15.09.2018
Und wieder einmal geht es auf Richtung Flughafen mit ein paar Wochen Zeit im Gepäck.
Mein letzter längerer Urlaub ist bereits anderthalb Jahre her und es fühlt sich an, als sei seitdessen eine Ewigkeit vergangen.
Mein allgemeiner Gemütszustand darf an diesem Morgen jedoch als verbesserungswürdig eingestuft werden.
Zum einen weil ich einen ordentlichen Kater habe. Das ist natürlich komplett meiner Trinkerei zuzuschreiben, aber es war der Abschied von meinem alten Team auf dem Oktoberfest in Dublin. Da darf man natürlich keine Schwäche zeigen und außerdem war es überaus unterhaltsam.
Zudem lässt uns am Flughafen kein Automat einchecken und auch die App verweigert sich weil dir von einem anderen Flughafen in Spanien wieder abfliegen. Tja, die Tücken der Technik. Nun reihen wir uns wie eine lange Schlange weiterer Leidgeplagter vor dem Schalter ein. Nach ein paar weiteren Schlangen schaffen wir es aber noch locker in den Flieger, wo ich direkt wieder ins Reich der Träume entfleuche.
Als ich aufwache, ist alles anders. Ich fühle mich deutlich besser und es ist sehr hell. Als ich kurz dachte ich hätte es hinter mir, offenbart mir der Blick aus dem Fenster in luftiger Höhe dass wir uns im Landeanflug auf Santiago de Compostela befinden. Ausgezeichnet. Auf dieser Seite gibt es hingegen durchweg angenehme Überraschungen. Das Wetter empfängt uns mit einer sommerlich und sonnig warmen Brise, die Schlangen sind kurz und die Menschen entspannt.
Wir haben für unsere Zeit hier drüben natürlich ein Mietwagen gebucht, da es ja eine Autoreise werden soll. Ich buche meistens das günstigste Angebot, das seriös erscheint. Wir werden erst überrascht als uns der Schlüssel zu einem Abarth überreicht wird. Dann im Parkhaus stellen wir fest, dass es sich hierbei um eine Sportversion des Fiat 500 handelt. Man hat also den Frauenwagen genommen und ihn mittels Tuning wieder zum Männerauto hochgezüchtet. Sportsitze, Panoramadach, Automatik mit Tiptronik und eine Sportfunktion, welche die Turbo boost Anzeige aktiviert. Ich komme mir vor wie in Need for Speed, da ich ansonsten immer in alten Standardhobeln durch die Gegend juckele.
In Santiago de Compostela werden wir im Hotel Artilleiro herzlich empfangen. Man kann es offiziell als zwei Sterne Hotel bezeichnen, kann aber auch sagen, dass es eine Pension mit Charme ist. Die Lage ist angenehm ruhig, aber wir können trotzdem nach Santiago laufen, was wir wenig später nun auch machen.
Wir sind am Abend relativ ermattet, gehen aber trotzdem noch in eine Kirche auf dem Weg zur eigentlichen Kathedrale. Auf dem Vorplatz werden wir musikalisch mit einer Band empfangen, welche aus Trommeln, Trompeten und Dudelsäcken besteht. Die Kirche selber ist sehr groß und mit einem fein geschmückten Altar ausgestattet. Man sieht ihr aber auch die Jahre an und dass sie wohl im Schatten der großen Kathedrale von Santiago etwas im Schatten steht.
Auf dem großen Platz vor eben jener Kathedrale herrscht buntes Treiben. Alles wird langsam für einen Lauf vorbereitet, welche nach Anbruch der Dunkelheit hier stattfinden wird. Dann ist die Temperatur halt auch deutlich angenehmer. Wir flanieren durch die Gassen, welche mit Schildern, frischen Auslagen und vor allem den draußen sitzenden Leuten zum Abendessen einladen. Das Angebot können wir nicht abschlagen. Meine Frau ist dafür zuständig das beste Angebot ausfindig zu machen und dann wie ein Tiger einzukreisen. Wir landen bei einem Italiener, was natürlich geradezu ketzerisch für den ersten Abend in Spanien ist, aber dafür weiß ich nun, wie Raviolis wirklich schmecken sollten. Also nicht wie die von Maggi aus der Dose auf dem Festival halbwarm. Es wird Brot, Ciabatta und eine Art Kartoffelsalat gereicht. Ein Gedicht.
