Barcelona

26.09.2018

 

Heute morgen brechen wir auf von dem beschaulichen, wenn auch von Touristen geprägtem Begur nach Barcelona.
Wenig überraschend ist dies erstmal ein ordentlicher Schock. Nach grünen Wiesen und beschaulichen Dörfern nun auf einer Straße vier bis sechs Spuren. Und die Rollerdichte ist fast so hoch wie in Indonesien. Wir drehen ein paar Runden auf der Suche nach einem geeigneten Parkhaus. Dann begrüßt uns Günter im dritten Stockwerk eines alten Gebäudes in der Innenstadt. Ich tue mich schwer zu entscheiden, was ich zuerst in Worte fassen soll, Günter oder das Gebäude. Beide sind, ohne Günter zu nahe treten zu wollen, bereits einige Jahre alt und voller Geschichten. Günter lebt hier seit zig Jahren, vermietet einige Wohnungen, hat im Untergeschoss eine Art Fitnessspa eingerichtet und hat ein Faible für alte Lampen und Kronleuchter. Das Gebäude scheint fest mit Günter verwachsen zu sein, hat aber seine eigenen Facetten.
Es wartet mit hohen, bogenrunden Türen auf, hat alte Fliesen mit Blumenmuster. Die Nachttischlampen sind mehr Kunst als Lampe und sind mit romantischen Malereien verziert. Der Aufzug, ja es ist mehr wie ein kleines Zimmer das auf und ab fährt. Er hat eine metallene Außentür und zwei hölzerne Innenschwingtüren. Vieles erinnert mich an alte Innenstadtgebäude in Paris. Alle neuen Erfindungen wie Strom sind Aufputz nachträglich hinzugefügt. Günter erzählt mir von seinem Kampf mit dem Denkmalschutz der Stadt.
Wir besuchen anschließend noch die Kathedrale “la sagrada familia” ein paar Blocks entfernt von uns. Eine dauernd im Umbau befindliche und äußerst imposante, wenn auch arg touristische Kathedrale. Zum Eintrittspreis von 18 Euro für ein Gotteshaus bleibt mir im Gegensatz zu den meisten anderen Anwesenden die Spucke weg. Und das ist die günstige Karte ohne Führung, Turmaussicht oder sonstigem Pipapo. Wesentlich interessanter ist das der angrenzende Park. Dort spielen acht Männer zusammen oder gegeneinander, je nach Sichtweise, Boccia. Ein freudiger Genuss das zwischenmenschliche Auf und Ab beim Spiel zu betrachten. Leider sind nur Männer über sechzig anwesend, weswegen ich leider noch nicht mitspielen darf. Das Alter hat auch seine guten Seiten.
Am Abend gehen wir noch in das gotische Stadtviertel, welches direkt im Zentrum gelegen ist. Die alte Stadt ist konfus aufgebaut und organisch gewachsen. Der neu hinzugefügte Teil Barcelonas, also der Großteil, ist amerikanisch in Quadrate aufgeteilt. Sinnvoll aber eintönig.
Auf dem Weg zum Abendessen kommen wir dort an der einfach betitelten “la catedrale” vorbei. Ein gotisches Schmuckstück. Wer mal das Videospiel Dark Souls 1 gespielt hat…das Ding könnte direkt so in Anor Londo stehen. Im Dunkeln wirkt sie noch ein ganzes Stück atmosphärischer.
Eine interessante Stadt, die morgen weiter erkundet wird.

 

IMG_0238IMG_0241IMG_0244IMG_0245IMG_0246

IMG_0247
Der alte Aufzug, der in eine andere Zeit fährt

IMG_0248

27.09.2018

 

Wie mir nun bereits von vielen Leuten berichtet wurde, ist Barcelona ein Eldorado für Langfinger aller Art. Deswegen bin ich hier immer in leichter Alarmbereitschaft. Portemonnaie zu Hause, ein bisschen Geld in der Vordertasche und die Kamera fest umklammert. Man soll sich ja nicht kirre machen lassen, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Heute machen wir uns auf zu einer Befestigung oder Burg, welche auf einem Hügel zum einen die Stadt und zum anderen das Meer überblickt. Auf dem Weg sehen wir noch ein olympisches Stadion, das in den 80ern erbaut wurde. Auf einer Ehrentafel steht das olympische Komitee von 1936 beehrt. Ausgerechnet Adolfs Spiele. Etwas merkwürdig.
Die Burg an sich ist nun nicht unbedingt besonders, wenn man in seinem Leben schon ein paar dutzend Befestigungen gesehen hat. Die Photoausstellung und die Informationstafeln haben es allerdings in sich. Hier sind unter dem Regime Francos nach dem Staatsstreich 1936 einige über die Klinge gesprungen. Was Franco nicht passte, wurde exekutiert. Egal ob Politiker, Soldat, Zivilist oder Kind. Letzteres eher im verborgenen und nicht auf dem Schauplatz.
Der Hafen von Barcelona ist riesig und dass die dicken Pötte, die vor Anker liegen nicht untergehen, ist mir persönlich immernoch ein Rätsel.
Eine weitere Seilbahn hinunter zum Strand verkneifen wir uns aufgrund des gepfefferten Preises. Die Metro hingegen ist günstig und halbwegs flott, so wie Metros meistens sind.
Nach meinem kurzen Besuch in Barcelona kann ich verstehen, dass viele Leute dieses Stadt besuchen. Es gibt viel zu sehen, Strand, Kunst, Architektur, Geschichte und natürlich jede Menge Läden. Aber ich muss auch feststellen, dass dies im Vergleich zu Dublin für mich eine Nummer zu groß, laut und hektisch ist. Nett für einen Besuch, mehr aber auch nicht. Morgen geht es auf nach Valencia. Deutlich kleiner aber es liegt ein gutes Stück Küstenstraße vor uns. Aber auch darauf freue ich mich. Die Reise geht weiter.

 

IMG_0249IMG_0252IMG_0256IMG_0261IMG_0266IMG_0268IMG_0276IMG_0277IMG_0281IMG_0286IMG_0290IMG_0300IMG_0304IMG_0305IMG_0306IMG_0307IMG_0308