Namik-Naukluft

Am morgen machen wir uns nun auf, von unserem Allradvehikel auch mal wirklich Gebrauch zu machen und es nicht nur zum Einkauf durch die Stadt spazieren zu fahren. Unser Ziel wurde erst gestern festgelegt, da wir von dem ursprünglichen Plan Etosha umdisponieren mussten. In dem Büro der staatlichen Parkverwaltungsgesellschaft NWR (namibian wildlife reserve) hat uns eine nette Dame eine Umbuchung zum Namik Naukluft Park, etwa dreieinhalb Stunden von Windhoek entfernt angeboten. Somit sind wir nun Richtung Südwesten unterwegs. Im Wagen ist alles verladen, was wir für ein paar Tage Camping im Freien so brauchen sollten.

Kurz hinter der letzten größeren Stadt hört die geteerte Straße dann auch auf uns folgt eine Sand und Schotterstraße. Geteerte Straßen sind hierzulande eher die Ausnahme, weil hier wenige Menschen wohnen und das Land groß ist. Auf dem Weg zum Park verfahren wir uns zum ersten Mal leicht, als wir dem Schild Richtung “Parkbüro” folgen, dessen Schotterpiste einfach im Busch endet. Aber mit Einweisung kann ich den Koloss von Wagen wieder zurücksetzen und wir kommen beim Parkbüro an. Die beiden Damen dort, welche gerade eine absolut ruhige Kugel schieben, informieren uns, dass der “Olivenpass” gerade geschlossen sei und somit nur ein anderer Weg namens “Waterkloof” offen steht. Dafür gibt es Brennholz für 50 Dollar, welche wir gerne mitnehmen. Nun gibt es hier in dem Park außer einer Menge vorwitziger Vögel und klauwütiger Affen keine größeren Säugetiere zu besichtigen, weshalb ich mir eine chronologische Abfolge der Ereignisse spare. Wir unternehmen am darauffolgenden Tag eben eine Wanderung entlang des Waterkloof Wanderweges, nehmen ein erfrischendes Bad in einem kleinen Gebirgssee und versuchen uns in der Klassifizierung der Vögel. Aber das eigentlich spannende ist die Entspannung.

Am Campingplatz sind nur ein paar wenige andere Leute außer uns Beiden. Es gibt zwar fließend Wasser und eine Toilette, aber das war es dann auch. Kein Strom, kein Licht, kein Fernsehen, keine Straße, kein Internet. Nichts. Weniger ist mehr. Ein abgelutschtes Sprichwort aber voller Wahrheit. Ich passe mich direkt dem Biorythmus der Natur an, welcher dem Mensch in weiten Teilen der Welt größtenteils abhanden gekommen ist. Wenn die Sonne untergeht ist Nacht, was hier so gegen halb acht passiert. In Ermangelung an Unterhaltung aber auch aufgrund der absoluten Stille ergreift mich umgehend die Müdigkeit. Morgens holt mich die Sonne dann umgehend aus den Federn. Kein Wecker nötig. Am Nachmittag nach der Wanderung wird dann noch Feuer gemacht. Anzündmaterial ist reichlich vorhanden und braucht nur aufgesammelt zu werden. Alles ist trocken und brennt wie Zunder. Der Wind, welcher ab und zu auffrischt, tut sein übrigens und schon bald lodert ein lustiges Feuerchen. Dann werden die Fleischbuletten aufs Metall geklatscht und fangen postwendend an zu zischen ob der Hitze. Eine kleine Rauchwolke steigt über dem Feuer auf. Wenn man wie ich in einem Apartment in der Stadt wohnt, freut man sich darüber, sich mal wieder in der Natur auslassen zu dürfen.Das Beste aber ist wirklich mit Abstand die Stille. Außer den Vögeln ist kaum etwas zu hören. Ich sitze einfach in meinem Campingstuhl, schaue auf die weite Prärie unter blauem Himmel, nehme einen Schluck und freue mich meines Lebens. Den Wochentag hatte ich schon vorher vergessen. Nun ist es auch mit der Uhrzeit passiert. Ich bin auf Kurs.

Nebenbei erwähnt habe ich gerade angefangen, ein paar Kurzgeschichten von Lovecraft zu lesen, eine Empfehlung meines geschätzten Freundes Waschi. Nicht gerade das beruhigendste Lesematerial in einem Zelt mitten in der stockfinsteren Wüste, aber eindrücklich und mitnehmend. Ich mag eigentlich keinen Horror, weil er oft auf Schreckmomente oder Grusel setzt. Aber hier ist es eher die Angst vor dem Unbeschreibbaren. Ich lese gespannt weiter.