22.01.14
Villa de Leyva ist ein beschauliches Dorf umschlossen von Bergen und Hügeln und zumeist mit rauem Kopfsteinpflaster ausgestattet. Das machte die kurze Taxifahrt zum Hostel zu einer holprigen Tour. Das Wetter hatte sich verschlechtert, sodass nun aus einem vergangenen Himmel einzelne Tropfen herausquollen. Das Hostel liegt am Ostende des Dorfes und ich wurde nett empfangen. Ich bin in einem Dreibettzimmer. Meine beiden Zimmergenossen sollten sich wenig später als die beiden Briten aus dem Bus herausstellen. Der Akzent klingt auch aus großer Entfernung im Ohr. Ich machte mit ihnen zusammen eine Stadtbesichtigung und nahm im Restaurant ein Sandwich zu mir, welches den während der Fahrt aufgestauten Hunger wirksam abmilderte. Abends ging es ruhig zu. Neben den beiden Briten gesellten sich noch ca. 20 Mücken zu uns ins Zimmer. Der Abend wurde mit lesen, trinken und faulenzen verbracht. Morgen wird dann eine kleine Wanderung Richtung Westen unternommen…aber ich greife vor.
23.01.14:
Als mich die Sonne zum neuen Tag begrüßte, bekam ich zudem gleich vom Bett aus einen Blick auf die Berghänge geboten, welche sich der Sonne ebenfalls nicht einziehen konnten. Es folgte ein gutes Frühstück inkl. dem nun morgens eingeführten Coca Tee. Am Frühstückstisch gabs noch ein wenig Smalltalk mit einem Paar aus Großbritannien. Das eigentlich erfrischende war aber Sie selber. Nachdem das geklärt war, ging ich mit meinen beiden Zimmer Kollegen John und Dave los Richtung Fossilmuseum. Im Endeffekt ging es aber mehr darum, einfach ein paar Stunden durch die durchweg einwandfreie Landschaft zu wandern. Durch eine Brise wurde es auch nur selten zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Das Museum selber ist mit 6000 Peso ( gut 2 Euro ) aufgrund seiner Größe schon ausreichend überteuert. Ein Raum mit einem Dinosaurierfossil in der Mitte. Nett aber auch wenig informativ. Weiter ging es dann im Grunde auf einem alternativen aber wesentlich schöneren, weil kleinerem, Weg zurück nach Villa de Leyva. Auf dem Weg gabs noch ein Archäologiemuseum. Da standen im Grunde ein paar Steine in der Landschaft. Das haben wir uns genauso geschenkt wie das Themenmuseum. Man kann es schwer beschreiben. Es ist ein nett angelegter Garten mit ein paar alten Autos drin. Für 12000 Peso ( 5 Euro) haben wir abgewunken und der Frau lieber 3 Wasser abgekauft. Wie gut ein kühles Wasser schmecken kann spottet jedweder Beschreibung. Nach Bogota war so eine nette Wanderung genau das Richtige. Nach 4 oder 5 Stunden waren wir wieder zurück, wo es dann noch das Tagesmenü mit Schweineschnitzel, Reis , Pommes, Bohnen, Salat und Suppe für 12000 Peso (5 Euro). Das geht in Ordnung. Dann war erstmal eine gute Dusche an der Reihe. Ich war dreckig wie ein Franzose. Der Abend wurde dann ein wenig mit Organisation und Fernsehen verbracht. Auch so lernt man was über Land und Leute kennen. Es schien hier jedoch nur die üblichen südamerikanischen Telenovelas zu geben. Ein Lichtblick in Sachen Unterhaltung war kolumbias next topmodel. Im Grunde war es nur eine einstündige geschmacklose Peep-Show lauter hübscher Kolumbianerinnen. Lustig war jedoch ihr Pendant zu unserem dunkelhäutigen Mitmenschen Bruce aus der gleichen Show hierzulande. Ein Asiate, vermutlich auf Speed oder so, machte sich bei verschiedenen Wettbewerben gern selber zum Affen. Dabei hatte ich zusammen mit der kleinen Tochter der Dame des Hauses viel Spaß. Danach habe ich mir noch eine DVD gegönnt und bin dann binnen Sekunden eingeschlafen.
