt die Gelegenheit war, um sein Englisch etwas zu verbessern. Der andere in einem schwarzen Polo Shirt ist sein Lehrer wie er sagt.  Er präsentiert mir verschiedene Objektive, manche gebraucht und manche neu. Er gibt mir einen Rabatt, weil ich Deutscher bin und legt noch einen UV-Filter und ein Reinigungsset für die Linse drauf. Zudem gibt es Bonbons und ein kühles Wasser. Ich kaufe dann im Endeffekt ein neues Objektiv  (Canon 18-55 is usm ), da die gebrauchten leider keinen Bildstabilisator haben, was aber extrem nützlich ist. Er putzt alles nochmal und packt die Linse samt Kamera in Luftpolsterfolie. So gut war meine Kamera noch nie eingepackt. Für gut 100 Euro ist der Deal auch gar nicht so schlecht, wie Recherchen im Internet zunächst vermuten ließen.

Wir greifen beim Touristenbüro noch eine frische Karte ab. Auf dem Rückweg zur Metro bleiben wir am Stand eines älteren Mannes stehen. Erst dachten wir, er verkaufe Reis aber es ist Kokos, teilweise Kokosmasse und teilweise Streusel zusammen mit etwas milchiger Soße. Es ist nicht so süß wie gedacht und schmeckt gut und erfrischend.

Wir steigen an der Metrostation botafogo aus und gehen Richtung Westen zur Favela Santa Marta. Der Reiseführer hat gesagt, dort soll es interessante Touren geben, die Favela ist sicher und außerdem wurde dort das Michael Jackson Video “They dont care about us” gedreht. Der King of Pop persönlich. Man kann von ihm halten was man will, aber seine Musik begeisterte die Massen. Und mich begeistert sie immer noch.

Unten am Eingang fängt uns direkt jemand ab, der uns eine Tour andrehen will. Da ist er bei uns an der richtigen Adresse, dann müssen wir nicht herumfragen. Für siebzig Real oder 17 Euro will er uns herumführen und uns alles zeigen. Der Preis ist nicht gerade ein Sonderangebot, aber er trägt einen offiziell aussehen Ausweis und ich hoffe damit auch die lokalen Bewohner hier zu unterstützen. Die Favela ist steil in den Berg gebaut, es mutet fast an, als ob die Häuser aufeinander gebaut sind. Es geht eine Steilbahn nach oben, welche 2008 gebaut wurde. Mangels Straßen ist das ein absoluter Segen. Die Bahn transportiert immer nur zwanzig Leute und viele Leute wollen nach oben. Somit wird das Gerede immer deutlich mehr und lauter, wenn die Bahn kurz davor ist, ihre Türen zu öffnen. Als wir ganz oben sind, haben wir nicht nur einen sehr guten Blick auf die Favela selber sondern auch auf einen Teil von Rio inklusive des Zuckerhuts und der Christusstatue. Außerdem ist unten ein riesiger Friedhof auszumachen. Er ist absolut gigantisch. Die Häuser in den Favelas wurden in den letzten Jahren seit der Befriedung nicht nur den Touristen zugänglich gemacht, sondern auch farbig angestrichen. Wohl um auch den Kontrast zum Leben davor zu signalisieren, als die Polizei hier nicht präsent war uns der Stadtteil von Gangstern und Drogenbossen regiert wurde. Auch als Michael Jackson damals per Helikopter eingeflogen kam hat er mit den Gangsterbossen verhandelt und nicht mit der Polizei.

Wir gehen den kompletten Weg, den wir vorher mit der Bahn hochgefahren sind, zu Fuß wieder herunter. Dies geschieht auf mehr oder weniger steilen und schmalen steinernen Fußwegen. Die Leute gehen auf und ab, viele Hunde und Katzen kreuzen unseren Weg. Es gibt Geschäfte, Friseurläden, viele Fernseher und einen Michael Jackson Platz. Auf dem Michael Jackson Platz steht auch eine lebensgroße Michael Jackson Statue inklusive Souvenirladen. Da haben die Leute hier schnell gelernt, womit bare Münze zu machen ist. Ich bin sehr froh, dass meine Kamera wieder einsatzbereit ist. Die Favela beherbergt 6000 Menschen, wovon aber viele unten in der Stadt ihre Arbeit haben. Die Menschen scheinen hier aber gut zurecht zu kommen und die Mehrheit wird wohl auch sehr froh sein, dass hier jetzt Recht und Ordnung regiert und nicht die Pistole.

