Camaguey

15.03.13

Nach einem guten Frühstück erklärte mir Maris Mann noch die Südroute nach Camaguey. Da seine Angaben mit der Aussage des Navis übereinstimmten, konnte nichts mehr schief gehen. Er zeigte mir auch noch stolz sein Moped aus der DDR. Alles war eine kommunistische oder sozialistische Vergangenheit hatte ist hier noch zu finden. Nach dem obligatorischen Abschiedsphoto, ging‘s dann über Trinidad, Sancti Spiritus und Ciego de Avila nach Camaguey. Eindeutig eine bessere Wahl als die einschläfernde Autopista. Hüglig bergig und mit grün, Feld und ein paar Palmen. Trinidad selber ist wirklich sehr hübsch. Und architektonisch französisch-kolonial mit üblem Kopfsteinpflaster. Auch die befürchteten Jineteros schienen bei der Masse der Touristen ausgelastet. Ein paar Meter außerhalb könnte ich mir eine feine Aussicht auf einem Mirador, wo glücklicherweise die Ladung Touris wieder gerade in den Bus gepfercht wurden. Zwar kein Valle de Vinales aber einen CUC allemal wert. Sancti Spiritus wurde mit einem Schokoeis für 2MN erkundet. Ebenfalls nett anzuschauen mit einem geschäftigen Markt, wo alles von Uhren, Ersatzteilen und Schuhen bis hin zu Sonnenbrillen verkauft wurde. Durch Ciego de Avila bin ich nur durchgefahren. Ein Schnappschuss wurde auf dem Weg ins wenig schillernde „Florida“ gemacht. In Camaguey sollte am Ortseingang jemand mit meinem Namen auf dem Schild stehen. Die Straßen in Camaguey ähneln wirklich einem Labyrinth und hier hat auch das Navi zum ersten Mal kapituliert, weil es die kleine Straße einfach nicht kannte. Nun führen viele Wege nach Rom und auch ins Zentrum von Camaguey herein. Nach einigen suchenden Blicken fiel ich wohl direkt in das Beuteschema eines lokalen Fahrradfahrers, der mich nebenherfahrend locker von der Seite anquatschte. Ob ich den Weg ins Zentrum von Camaguey suche. Da mir grad nichts Schlaueres einfiel folgte ich ihm. Im Stadtzentrum angekommen wollte er mir direkt seine hervorragende Casa offerieren. Ich gab ihm stattdessen die Adresse meiner reservierten Casa und er nahm die Fährte wie ein Hund auf. Er führte mich zu der Casa eines jungen Mannes, der mich im „Call of Duty: Black Ops“ Shirt begrüßte. Er machte einen sehr vertrauenserdrückenden Eindruck und sah auch nicht wie Sonia aus. Er fing direkt einen an zu erzählen, dass die Casa ausgebucht sei und so weiter und so fort. Nun bin ich aber nicht den ersten Tag auf Cuba und weiß um die Geschicke mancher Leute, wenn es um den Dinero geht. Ich insistierte also und nach ein wenig Palaver, nahm mein Suchhund auf dem Drahtesel abermals die Fährte auf. So langsam wurde mir auch die Existenzberechtigung dieser Berufsgruppe in Camaguey bewusst, denn die Straßen sind nicht nur eng, sondern auch geordnet wie Irrgarten und zudem meist Einbahnstraßen. Wir hielten nach kurzer Zeit an einer neuen Casa. Ein Mann mittleren Alters stelle sich als Wilfredo vor. Das Schild der Casa zeigte jedoch Sonia an, er zeigte mir die Visitenkarte. Die Nummer stimmte und die Straße war auch im Navi nicht verzeichnet. Das überzeugte mich zum Bleiben, zudem war das Zimmer schön mit großem Bett, Küche, Bad und Terrasse/Balkon. Ich gab meinem Guide ein wenig Weggeld in die Hand und er verschwand. Nachdem ich meine Koffer hoch trug  versuchte ich noch dem Mann von der Vereinbarung mit dem Typen und meinem Schild in der Hand zu berichten. Es stellte sich heraus, dass es diesen Typen gar nicht gibt, weil sie mich später erwartet hätten. Ich glaube ja eher, dass der Mann seinen Hintern nicht hochbekommen hat und sich lieber die Beisetzung von Chavez im Fernsehen anschaute. Seine Frau Sonia kam wenig später von der Arbeit (Biologin) und hatte wesentlich besser verständliches Spanisch auf Lager als der Mann. Nach Anweisung fürs Abendessen gab‘s dann noch eine Einweisung in die wichtigsten Punkte Camaguey’s nebst Karte. Die Casa hatte ich mir bereits als Wegpunkt im Navi gespeichert, was sich als sehr wertvoll erwies. Die 1,5 Stunden Ausgang gefielen mir sehr gut. Die Stadt ist reich an Geschäften und vor allem Kirchen. Ein Blick auf den Friedhof offenbarte, dass bei den Toten nicht gegeizt wird. Beim Abendessen traf ich meinen Nachbarn, einen Deutschen. Er ist zum 28. Mal hier in Cuba. Der Grund ist seine Freundin hier, die im 5. Monat schwanger ist. Er erzählte einiges lehrreiches über das tägliche Leben hier, dass er seiner Frau ein Haus gekauft hat und seit langem auf der Suche nach einfachen Plastikstühlen hier ist. Hier gibt es halt einfach andere “Sorgen”.

