Lake Toba

26.04.2017
Es geht um sieben aus den Federn, denn auch heute werden wir einige Zeit im Bus verbringen müssen auf dem Weg zum Tobasee. Der Transport hier auf Sumatra ist sehr langsam und kaum planbar, vor allem was die Zeit angeht. In dem Gasthaus hat eine kurz gewachsene junge Frau das Sagen, die den Laden perfekt im Griff hat. Alles ist geordnet, das Essen ist fix zubereitet und schmackhaft und zudem hat sie eine äußerst nützliche Karte für unsere Weiterfahrt zum Tobasee parat. Sehr vorbildlich.
Somit sind wir bis zum Nachmittag unterwegs. Von Berastagi über Kabanjahe und Pematang Siantar bis zu Parapat, von wo aus wir dann ein Boot zur Insel Samosir und genauer zu deren Halbinsel Tuk-Tuk nehmen.
An der Anlegestelle wollte mir schon jemand ein Flugticket von Medan nach Banda Aceh verkaufen nachdem ich im gesagt habe, dass wir dort möglicherweise hin möchten.
Wir checken ins tabo cottage ein. Der Laden ist genauso fein wie er sich anhört. Malerisch direkt am Seeufer gelegen, über viele Holzhütten verstreut und mit einer parkähnlichen Grünanlage zusammengehalten. Es gibt einen Garten und Swimmingpool, ein entspanntes Restaurant und Cafe, einen Kofferträger und eine Naturdusche, die nach oben hin offen ist. Es werden Massagen angeboten und es läuft Lounge Musik. Hier werden wir ein paar Tage bleiben und entspannen, nachdem wir in letzter Zeit doch recht oft von Ort zu Ort gefahren sind, viel Zeit im Bus verbracht haben und einen Dschungeltrek und eine Vulkanbesteigung hinter uns haben.
Am heutigen Abend passiert nicht mehr viel, so wie wir es uns auch vorgenommen haben. Das Abendessen ist wie erwartet überdurchschnittlich und auch “Bratkartoffeln mit Fisch” steht in Deutsch auf der Karte. Drei Hunde, einer davon ein Labrador Retriever, runden das Ambiente hier ab. Obwohl des gehobenen Standards hier, kann man gegen die Preise im Vergleich nichts sagen. Das Zimmer kostet circa 25 Euro oder 390.000 Rupiah und die Hauptgerichte beim Abendessen schlagen mit 3-4 Euro oder 40.000-55.000 Rupiah zu Buche. Da kann man sich nicht beschweren.

die einzige Straße, die durch tuk-tuk führt
Reisfelder

und feurig scharfe Chilis
27.04.2017
Die Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Das Frühstück in Buffetform ist opulent, abwechslungsreich und beinhaltet neben den üblichen Verdächtigen solche Höhepunkte wie Müsli oder Brot. Richtiges Brot Marke “Oberländer”. Ein Gaumenschmaus. Wir langen also kräftig zu und rollen uns anschließend Richtung Pool weiter.
Dieser ist gepflegt und stilvoll in die Grünanlage eingepflegt. Außer uns ist niemand hier und das Wasser ist erfrischend. Generell ist hier wenig los. Es ist Nebensaison und unter der Woche. Man kann direkt auf den See schauen, welcher sich weit und glatt bis an den Horizont erstreckt. Dunst und Wolken kriechen unförmig über die uns umgebenden Bergkuppen von Samosir.
Anschließend erkunden wir ein bisschen die Halbinsel tuk-tuk, welche an die Insel Samosir angeschlossen ist. Eine Umrundung zu Fuß dauert etwa eine Stunde, jedoch ist die Sonne sehr intensiv, es geht auf und ab und kein Lüftchen ist in Sicht.
Am Nachmittag habe ich dann etwas mit meinem Magen zu kämpfen, der etwas zu verdauen versucht, was dort nicht hingehört. Ich lege mich eine Runde aufs Bett und lass mir vom Ventilator frischen Wind zufächern. Nach einer Mahlzeit am Nachmittag geht es etwas besser. Den Abend verbringe ich dann anstatt mit Bier mit Tee und Kuchen. Auch nicht so wild, wie es zunächst den Anschein hat. Ich lese weiter in meinem Buch Replay, was davon handelt, dass ein Mann immer und immer wieder die selbe Phase seines Lebens durchläuft und sich dessen aber voll bewusst ist. Was macht man nun mit dem Wissen und der Allmacht. Oder ist man garnicht so mächtig und gottgleich, wie es zunächst den Anschein hat. Zeitreisen gepaart mit Gedankenexperimenten. Die Mischung reizt mich sehr.
Blick auf den See mit traditionellen Häusern am Bildrand