Unser zweites Ziel der Zuckerhut wird auf einen anderen Tag verschoben, weil es schon spät wird.

Wir nehmen die Metro zurück, so gegen sechs Uhr abends, und beobachten erstaunliches. Sobald sich die Türen des Zuges öffnen, stürzen für wenige Sekunden alle Leute auf die freien Sitzplätze. Sind diese belegt, kehrt komplette Ruhe ein und die Leute warten draußen auf dem Steig auf den nächsten Zug. Mit Absicht bleiben sie draußen stehen und fahren nicht mit. Eine absurde Szenerie für jeden, der schonmal zur rush hour die Londoner Tube benutzt hat.

beim Objektivkauf
beim Objektivkauf
in der metro
in der metro
die Favela Santa Marta
die Favela Santa Marta

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Fliesenmosaik ist hier oft anzutreffen
Fliesenmosaik ist hier oft anzutreffen
die Kinder schreiben ihre Namen und ihr Alter an die Wand und malen es aus.
die Kinder schreiben ihre Namen und ihr Alter an die Wand und malen es aus.

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ein krasser Kontrast von Favela zu den Hochhäusern der Stadt
ein krasser Kontrast von der Favela zu den Hochhäusern der Stadt

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Versorgungspakete für die Favela
Versorgungspakete für die Favela
Der Fußballplatz, wo einst Michael Jackson mit dem Helikopter landete
Der Fußballplatz, wo einst Michael Jackson mit dem Helikopter landete

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The King of Pop
The King of Pop

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natürlich gibt es auch das Musikvideo hier zu sehen...im Souveniergeschäft
natürlich gibt es auch das Musikvideo hier zu sehen…im Souveniergeschäft

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06.04.16

06.04.16 22:40 Uhr

Wir beschließen heute, nach den vielen Besichtigungen der letzten Tage einen Strandtag einzulegen. Da ich auch am surfen interessiert bin, schaue ich mich ein bisschen im Internet um. Leider ist das Hostel hier nicht so groß und gut verbunden, dass ich hier direkt ein paar Surfstunden buchen kann. Der Strand Barra, ein gutes Stück außerhalb vom Zentrum ist groß und bietet entspanntes Surfen, wenn die Wellen stimmen. Also nehmen wir den Bus nach Lapa, die Metro Richtung Nordwesten und dann den Bus 614 nach Barra.

Mittlerweile wissen wir auch halbwegs, wo wir hin müssen und welche Busse wir nehmen müssen. Die Metro ist recht einfach strukturiert, da es nur zwei Linien gibt die größtenteils nebeneinander herfahren. Der Rest wird von Horden von Bussen und auch Zügen abgedeckt. Wir steigen am Shopping Zentrum von Barra aus. Es ist nicht das einzige Shoppingzentrum in unmittelbarer Nähe. Ein bisschen Suchen später sehen wir das Meer, mieten uns zwei Stühle von dem örtlichen Möbelpusher und pflanzen uns in den Sand. Am Meer weht eine angenehme Brise, die die Hitze der Stadt vergessen macht. Das Wasser ist recht wild und die Wellen durchaus zum surfen geeignet, zumindest augenscheinlich. Ich sehe aber weder einen einzigen Surfer hier noch irgendjemanden, der mir ein Surfboard vermieten möchte. Der Strand ist aber auch mit ca. 20 Kilometer sehr lang. Also selbst wenn es hier Verleiher gibt, könnten diese drei Stunden zu Fuß von mir entfernt sein. Also mache ich mich erstmal ohne Wasserbrett auf in die Wellen.

Die rote Flagge ist draußen, welche vor gefährlichen Strömungen warnt. Aber die Wellen brechen relativ nah am Strand und auch dort wird schon ein ordentlicher Sog erzeugt, der einen aus den Puschen hebt. Das Wasser ist angenehm warm und die Wellen zu peitschen macht Spaß. Beim zweiten Gang ins Wasser jedoch gerade ich ins Kreuzfeuer von der Welle vom Meer und einer vom Strand, welche durch den Sog erzeugt wurde. Ich schlucke ordentlich Wasser und schließe auch meine Augen nicht rechtzeitig, sodass ich Sand ins Auge bekomme. Hört sich banal an, kann aber zusammen mit Salz und Wind am Meer äußerst unangenehm sein. Ich spüle ordentlich aus, aber das Auge tränt weiterhin in regelmäßigen Abständen fleißig vor sich hin. Mit der Beeinträchtigung lasse ich heute die weitere Suche nach einem Surfboardverleiher erstmal beiseite.