     

16.03.13

Nachdem die Nachtruhe des Morgens durch übles Katzengeschrei unterbrochen wurde, gab es dann erst mal ein herzhaftes Frühstück mit Früchten, Saft, Tomaten, Milch, Brot, Marmelade und Toast sowie Käse-Schinken Sandwich. Die Küche hier ist mit allen Wassern gewaschen. Dann ging es mit Kamera und GPS gewappnet durch das Labyrinth der Stadt auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten. Im Süden gibt’s den Plaza de la Revolucion hinter dem Casino Campestre. Wenn man den in Havanna gesehen hat, ist es zwar auch ein großer Platz mit bewachtem Monument, strahlt aber bei Weitem nicht das historische Flair aus wie sein großer Bruder in der Hauptstadt. Da ich den Guide nur unzureichend gelesen hatte, suchte ich nach kubanischen Form eines Casinos, was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte. In Wahrheit heißt einfach der große Park so, wo es Aktivitäten für die Kleinen, lokale Essstände und teilweise ohrenbetäubende Musik gab. Danach ging es wieder Richtung Norden, wo es im Gran Hotel einen Top-Blick über die Stadt gibt. Einfach den Aufzug in den 5. Stock nehmen und das letzte Stockwerk laufen. Ins 6te Stockwerk wollte der Aufzug trotz installiertem Schalter nicht. Weiter an der Ecke General Gomez/Independencia ein “maqueta de la ciudad”, also ein Miniaturmodell der Stadt, was besonders hier von Hilfe sein kann. 1$ ist ok. Mehr gibt’s aber auch nicht. Nach einer Erfrischung an den zahlreichen Verkaufsständen hier ging es dann weiter zum Bahnhof. Für Liebhaber von Zügen zu empfehlen aber auch sonst einen Blick wert. An dem Platz des von mir ebenfalls gesuchten „Casa de Arte Jover“ war nur eine Bauruine zu verzeichnen. Generell finden hier gerade einige Arbeiten und Restaurationen statt. Es ging vom Bahnhof aus noch ein Stück Richtung Norden. Abseits von Sehenswürdigkeiten stehen hier neben einer weiteren Kirche nur Wohnhäuser. Da ich aber auch daran interessiert war, schlenderte ich weiter. Spätestens hier hatte es sich mit den sonstigen Touristen komplett erledigt und ich wurde angeschaut, als ob ich mich erlaufen hätte. Aber das war nicht das erste Mal so und ich besuchte einen Laden, der auf 20km² Kleidung, Schuhe, Lebensmittel, Getränke, Hygieneprodukte und u.a. auch Elektronikprodukte verkaufte. Die billigste Mikrowelle für über 100$. Meine in Deutschland hatte vor Jahren 40€ gekostet. Wenn man die Preise mancher Güter hier mal ganz nüchtern auf das staatliche Einkommen von 10-25 CUC monatlich umrechnet, schlackert man mit den Ohren. Gestern erzählte mir mein Nachbar übrigens, dass der kleine Fiat der Familie von 99 hier mit ca. 14000 CUC gehandelt wird. Irgendwo stimmt die Rechnung also nicht. Zurück zum Thema nahm ich dann einen Schlenker durch abseits liegende Wohnviertel zurück zu meiner casa im Westen der Stadt. Ich darf nochmals jedem Besitzer eines Smartphones ans Herz legen, sich mit einem Navi auszustatten. Absolut Gold wert hier. Ansonsten geht aber auch fragen immer. Nach meiner 5-6 stündigen Reise wurde dann wieder das gute alte Powernapping von Havanna aufgegriffen, was mir treue Dienste geleistet hatte. Heut Abend steht dann noch nach dem aller Voraussicht nach guten Essen die „Noche Camagueyana“ auf dem Programm, eine Art Straßenfest mit Livemusik hier jeden Samstag zwischen der Kirche „La Soledad“ und dem Bahnhof. Wollen doch mal sehen, was das Nachtleben hier so zu bieten hat.