24.01.14:
Heute sollte mich das bisherige persönliche Highlight erwarten. Die beiden Briten ( John und Dave) wollten in ein paar lokale Museen gehen. Da hatte ich aber wenig Muße zu und entschied mich für einen Wanderweg, welcher hier ganz in der Nähe hinter einem Hostel beginnt. Nach dem gestrigen Gelaufe hatte ich mich eher auf ein bisschen “Füße vertreten” am Vormittag eingestellt. Pustekuchen. Direkt am Anfang war klar, dass es eher ein halbes Bergsteigen wird als denn ein wenig durch den Wald zu laufen. Der Wanderweg beginnt direkt hinter dem Renacer Guesthouse, welches am östlichen Stadtrand von Villa de Leyva liegt. Schien auch ein ziemliches gutes Hostel zu sein. Man sollte zusehen, dass man zumindest einen Liter Wasser dabei hat. Der Weg ist teilweise steil und warm. Wie dem auch sei bekam ich eine Karte in die Hand gedrückt…selbstgezeichnet. Der Autor war aber entweder nie hier gewesen oder stark angetrunken, denn das Ding stimmte hinten und vorne nicht. Also zumindest die Sache mit dem Wasserfall schien am falschen Ort und den Weg, den ich nachher gegangen bin, war garnicht eingezeichnet. Wesentlich hilfreicher und zudem auch gesellschaftsleistender waren die beiden Hunde, die mich begleitet haben. Die Beiden haben mir den Weg gezeigt. Die Dame unten meinte noch “in 2 Stunden ist man wieder da”. Die hatte aber wohl einen anderen Weg gemeint als die Hunde. Aber da die Landschaft durchweg ansprechend und die Strecke sehr abwechslungsreich war, ging ich weiter. Ich kam auch an versprochenem “Wasserfall” vorbei. Ein Bach fiel ein paar Meter in die Tiefe. Zumindest ausreichend für eine Abkühlung. Dies war zwar laut Handzettel verboten, aber ich wollte den Hunden ja auch in nichts nachstehen. Es ging weiter, dann auf dem Weg, der schon nicht mehr eingezeichnet war, aber die Hunde machten einen vertrauensvollen Eindruck. Zudem waren sie wesentlich besser zu Fuß gewesen als ich, der immer mal kurz anhalten musste, um Luft zu schnappen. Auf über 2000 Meter passiert das schon mal…zumindest mir. Die Hunde warteten aber brav und sahen, dass ich meine liebe Mühe hatte. An einem Berghang vorbei bot sich dann eine phantastische Aussicht über den Ort und weit darüber hinweg. Das Wetter war klar und eine leichte Brise erleichterte das Vorankommen. Wir machten Rast und der Golden Retriever der beiden lehnte sich direkt an und wollte seine Belohnung in Form von Streicheleinheiten einstreichen, die ihm als Bergführer auch zustanden. Dann ging es noch 20 Minuten weiter, wo es mir dann aber irgendwann zu gefährlich wurde und das Vorankommen wirklich alle Viere erfordert hätte. Wir wollen es ja auch nicht übertreiben. Bergab ging es wie erwartet besser aber immer noch anstrengend. Beim Runtergehen traf ich noch ein Pärchen, die aber bereits die Segel gestrichen hatten. Mit kurzer Hose, kurzem Arm und leichten Schuhen wohl die bessere Idee. Danach bin ich zum Mittagessen gegangen, habe noch ein wenig eingekauft, die Reservierung für mein Hostel morgen geklärt und dann noch ein wenig relaxt.
25.01.14:
Nach einem gemächlichen frühstück packte ich also abermals meine mehr als sieben Sachen zusammen und machte mich über Tunja auf den Weg nach San Gil. Auf der Hälfte der Strecke hielt der Bus an und alle stiegen aus. Da es mitten im Nichts war und nur ein Restaurant und Busse vorzufinden waren, vermutete ich eine verdiente Pause. Da ich aber gut gefrühstückt hatte und beim Essen ungern unter Zeitdruck stehe, nahm ich nur einen Snack ein. Ein Typ quatsche mich nach Feuer an und es ergab sich ein nettes Gespräch über Kolumbien, die politische Lage, was ich hier mache und vieles Weiteres. Ich gab ihm recht, dass die politische Führung des Landes klar mitverantwortlich für die schlechte frühere Situation war und dass es überall Probleme gebe. Er sah ein, dass es viele Touristen einen feuchten Kehricht juckt, warum es im Land unsicher ist und einfach fernbleiben. Zudem ist vor allem in Europa der Ruf immer noch sehr schlecht. Ich huschte schnell wieder in den Bus als der Verantwortliche schon grimmig guckte und bereitete mich auf den nächsten Hollywood Blockbuster vor. Die Klimaanlage war übrigens eher auf dem Level „angenehm“ als denn „Eistundra“.