Gegen fünf, als sich die Sonne langsam senkt, gehen wir dann wieder zurück zu einer der Shopping Malls, um unseren Bus zurück zu bekommen. Da das Auge mir immer noch Sorgen bereitet, sucht Ruth mit mir eine Apotheke auf und besorgt ein paar Augentropfen, die sie mir dann auch direkt auf einer Bank im Einkaufszentrum verabreicht. Es wird langsam besser und als wir nach einiger Zeit in unserem Nachbarviertel Lapa ankommen, ist das Auge auch wieder in Ordnung. Ein Glück.

Das Restaurant an der Ecke ganz in der Nähe der Steinbögen in Lapa ist deutlich besser besucht als noch am Montag. Wir nehmen noch zwei Bier der Marke Bohemia ein. Das Surfen wird dann nochmal genauer recherchiert und an einem anderen Tag versucht. Dachte nicht, dass es hier so schwierig ist, an ein Board zu kommen.

eine ungewöhnliche Kathedrale
eine ungewöhnliche Kathedrale
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in voller Pracht
Rio in der Dämmerung
Rio in der Dämmerung
ein Möbelgeschäft, mehr SChreiner als Verkäufer denke ich
ein Möbelgeschäft, mehr Schreiner als Verkäufer denke ich

 

07.04.16

07.04.16 23:31 Uhr

 

In den letzten Tagen sind wir viel herumgefahren und haben bereit viel von Rio gesehen, auch wenn diese Stadt selbst für eine Woche mehr als genug zu bieten hat. Heute wollen wir aber mal ohne Bus (oder zumindest wenig Bus) unsere Nachbarschaft erkunden, durch die wir bisher nur durchgefahren sind oder die wir abends beim Essen durchlaufen haben. Der Tag fühlt sich wärmer an als gestern, auch wenn das rein subjektiv sein mag. Der erste Gang ist immer Richtung Supermarkt um eine kühle Flasche Wasser zu kaufen. Die Taktik hier ist, die Flasche Wasser schnell zu leeren, bevor sie den Siedepunkt erreicht, dann erstmal eine Runde schwitzen und dann im nächsten Laden wieder eine große kalte Flasche in den Körper gießen.

Unser erste Stop soll der Parque das Ruínas werden, wo noch bauliche Überreste aus längst vergangener Zeit stehen, wo früher Mal die feinen Leute ordentlich die Korken haben knallen lassen. Auch heute noch wird wie früher hier Theater zum Amüsement der Leute aufgeführt. Aber vorher machen wir noch einen Abstecher in die auch hier zahlreichen Souveniershops. Die Klassiker wandern in die Einkaufstasche. Eine Ladung Postkarten und Kühlschrankmagnete. Ich bin nur an ersterem interessiert, denn der Tag naht, an dem ich wieder meine knapp zwanzig Karten gen Heimat schreiben werde. Das ist mir trotz des Aufwandes immer noch den Spaß wert. Da bin ich wie in vielerlei Hinsicht recht altmodisch.

Es gibt auch viele lokale Postkarten und vor allem auch viele mit der hier bis vor einigen Jahren fahrenden Straßenbahn. Es gibt extra Aufkleber mit der Bahn und einer Träne darauf, wohl als Erinnerung an das Unglück und die gestorbenen Opfer. Die Menschen hier scheinen ihre Bahn trotzdem sehr zu mögen und ins Herz geschlossen zu haben.

Die Ruinen an sich sind, naja Ruinen halt aber der Blick, welcher sich von oben über große Teile von Rio erstreckt, ist den schweißtreibenden Aufstieg wirklich wert. Man sieht Meer, Berge, Yachten, Brücken, Seilbahnen, Autos, Hochhäuser, Armenviertel/Favelas, den Hafen sowie Flughäfen und muss dafür nicht einmal den Kopf drehen. Der Tag ist leicht diesig aber trotzdem ist es hier oben aussichtsreich und es ist auch wenig besucht.