28.04.17 — 30.04.17 9:58

Am Morgen geht es meinem Magen schon besser. Es war wohl nur irgendwas im Gange, was dem Körper nicht so behagt hat. Nach dem Frühstück überlegen wir unsere nächsten Schritte und buchen unsere Weiterreise nach Pulau Weh mittels zwei Flügen mit einem Stop in Medan, wo wir die nächste Nacht verbringen werden. Fliegen ist hier nur unwesentlich teurer als den Bus zu nehmen und um Längen schneller. Gut zwei Stunden im Flieger gegen etwa 24 Stunden im Bus sprechen eine deutliche Sprache.
Bevor unser Kochkurs um drei Uhr ansteht, erkunden wir noch etwas die Insel zu Fuß. Wir gehen nicht besonders weit und stellen fest, warum hier alle den Roller nehmen und Niemand läuft. Es ist warm und es geht kein Lüftchen. Zudem strahlt der Asphalt die Wärme ab wie ein rieseiger heißer Stein. Auf der Insel scheint genrell wenig los zu sein, zumindest zu dieser Jahreszeit. Außerhalb der Halbinsel tuk-tuk reihen sich ein paar Steinhäuser lose aneinander. Ein paar Reis- und Maisfelder säumen die Felder Felder entlangt der Straße, zwischendurch sind auch ein paar Chilipflanzen zu sehen. Ansonsten aber nicht außergewöhnliches. Die Leute sitzen meist vor ihren Geschäften oder Hauseingängen, was ehrlich gesagt meist ein und das selbe ist. Katzen oder Hunde trotten langsamen Schrittes in den Schatten der Häuser entlang. Oftmals sitzen schon Schulkinder im Alter von zehn Jahren auf dem Roller, um von der Schule wieder nach Hause zu kommen.
Am Nachmittag dann schauen wir bei Heddy vorbei, wo wir tags zuvor einen Kochkurs gebucht haben. Der findet praktisch in ihrem eh schon vorhandenen kleinen Restaurant statt. Heddy selber ist eine schmale Frau, locker gekleidet, offenes Haar. Sie hat bereits vier Kinder zur Welt gebracht und hat hier nun neben ihrem Restaurant auch seit sechszehn Jahren einen Kochkurs im Angebot.
Wir fangen damit an, Kartoffeln, Bohnen, Chili, Tomaten und Ingwer zu schneiden. Weitere Zutat ist der Batak Pfeffer, der hier auf Samosir gedeiht. Eine Kokosnuss raspeln wir per Hand mithilfe ein kleinen Bänkchens mit einem befestigten Metallschaber an einem Ende. Das ist ganz schon viel Arbeit für eine einzige Kokosnuss. Ein Gericht ist vegetarisch, eins mit Hühnchen und in dem anderen gibt es frischen Fisch aus dem See.
Eine Menge Katzen streifen durch das Haus, welche hier zwar nicht zu Hause sind aber sich heimisch fühlen. Der Sohn sitzt in der anderen Ecke des Wohnraums vor dem kleinen Laptop. Er ist hier als Musiker und DJ tätig und bietet nebenbei Touren zur kompletten Insel an. Mehr als einen Job zu haben scheint hier nichts ungewöhnliches. Nach der Zubereitung dann kommt mein persönlicher Grund für die Belegung dieses Kurses mit Ruth, die Verköstigung. Das vegetarische Gericht lässt nichts vermissen und ist dank Kokosnuss und Ananas angenehm fruchtig. Das Hühnchen hat gut Chili abbekommen und ist somit mein persönliches Favorit. Der Fisch, welcher vor vierundzwanzig Stunden wohl noch gelebt hat, könnte frischer nicht sein.
Wir schreiben noch in Heddys Buch unsere Zufriedenheit nieder, aufgrund meiner katastrophalen Handschrift übernimmt Ruth das und stauben noch eine Tüte Gratis Batakpfeffer ab.
Am Abend beginnt dann der Höhepunkt unseres kurzen dekadenten Ausschweifens. Zwei Damen holen uns an der Rezeption zur einstündigen traditionallen Ölmassage ab. Wir gehen in einen Nebentrakt des Hauptgebäudes und legen uns mit dem Bauch auf die speziellen Massageliegen. Ich bekomme die ältere, dickere Frau zugeteilt und sie macht sich auch umgehend ans Werk um an meinem Rücken herumzufuhrwerken. Das ist meine erste professionelle Massage. Sie ist technisch einwandfrei, lässt aber etwas Liebe vermissen.
Gut durchgeknetet beenden wir den Tag und ich lese in dem Restaurant an meinem Buch weiter. Dort ist der Protagonist Jeff bereits in der vierten oder fünften Wiederholung seines Lebens, doch so langsam scheint dieser Kreislauf dellen zu bekommen und es zeichnet sich ab, dass es nicht ewig so weiter geht. Das große “Warum?” bleibt weiterhin ungeklärt und stellt wahrscheinlich das Finale dieses Schmökers da. Generell eine Frage, die wir Menschen lieben.