Auf dem Weg nach Hause kommen wir erneut auf dem Vorplatz der Kathedrale vorbei, welcher sich nun weiter gefüllt hat. Die ganze Stadt macht sich für den Lauf bereit und die Musik begleitet die ganze Szenerie.
Auch am Abend ist es noch angenehm warm, weshalb wir entspannt und in aller Ruhe zu unserer Unterkunft zurückschlendern um Kraft zu tanken für einen neuen Tag.
16.09.2018
Nachdem wir eine angenehme und erholsame Nacht hinter uns haben, überlegen wir wie so oft am Frühstückstisch, wie der Tag denn ungefähr aussehen soll. Wir haben hier zwei Tage in Santiago gebucht, sodass wir heute noch einen Tag zur freien Verfügung ohne Ziel haben.
Unsere Wahl fällt auf die islas cies, eine kleine Inselgruppe die vor Vigo kurz vor der portugiesischen Grenze liegt.
So machen wir uns auf den Weg, da Vigo selbst ungefähr 1 bis 1,5 Stunden mit dem Auto entfernt liegt. Wir nehmen die schnellste Route, was in diesem Fall die Autobahn darstellt. Wir vermuten es schon, dass es hier ähnlich wie in Portugal laufen könnte und prompt fängt uns auf halber Strecke eine Mautstation ab und nach zwanzig Minuten auf der Bahn möchte der gute Herr dann 5,45 Euro von uns kassieren. Wir schlucken kurz und nehmen das zur Veranlassung, ab nun bei google maps die Option “Maut vermeiden” einzuschalten. Wir haben es ja nicht eilig, ganz im Gegenteil.
In Vigo parken wir direkt am Hafen in einem Parkhaus. Aber nicht ein gewöhnliches Parkhaus sondern so ein automatisches Roboterparkhaus. Wir begeben uns auf einen Stellplatz, steigen aus während eine Computerstimme uns fortwährend anschreit und zur Eile auffordert, und dann wird unser Auto zur Seite verfrachtet und in dem Bauch des Kolosses aufgenommen. Ich hoffe, dass ich das gute Stück nachher auch in Einem wiederbekommen.
In Vigo selber stellen wir dann fest, dass die nächste Fähre noch über zwei Stunden auf sich warten lässt und dann auch noch einen kleinen Umweg fährt. Das klingt jetzt nicht so spannend und wir begeben uns erstmal zum Mittagessen.
Das Mittagessen oder Essen generell folgt hier ein paar anderen Regeln als wir es gewohnt sind.
Oftmals bestellt man hier ein Getränk, ein Bier oder Wein oder ne Cola und man bekommt ein Tapas, einen kleinen Happen gratis als Beilage dazu. Das führt dazu, das hier zwar weniger aber öfters gegessen wird. Ein interessantes Konzept und definitiv empfehlenswert weil lecker und kostensparend.
Nach dem Imbiss machen wir uns dann mit dem Auto auf Richtung Süden, weil wir nicht noch eine Stunde auf das Schiff warten möchten.
Direkt außerhalb der Stadt erstreckt sich ein langer Sandstrand. Felsen ragen aus dem Meer, es herrscht buntes Treiben, die Leute verbringen hier ihren freien Tag beim Picknick und ein paar Mutige wagen sich dann auch tatsächlich ins Wasser. Die Temperatur ist, naja, sagen wir erfrischend. Die erste Minute ist etwas hart aber wenn man drin ist, wird man direkt belohnt und weiß sofort, dass man lebendig ist.
Gegen Abend, wenn es hier immer relativ fix kühler wird, begeben wir uns wieder auf die Heimreise, diesmal aber abseits der Autobahn wo wir uns durch kleine Dörfer und kurvige Straßen winden. Gerade richtig für unseren kleinen Straßenflitzer.
Am Abend zurück in Santiago ist die Stadt deutlich belebter als am Samstag noch. Erst dachte ich, dass dies doch sehr komisch scheint aber es hängt mit der Uhrzeit zusammen. Viele Spanier gehen erst gegen neun oder zehn Uhr abends Essen, weil man es auch dann noch gut draußen aushalten kann. Zwischen sechs und neun ist im Restaurant normalerweise wenig los. Wie schon so oft festgestellt, läuft die Uhr in jedem Land etwas anders.