Nach dem leichten Mittagessen nehmen wir den steilen Weg zu Fuß bergab. Santa Teresa liegt auf einem Berg und entweder nimmt man die Sache selber in die Hand oder lässt sich vom Bus durchschaukeln. Herunter ist auch die erste Variante durchaus empfehlenswert. Dann kommen wir in das uns bereits bekannte Lapa. Wir ziehen ein bisschen Geld in einer Bank, dessen Klimaanlage auf “Antarktis” steht. Ganz in der Nähe sind auch die von uns bereits besuchten Stufen, die wir jetzt aber nochmal am Tag und mit Kamera erkunden. Jetzt ist deutlich mehr los, auch wenn man nicht direkt von einem Andrang sprechen kann. Dafür sieht man jetzt auch Einzelheiten sowie Schriften und Bilder auf den einzelnen Fliesen, welche aus aller Herren Länder zusammengetragen scheinen. Die Stufen sind auch ab und zu Schauplatz von Filmen oder Musikvideos, wie zum Beispiel bei “Beautiful” von Snoop Dogg und Pharrell Williams. Unten am Absatz der ersten Treppe kann man sich sogar eine eigene Fliese samt eigenem Photo anfertigen lassen. Die Leute machen die absurdesten Bewegungen und Posen beim anfertigen ihrer photographischen Meisterwerke, während die anwesenden Katzen nur argwöhnisch dem bunten Treiben zusehen. Die fragen sich bestimmt manchmal auch, wie wir es in der Nahrungskette so weit nach oben geschafft haben.

Am Abend gehen Ruth und ich in das Restaurant, in dem wir schon am ersten Abend waren. Dort wo man nichtmal selber das Bier aus der Flasche in das Glas schenken muss. In regelmäßigen Abstanden kommt der Kellner vorbei und überprüft den Füllstand des Glases, bei Notstand wird rasch nachgeschenkt oder im Ausnahmezustand schnell eine neue Flasche geordert. Wir tun noch etwas für die Bildung und ich bringe Ruth etwas Spanisch bei, während sie mir auf Irisch die Zahlen von eins bis fünf erklärt. Die Fünf vergesse ich allerdings häufiger. Die Zahl ist auch im spanischen nicht so einfach, vor allem ihre Derivate 15,50 und 500.

Dann kommt noch eine alte Bekannte vorbei und stattet uns wie bereits am Abend zuvor einen Besuch ab. Die Frau verkauft feinste Geschmeide, die um den Hals der Damen zu legen sind. Ihr ganzer Arm ist voll mit dem Zeugs. Sie will schon fast das Lokal wieder verlassen, nachdem sie mit ein paar Bekannten geplaudert hat, als sie im Augenwinkel noch uns im Visier erspäht. Aus dem Stand dreht sie um Hundertachtzig Grad, um nochmal ihre Klunker auszupacken. Sie Sachen sehen schon teilweise recht gut aus und dann geht es los. Am Strand würde die Sachen Ketten für 200 Real verkaufen, ihr Vater würde die Ketten herstellen und wie toll sie sein. Das mit den 200 Real mag stimmen, der Rest darf angezweifelt werden. Aber hier im lokalen Santa Teresa gelte ihr spezieller Preis von 100 Real. Wie viel die Kette im Endeffekt wert ist, weiß der liebe Gott. Siebzig ist aber für beide ein vertretbarer Wert und das türkisfarbene Accessoire wechselt den Besitzer. Als sie nach Kleingeld sucht hat sie arge Probleme, das aus ihrer zerknüllte Plastiktasche nur Hunderter quillen. Vielleicht sollte ich doch den Job wechseln. Wäre ein guter Zeitpunkt.

unser Hostel
unser Hostel

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viele Schachbretter überall
viele Schachbretter überall
einer der Busse, die hier um die Straßen fegen
einer der Busse, die hier um die Straßen fegen
eine Wandmalerei als Hommage an die einstige Schienenbahn hier
eine Wandmalerei als Hommage an die einstige Schienenbahn hier
mehr Liebe bitte!
mehr Liebe bitte!

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eine der bunten Straßenkreuzungen in Lapa
eine der bunten Straßenkreuzungen in Lapa

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die Touristen als Versuchskaninchen
die Touristen als Versuchskaninchen
ab und zu muss ich Tiere photographieren
ab und zu muss ich Tiere photographieren

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die Escadaria Selarón
die Escadaria Selarón

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Kuba ist überall
Kuba ist überall

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08.04.16

09.04.16 13:23 Uhr

Eine wichtige und interessante Sehenswürdigkeit steht noch aus, welche wir uns heute zu Gemüte führen. Der Zuckerhut, ein hoher, zylinderförmiger Berg direkt an der Küste zum Atlantik.

