12.05.2017
Das Frühstück gestaltet sich hier deutlich angenehmer als in der Packer Lodge in Jakarta, da hier der Toaster deutlich schneller arbeitet und das meist der Flaschenhals ist. Wir räumen unser kleines Zimmer. Dieses besteht aus zwei Doppelbetten in einem Doppelstockbett. Wahrscheinlich die ungewöhnlichste Bettenkombination, die ich bisher in einem Hostel zu Gesicht bekommen habe. Wir mieten uns noch einen Roller für den Tag mit dem einfachen Ziel “Süden”.
Wir wollen etwas die Küste erkunden und einen Strand finden. Wir machen uns also auf und schlengeln uns durch die breiten mit Rollern und Autos gefüllten Straßen. Ich bin immer bei voller Konzentration, denn man muss nicht nur auf sich achten, sondern auch auf alle anderen und deren Aktionen vorhersehen. Wenn Jemand links vorne ein Schlagloch vor sich hat, wird er wohl ausscheren, was mich wiederum zu einem Manöver veranlasst.
Die stoppen noch einen einem Postamt, denn die Postkarten müssen noch ihren Weg in die Heimat finden. Wir halten an der Straßenecke und und schauen uns um. Es ein Schild informiert uns, dass das Büro erst wieder um ein Uhr öffnet. Wir fragen die Frau nebenan, die gerade ihr Mittagessen einnimmt. Ein anderer junger Mann kommt auf seinem Roller angefahren und kommt ebenfalls mit uns ins Gespräch. Die Frau geht in einen der hinteren Räume und fängt an mit der Kollegin zu schwatzen. Sie kommen fünfzehn Minuten später wieder zum Schalter zurück. Sie holt ein paar Marken hervor. Wir geben an, dass wir 27 Postkarten nach Europa ersenden wollen. Das ist zuviel für den Briefmarkenvorrat dieses Postamts. Wir müssen ein Hauptpostamt finden, welches besser ausgestattet ist.
Wir sparen uns das für den Rückweg und machen uns weiter auf Richtung Süden.
Wir kommen nach etwa einer Stunde am Meer an. Auf dem Weg dünnt sich der Verkehr aus, die Landschaft wird wieder grüner und man sieht die Leute mit ihren spitzen Strohhüten auf den Reisfeldern arbeiten. Das Meer selber empfängt uns wild und tobend. Der Wind schlägt uns aufbrausend ins Gesicht, die Wellen brechen kraftvoll auf der ganzen Länge des Strandes . Petrus ist entzürnt und gibt uns das klare Zeichen, dass wir unsere Schwimmhosen besser im Rucksack lassen.
Wir essen zu Mittag in einem der unzähligen Restaurants in Strandnähe. Alle sind leer. Zur Hochsaison muss hier definitiv mehr los sein. Viele Restaurants in denen wir im ganzen Land waren, hatten mehr Personal als Gäste. Oftmals ist die Anzahl des Personals hier anders bemessen. In Europa gilt die Regel, wieviele Leute brauche ich, damit der Laden läuft. Hier ist die Frage, wieviele Leute ich anstellen kann aufgrund des Geschäftsumsatzes. Hier beispielsweise schlendert der Besitzer einfach vor seinem Restaurant auf und ab und quatscht mit verschiedenen Leuten. Seine Frau sitzt auf einem Stuhl und steht ab und zu auf. Eine Angestellte arbeitet als Bedienung und eine als Köchin. Dabei ist außer uns Niemand in dem Laden. Welches Konzept nun besser ist, will ich hier mal offen lassen.
Nach ein paar Bildern und Bitten nach Selfies, welche weiterhin häufig vorkommen, machen wir uns wieder auf den Rückweg.
Kurz vor unserer Fahrt zum Flughafen kaufen wir noch ein par Sachen in einem Batik Geschäft ein, einer hier und in vielen Teilen Indonesiens verbreitete Kunstform. Die Muster sind traditionell aber auch verspielt.
Der Flughafen von Yogyakarta ist für die Stadtgröße sehr klein geraten. Der einzige Warteraum quillt aufgrund von Verspätungen über. Unser Flugzeug ist zwar pünktlich da, dafür warten wir aber knappe zwei Stunden auf dem Rollfeld in der Sardinenbüchse. Man bekommt wofür man bezahlt bei LionAir.
Wir treffen gegen Mitternacht in Jakarta ein. Der Landeanflug ist recht unsanft, da es regnet und stürmt. Wir müssen den ersten Versuch abbrechen und kommen erst beim zweiten Landemanöver auf der Piste an. Ein leicht mulmiges Gefühl bleibt beim Fliegen doch immer da.
Als wir im Flughafen auf unsere Koffer warten, beobachte ich einen Flughafenmitarbeiter. Seine Aufgabe ist es, den Fliesenboden zu polieren. Also poliert er unentwegt, über eine knappe Stunde hinweg, die gleichen zwanzig Quadratmeter der riesigen Ankunftshalle. Generell kann man hier von den meisten Böden bedenkenlos essen.
Wir kommen in unserem Hotel an, holen unseren Schlüssel ab, steigen in den Aufzug und drücken auf den silbernen Knopf mit der Nummer fünf. “Wumm…Wumm…Wumm…Wumm” Ruth und ich sehen uns beide an. Es hört sich an, als sei mitten in dem Hotel ein Nachtklub, der gerade seine neue Musikanlage ausprobiert. In unserem Zimmer ist es etwas leiser, aber auch nur geringfügig besser. Wir steigen wieder in den Aufzug nach unten. An der Seite hängt ein Schild. “Underground Revival, 12 Mai, siebter Stock”. Das beantwortet unzufriedenstellend unsere Frage. Der Rezeptionist gibt uns ein Zimmer im ersten Stock, was aber auch nicht wirklich besser ist.
Wir erkunden etwas die Umgebung auf der Suche nach etwas essbarem. Es ist bereits ein Uhr durch. Die Optionen sind überschaubar. KFC, eine Bar mit schlechter 90er Musik, ein riesiger Hooters und ein indonesischer Straßenstand mit mit frischem Fisch und Fleisch. Zur kurzen Erklärung: Hooters ist eine amerikanische Fast Food Kette, in welcher dickbrüstige Frauen mit tiefen Ausschnitten das Essen servieren.
Wir setzen uns an den indonesischen Straßenstand. Ein schmaler junger Mann, eher ein älterer Teenager, ist dort zuständig. Seine vier Freunde sitzen auch am Tisch. Sie quatschen zusammen und hören Musik auf ihren Handys. Wir sitzen auf Plastikstühlen an einem abgewetzten Holztisch praktisch mitten auf der Straße. Direkt neben uns an der Straßenecke ziehen sich die Worte “HOOTERS” in großen, orange-neonfarbenen Lettern die Betonfassade hinauf. Doch während wir essen erlischen die Worte neben uns. Das Feuer des Grills am Essensstand lodert weiterhin ruhig vor sich her, ganz unbeeindruckt. Als wäre nie etwas gewesen.