…Also bis auf eine Flamencoshow eines Restaurants neben der Kirche waren auf der Straße weder Stände, ein Konzert noch besonders viele Leute zu sehen. Im Guide steht nicht wirklich eine Disco oder Nachtclub drin. Laut Sonia ist eine Disco südöstlich außerhalb der Stadt. Aber nun gut, so bin ich dann gegen 12 wieder heimgekommen und wenig später ins Land der Träume gerutscht.

            

17.03.13

Heute stand zum ersten Mal nichts auf dem Programm. Nach 2 Wochen schob ich mal einen Tag Entspannung rein. Das passte auch ganz gut, da eh Sonntag war. So wurde angenehmerweise reichhaltig um 10 gefrühstückt, was verglichen mit meinem sonstigen Rhythmus in Deutschland jedoch immer noch einen mittleren Schock darstellt. Da ich aber doch irgendwie nicht einfach dumm rumliegen konnte im faszinierenden Cuba. Schnappte ich mir die Kamera und wanderte nochmal ein paar Stunden durch die Stadt auf der Suche nach Motiven im Sinne „Street Photography“. Das geht immer. Zwischendurch gab‘s im Park für 3 MN noch ein Eis. Dazu muss man sagen, dass man an den kleinen Essständen für den Kubaner sehr billig an Essen kommt. Ich habe allerdings bisher einen Bogen um bocadillos/Stullen gemacht und mich meist an Pizza, Eis und Süßes gehalten. Getränke gehen auch immer durchweg. Essen sollte halt entweder heiß oder ganz kalt sein. Also generell Sachen, bei denen es jetzt nicht so wichtig ist, ob sie vielleicht mal etwas standen. Vorsicht ist bei Saucen und Mayo und dergleichen geboten. Bei Früchten zeigt das Aussehen sehr einfach den Grad der Genießbarkeit an. Bis 1pm kann man zudem auch sonntags in vielen Supermärkten und Gemischtwarenläden einkaufen. Man hat zudem nach einigen Tagen raus, ob hier mit MN oder CUC bezahlt wird. Im Zweifel einfach schauen, in welcher Währung der Vordermann bezahlt. Um wieder irgendwie nach meinen Ausschweifungen zurück zum Thema zu kommen, ging ich dann abends abermals zur Dachterrasse des Gran Hotel um den Sonnenuntergang zu bestaunen und abzulichten. Übrigens völlig alleine. Die Gäste des Hotels haben sich ein Stockwerk darunter für 12 $ am mager aussehenden Buffet bedient. Es sei erwähnt, dass man die Gäste an einer Hand abzählen konnte. Dann wurde es Zeit für das Abendessen und eine Proteininfusion namens Pollo. Bis auf die Beine ist mein Körper in 2 Wochen schon leicht eingesackt. Ich habe hier aber auch bisher kein Gym gefunden, wo man mal eben wieder aufpumpen könnte. Da bleiben mir nur ein paar Liegestütz und mehrstündige Märsche als Kompensation. Dafür lernt die Rübe eifrig das hier ständig an einem vorbeifliegende Spanisch. Mein Nachbar Christian bricht morgen Abend Richtung Deutschland auf. Er wird dieses Jahr noch 3 Mal hierher fliegen. Ich zolle ihm meinen Respekt. Gleich wird noch gepackt und schon mal das Segel klar gemacht für meine morgige Reise nach Santiago de Cuba. Bei meinen ca. 10 Stationen in diesem Land  wird jedoch eh meist aus dem Koffer gelebt. Ansonsten wäre ich ja nur am packen. Zusammenfassend gefällt mir Camaguey, aber 2 Tage reichen auch ganz locker aus, da der Stadtkern nicht riesig ist. Auch die Optionen an Ausflugszielen halten sich mit einem entfernten Strand im Norden und ein paar größeren Dörfern im Umkreis doch stark in Grenzen, Auch das morgendliche Konzert der zahlreichen Katzen werde ich nicht vermissen. Dafür scheint die Stadt wahrscheinlich trotz seiner geographischen Lage größtenteils vom Massentourismus verschont. Das wird sich aller Voraussicht nach dann morgen in Santiago wieder ändern.

 

           

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