Wir nehmen wir gewohnt die Metro und laufen dann das restliche Stück von etwa zwanzig Minuten zur untersten Zugstation des Zuckerhutes.

Die Sonne lässt kurz vor Mittag ihre volle Kraft spüren und die Straßen sind bereits zum bersten mit Autos gefüllt, die sich alle eilig und spurenwechselnd ihren Weg bahnen. Oft ist es hier als Fußgänger auch nicht wirklich einfach, da es keine Übergänge oder Ampeln gibt und man einfach in alle Richtung gucken muss, um dann schnell zur anderen Seite zu kommen. Wir sehen auf der anderen Straßenseite eine Tankstelle, welche uns ein kühles Wasser bieten kann. Wir versuchen unser Glück mehrere Minuten lang, aber der gewaltige Blechstrom bricht partout nicht ab. Unzählige Taxi und Busse quälen sich durch die Straßen zur beginnenden Rush Hour.

Der Eintritt für die Bahn nach oben auf den Berg ist mit 76 Real nicht gerade günstig, aber es ist der einzige Weg und so oft bin ich jetzt auch nicht in Rio. Die Bahn hat zwei Stationen und die erste hält an einem kleinen Berg vor dem eigentlich Zuckerhut, wo man umsteigen muss. Dort ist aber auch ein kleines Dorf von Geschäften beheimatet. Ein ganzer Laden nur für Schweizer Armeemesser und teure Uhren, der nächste Laden nur für Flip Flops einer einzigen Firma. Restaurants und Helikopterflüge gibt es selbstredend auch.

Wir fahren zum Zuckerberg hinauf und werden trotz des leicht diesigen Wetters mit einer tollen Aussicht belohnt. Man kann fast alle Teile von Rio sehen, von Armenvierteln, Geschäftsdistrikten, verschiedenen Stränden, Hügeln, Bergen, Brücken, Yachten und noch einiges mehr. Wir schlendern ein wenig durch ein kleines Wäldchen oben auf dem Berg. Die Mittagssonne diktiert weiterhin den langsamen Schritt. Eile mit Weile.

Von oben haben wir auch direkt unseren nächsten Stop ausgemacht…einen kleinen aber netten Strand direkt am Zuckerberg. Zunächst aber gehen wir zu einem nahegelegen Imbiss. Dort herrscht ordentlich Betrieb und es hilft nicht, dass wir weder die arabischen Speisen kennen noch dass die Leute ausschließlich portugiesisch sprechen. Aber mit Hand und Fuß bekommen wir schließlich etwas durchaus Schmackhaftes serviert. Es ist eine Mischung aus Reis und rotem Fleisch mit Kräutern zu einer Kugel geformt und in eine panierte, schmackhafte Kruste verpackt. Die zweite Speise ist ähnlich aber mit Blättern umwickelt.

Am Strand wechseln wir uns wieder ab mit dem Bad im kühlen Nass, damit unsere Sachen nicht noch einmal Beine bekommen. Das Wasser ist hier, obwohl geschützt in einer Bucht deutlich kälter als in Ipanema. Auch schwimmt hier leider etwas Müll mit im Wasser herum. Aber das ist verschmerzbar, da das Wasser ansonsten sehr sauber und klar ist.

Und dann passiert es. Langsam aber mit Bedacht nähern sich drei Menschen. Eine hat eine teure Kamera in der Hand, die anderen beiden gehören zusammen und eine Person davon hat einen kugelrunden Bauch. Ein Schwangerschaftsphotoshooting am Strand. Ein Phänomen ganz besonderer und brasilianischer Art. Die Frau nimmt verschiedene Posen ein, mit dem Strand, dem blauen Meer und dem Zuckerhut im Hintergrund. Dann darf auch der Mann dazu und um die Wette strahlen. Selbst kleine rote Schühchen sind mit als Requisite dabei, welche behutsam auf den Bauch der Schwangeren vor der Ablichtung gelegt werden.

Am Abend fahren wir noch herunter nach Lapa, um in das Nachtleben am Freitagabend einzusteigen. Denn dann ist dort wirklich was los. Die Blechkolonnen quälen sich bis in die späten Abendstunden durch die Straßen, Händler verkaufen allerlei Gemischtwaren wie Schuhe mit mächtigen Absätzen oder DVD aus einem großen Müllsack heraus. Die Bars und Restaurants sind gut besucht und auch auf der Straße reden und amüsieren sich die Leute lebhaft, vorzugsweise mit einem Getränk in der Hand. Die Preisunterschiede sind in den Lokalitäten allerdings extrem unterschiedlich. In einem Laden knöpft man dem unbedarften Tourist 80 Real für eine Hauptspeise ab, im nächsten Laden bekommt man ein Menü für zwei für die Hälfte. Wir nehmen das Für die Hälfte und zahlen am Ende des Abend für das Essen sowie fünf 600ml Flaschen Bier dreißig Euro. Rio muss nicht teuer sein.

Blick auf den Strand während der Fahrt nach oben zum Zuckerhut
Blick auf den Strand während der Fahrt nach oben zum Zuckerhut

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auch Helikopterflüge sind im Angebot
auch Helikopterflüge sind im Angebot

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die Copacabana
die Copacabana

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aha...erspäht...ein weiteres Schwangerschaftsphotoshooting
aha…erspäht…ein weiteres Schwangerschaftsphotoshooting

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andere Länder andere Sitten
andere Länder andere Sitten
das Aqueduct von Lapa. Dort ist früher die Bahn Richtung Santa Teresa gefahren
das Aquädukt von Lapa. Dort ist früher die Bahn Richtung Santa Teresa gefahren

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überall in Rio gibt es viele Wandmalerein und Graffitis
überall in Rio gibt es viele Wandmalerein und Graffitis

 

09.04.16

10.04.16 23:07 Uhr

 

Vor kurzem haben wir beim Frühstück ein Upgrade bekommen. Neben ein paar Toasts und einem Apfel gibt es nun zusätzlich Zuckercornflakes und Käse inklusive Milch. Das kommt sehr entgegen.

Danach machen wir uns auf in einige der vielen Souvenirläden in Santa Teresa. Interessanterweise ist hier am Tage deutlich mehr los als am Abend. Vor allem am Wochenende. Zusätzlich habe ich ein Bündel Postkarten in meiner Tasche, welche heute zu schreiben sind, damit ich sie noch von Brasilien aus abschicken kann. Dazu machen wir uns auf in ein nahe gelegenes Cafe. Uns kommt abermals eine Straßenbahn voll mit Touristen entgegen. Die werden hier nach dem Unfall vor ein paar Jahren jetzt wohl als Versuchskaninchen eingesetzt, ob das Transportmittel sicher ist. Auf jeden Fall sicherer als der Bus, denn die Busfahrer heizen durch die Gassen wie die Teufel.

Die Bahn hält auch direkt vor dem Cafe, welche als eine gelungene Touristenfalle einzustufen ist. Ich bestelle ein Wasser und fange an. Achtzehn Postkarten sind eine Menge und meine Handschrift kommt meist eher Hieroglyphen nahe, weswegen es ein nochmals schwierigeres und zeitintensives Unterfangen ist. Ich mache es aber immer wieder gerne vor allem in Zeiten der Kurznachrichten, Emojis und Whatsapp Chatgruppen. Das ist alles gut und schön, aber das ist alles nichts Handfestes und Bleibendes. Eine Nachricht liest man und wischt weiter. Eine Postkarte hat man in der Hand, liest sie, schaut sich das Bild an, die Briefmarke und fragt sich, wie viele Wochen oder Monate sie wohl gebraucht hat. Manchmal sträube ich mich als Fachinformatiker auch gegen die tolle, neue Technologie. Ähnlich wie mit Büchern und ebooks.

Anschließend fahren wir dann noch mit Bus und Metro zur Copacabana, wo wir bisher noch nicht waren. Es ist Samstagabend und einiges los. Der Strand ist voll, an der Straße werden Bilder, Bier und Snacks verkauft. Die Kollegen mit den T-Shirts verkaufen übrigens auch noch andere Sachen und ich scheine sie mit meiner bunten Tasche magisch anzuziehen. Sie gehen leicht schlaksig tuend aber doch zielgerichtet nach ein mir vorbei und lassen ganz nebenbei die beiden Wörter “Tshirt, Weed” fallen. An dem Abend bieten mir vier Leute Gras an. Wer die Nase spitzt wird feststellen, dass die Ware auch Absatz findet. Interessanterweise ist die Polizei auf der Straße extrem präsent, auf dem Strand selber aber sieht man sie kaum. Man scheint sich damit abgefunden zu haben. Mich störts nicht. Jedem das seine.

Das Meer ist recht wild und über dem Strand liegt von Meer her eine Dunstwolke. Baden ist zwar möglich aber richtiges Schwimmen ist nicht drin. Man kommt schwerlich hinter die hohen Wellen, welche einen starken Sog erzeugen können.  Aber dahinter schwimmt niemand und am Strand wehen überall rote Flaggen mit der Warnung vor Strömungen. Da beschränken wir uns auf das Schlendern an der Promenade, als sich die Sonne schon etwas länger hinter den monströsen Hochhäusern verabschiedet hat. Damit verlagert sich das Leben auch weg vom Strand und hin in die Stadt. Für uns gilt ähnliches, da es abends am Strand auch nicht ungefährlich sein soll. Böshaften Strauchdieben wollen wir besser aus dem Weg gehen.

Grüße nach Hause
Grüße nach Hause
an der Copacabana....
an der Copacabana….

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das Meer ist hier auch mal etwas aufgewühlter
das Meer ist hier auch mal etwas aufgewühlter
ein See am Strand
ein See am Strand

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10.04.16

12.04.16 23:53 Uhr

 

Es ist Sonntag und da Ruth an diesem Tage bevorzugt vormittags ein Gotteshaus aufsucht, komme ich mit. Wir fragen unseren Freund Ruan nach einer Kirche. Gleich um die Ecke sagt er leicht nachdenklich. Dort musste er als Kind immer hin und der Gottesdienst ging stundenlang. Er wusste nicht wirklich, was „Messe“ oder „Gottesdienst“ auf Englisch heißt als wir fragen, wann es dort los geht. Aber er versteht und fragt nach “Wann sie mit der Sache anfangen, die sie machen?”

Hier geht es in der Kirche etwas lebendiger zu als in Deutschland bei den Katholiken, wo man manchmal denkt, auf einer Beerdigung zu sein. Es wird geklatscht und gesungen. Er heilige Mann kommt herum und schüttelt jedem die Hand. Es ist aber auch recht langweilig, da ich von seinem portugiesisch über die Kirchenlautsprecher kein Wort verstehe. Wir packen dann schonmal unsere sieben Sachen zusammen, da wir heute Abend wieder zurück von Rio nach Montevideo fliegen. Dann ist unsere kleine Spritztour in Rio beendet.

Um den letzten Tag gebührend abzuschließen fahren wir noch zum Strand nach Ipanema. Wir suchen vorher noch einen Briefkasten für unsere Postkarten nach Hause, aber selbst am geschlossenen Postamt gibt es draußen keinen Briefkasten.

Am Strand selber ist dafür die Hölle los. Es ist fast genauso, wie man sich das aus einem Werbevideo vorstellt. Der Strand pulsiert vor Leben, es wird gesurft, Strandvolleyball und Fußball gespielt. Es wird alles feilgeboten, was Absatz finden könnte…Bier Snacks, Eiscreme, Zigaretten, Gras, Handtücher, T-Shirts, Touren und vieles mehr. Das Meer ist relativ unruhig und die Wellen machen ein wirkliches schwimmen unmöglich da zu gefährlich. Die Strömung zieht einem locker die Füße weg. Für ein bisschen planschen reicht es aber aus. Das Wasser kommt aufgrund der Wellen immer näher und überrascht einige Leute, indem es ihr Hab und Gut ein paar Meter weiter an den Strand spült. Surfer sind an einem kleinen Abschnitt des Strandes zu sehen am Anfang von Ipanema im Osten und am kurzen Strandabschnitt Arpoador. Dort knubbeln sich aber sehr viele Leutchen, da man an den sonstigen Strandabschnitten den Badenden gefährlich nah kommen würde. Ich stand zwar in diesem Urlaub nicht auf dem Brett, da ich aber eh bald nach Irland ziehe, wo die Wellen zu Hause sind, ist das nicht weiter tragisch.

Auf dem Rückweg nach Hause sieht Ruth noch einen einsamen Briefkasten am Wegesrand stehen. Dieser wird erstmal ausgiebig von uns gefüttert. 18 Postkarten nach Hause sind auf dem Weg. Vermutlich eine lange Reise. Aber wie wir ja gelernt haben, muss eine lange Reise nichts schlechtes sein.